Das Rechtsamt der Stadt Köln hat festgestellt, dass das Konzept „Meet and Eat“ nicht mehr dem Charakter eines Wochenmarkts entspricht.
Genehmigung nicht verlängertKölner Politik will Abendmarkt auf dem Rudolfplatz retten

Der Abendmarkt auf dem Rudolfplatz in Köln
Copyright: Thilo Schmülgen
Der Feierabendwochenmarkt „Meet and Eat“ auf dem Rudolfplatz erfreut sich seit einem Jahrzehnt bei den Besucherinnen und Besuchern großer Beliebtheit. Neben der Hahnentorburg gibt es jeden Donnerstag von 16 Uhr bis 21 Uhr Streetfood, Getränke und typische Marktwaren. Und obwohl weder die Stadt Köln noch die Politik ein Interesse daran haben, das erfolgreiche Konzept zu beenden, steht es vor dem Aus. Wie erst jetzt bekannt wurde, teilte die Stadtverwaltung dem Betreiber Agrar-Konzept am 31. Juli dieses Jahres mit, die Genehmigung für den Wochenmarkt nicht ein weiteres Mal zu verlängern. Somit ist am 30. September 2025 Schluss.
Zum Start im Jahr 2015 gab es noch zehn Stände mit Obst und Gemüse
Das Rechtsamt der Stadt Köln hatte nach einer Prüfung festgestellt, dass „Meet and Eat“ nicht länger den Charakter eines Wochenmarkts erfülle, weil die Stände weit überwiegend verarbeitete Lebensmittel anbieten. Boten beim Start 2015 noch zehn der 24 Stände Obst, Gemüse, Backwaren, Käse, Wurst, Fisch und Blumen an, sind es laut des Veranstalters derzeit nur noch zwei bis drei. „Das Ausgangskonzept hat sich auf Dauer nicht bewährt“, sagt David Frahsek, Geschäftsführer bei Agrar-Konzept.
Die derzeitige Zusammensetzung der Stände bilde ab, was wirtschaftlich funktioniere. Die meisten Besucherinnen und Besucher würden sich abends nach dem Essen und Trinken eben nicht noch einen Blumenstrauß oder Gemüse mit nach Hause nehmen, sagt Frahsek. Dennoch gebe es neben den gastronomischen Angeboten auch weiterhin klassische Wochenmarktstände, die zum Beispiel in der Saison Spargel und Erdbeeren verkaufen oder italienische Feinkost anbieten.
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Ins Rollen gebracht hatte das ganze CDU-Ratsmitglied Werner Marx, der im Rechnungsprüfungsausschuss im nicht-öffentlichen Teil im Jahr 2023 Anfragen zur Rechtmäßigkeit des Wochenmarkts „Meet and Eat“ gestellt hatte, den er laut Protokoll als „eine tolle und von der Bevölkerung sehr gut angenommenen Veranstaltung“ bezeichnete. Aber: „Aktuell ist festzustellen, dass auf dem Platz kein einziger Stand mit dem Angebot von Lebensmitteln (Obst, Gemüse...) vorzufinden ist.“ Marx bat um eine Einschätzung der Verwaltung, wie der Markt „rechtssicher betrieben werden kann“. Nachdem er zunächst von der Stadt die Auskunft erhalten hatte, der Wochenmarkt sei zulässig, bezog er zudem die Bezirksregierung Köln als kommunale Aufsichtsbehörde ein.
Für die Stadt Köln gibt es nur einen äußerst engen Spielraum
Für die Stadtverwaltung gibt es rechtlich betrachtet nur einen äußerst engen Spielraum. Denn Wochenmärkte unterliegen strengen Regeln. So ist auch der Verkauf alkoholischer Getränke laut der Gewerbeordnung nur dann erlaubt, wenn diese aus selbst gewonnenen Erzeugnissen des Weinbaus, der Landwirtschaft oder des Obst- und Gartenbaues hergestellt wurden. Auf dem Feierabendmarkt am Rudolfplatz sind an den Ständen dennoch alkoholische Getränke erhältlich. Das ist dem Vernehmen nach allerdings 2015 zwischen dem Betreiber und der Stadt so vereinbart worden.
Bleibt das Problem, dass es für einen Wochenmarkt zu wenig Obst- und Gemüsehändler gibt, denn auch das gibt die Gewerbeordnung vor. Versuche, deren Anzahl wieder zu steigern, sind offensichtlich gescheitert. Wie zu erfahren war, versuchten Stadt und Betreiber bereits, durch reduzierte Mieten wieder vermehrt Händler dieser Art anzulocken, jedoch vergeblich.
Dass „Meet and Eat“ von der Stadtverwaltung nicht länger als Wochenmarkt eingestuft wird, ist aus Sicht der Betreiber fatal. Denn alternativ bliebe nur, das Format als Veranstaltung beim Ordnungsamt anzumelden. Das hat allerdings zwei entscheidende Nachteile: Zum einen fallen für Wochenmärkte vergleichsweise geringe Gebühren an, zum anderen wäre es nicht möglich, dass eine Veranstaltung auf dem Rudolfplatz wöchentlich stattfindet. „Das Format funktioniert allerdings nur wöchentlich“, sagt Betreiber David Frahsek.
Kölner Stadtverwaltung soll einen Weg für eine Fortsetzung finden
Aus seiner Sicht müsse es jetzt darum gehen, einen Weg zu finden, den Feierabendmarkt zu erhalten, ohne den Charakter zu sehr zu verändern. Viel Zeit bleibt dafür allerdings nicht. „Wir werden die Verträge mit unseren Standbetreibern kündigen müssen, weil wir jetzt für die Zeit nach dem 30. September nicht mehr planen können“, sagt Frahsek. Kommt eine Lösung jetzt nicht sehr schnell, wird es also kaum möglich sein, ohne weiteres kurzfristig jemanden zu finden, der mit seinem Stand einspringt.
Die Politik will jetzt retten, was noch zu retten ist. Im Hauptausschuss des Stadtrats haben Grüne, CDU, SPD, Linke, FDP und Volt gemeinsam beantragt, dass die Stadtverwaltung sicherstellen soll, dass der Abendmarkt auch nach dem 30. September in seiner bisherigen Form wöchentlich fortgeführt werden kann. Die Verwaltung soll demnach alle rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten prüfen, um eine dauerhafte Genehmigung sicherzustellen und dem Stadtrat noch vor Ablauf der aktuellen Vereinbarung eine tragfähige Lösung vorlegen.
CDU-Ratsmitglied Werner Marx, der das Thema angestoßen hatte, bringt nun seinerseits alternative Vorschläge ein. So könnte der Feierabendmarkt seiner Ansicht nach in einer rechtssicheren Form als Veranstaltung jede Woche auf einen anderen Platz in der Stadt wandern. Auf diese Weise ließe sich die Begrenzung an den jeweiligen Orten einhalten und gleichzeitig könnte „Meet and Eat“ weiterhin jede Woche stattfinden.