Kampf um ImpftermineKölner Praxis für Hämatologie und Onkologie schlägt Alarm

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Impfzentrum Koeln

Das Impfzentrum in der Kölner Messe

Köln – Wenn es nicht so bitter wäre, könnte man das alles als Realsatire betrachten. Nicht nur die über 80-Jährigen verbrachten nervenaufreibende Tage und Wochen damit, sich einen Impftermin gegen das Coronavirus bei der Kassenärztlichen Vereinigung zu beschaffen.

Auch Ärzte wie Prof. Dr. Stephan Schmitz, seine vier Kollegen sowie die 24 medizinischen Angestellten der Praxis für Hämatologie und Onkologie in Köln, Am Sachsenring, führen seit Wochen einen bisher ausweglosen Kampf um einen Impftermin.

Sie tun das nicht nur für sich selbst, sondern für ihre vielen Krebspatienten, die aufgrund ihrer Erkrankung und eines extrem geschwächten Immunsystems zur Hochrisikogruppe zählen. Immerhin werden laut „Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland“ (BNHO) mehr als die Hälfte aller Krebspatienten nicht in Krankenhäusern, sondern in ambulanten Einrichtungen, Schwerpunktpraxen und Tageskliniken behandelt. Die Erfahrungen, die Schmitz samt Team bisher machte, stehen beispielhaft für die vielen ambulanten Krebspraxen in NRW.

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Kölner Praxis steckt im Teufelskreis 

„Wie Radio Eriwan“, resümiert Prof. Schmitz, „keiner weiß Bescheid.“ Die Briefe, die er ans Landesministerium, Kassenärztliche Vereinigung, den Berufsverband und andere Einrichtungen schrieb, die Telefonate, die er mit der Stadt Köln, der Feuerwehr, dem Gesundheitsamt und diversen anderen Ämtern führte, endeten in der Summe bestenfalls mit Sätzen wie: „Oh, dafür sind wir nicht zuständig, wenden Sie sich an...“ oder „Habe ich mir notiert“.

Meist aber blieben die Schreiben unbeantwortet oder enthalten wie die jetzt eingetroffene Mail der Kassenärztlichen Vereinigung den Hinweis „….haben wir zur Kenntnis genommen“. Mittlerweile gehört zur fast täglichen Routine für Mitarbeiter der Praxis dieses Prozedere: Anruf bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wegen Impftermin-Nachfrage. Dort heißt es: Bitte wenden Sie sich an das Bürgertelefon des Landes. Das verweist an die Stadt Köln. Die empfiehlt, sich mit der Feuerwehr in Verbindung zu setzen. Die kann aber nichts machen ohne Impftermin. Also alles wieder von vorn.

Impfpriorität für medizinisches Personal

Dabei heißt es in der Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums vom 21. Dezember 2020, dass der Anspruch auf Schutzimpfung mit höchster Priorität gegen das Coronavirus auch für die gelte, die in „medizinischen Einrichtungen regelmäßig Personen behandeln, betreuen oder pflegen, bei denen ein sehr hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit den Coronavirus-Sars CoV-2 besteht, insbesondere in der Onkologie oder Transplantationsmedizin“.

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Auch die Ständige Impfkommission und das Robert Koch-Institut empfehlen die priorisierte Impfung als Risikominimierung für die gesamte ambulante Versorgung. Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat aber per Erlass vom 13. Januar den Kreis der Berechtigten eingeengt. Demzufolge sind „niedergelassene Ärzte – gleich welcher Fachgruppe – …zurzeit nicht in der höchsten Impfpriorität berücksichtigt“.

Prof. Stephan Schmitz dazu in seinem Brief an Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet: „… es kann und darf aber nicht sein, dass zum Beispiel Personalabteilungen oder patientenfern arbeitende Mitarbeiter in Krankenhäusern geimpft sind, und unsere Mitarbeiterinnen, die jeden Tag in engem Kontakt mit Krebspatienten arbeiten, vernachlässigt werden.“

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