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Phänomen in KölnWas die baumelnden Schuhe mit einem Serienmörder zu tun haben

Lesezeit 3 Minuten
daniel-von-appen-8a3DLFqu4V4-unsplash

Schuhe hängen an einem Kölner Straßenschild.

  1. Ein alter Trend lebt wieder auf: An immer mehr Orten in Köln baumeln Schuhe an Laternen und Bäumen.
  2. Um das Phänomen ranken sich zahlreiche Legenden. Doch es ist nicht nur unterhaltsam. In Köln kostete der Trend zwei Schüler beinahe das Leben.

Köln – Das Phänomen gibt es seit Jahrzehnten, seit ein paar Monaten ist es auch in Köln wieder vermehrt sichtbar: „Shoefiti“ – Sneaker, die an Laternen, Bäumen und Stromkabeln über Straßen und Bürgersteigen baumeln. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, dass der Trend besonders in Bilderstöckchen wieder auflebt. Aber die Schuh-Installationen sind zum Beispiel auch in Ehrenfeld und rund um den Ebertplatz vermehrt zu bewundern.

Die Herkunft der Shoefiti (angelehnt an „Graffiti“) ist umstritten. Einst sollen sie in den USA Orte markiert haben, an denen Drogen verkauft wurden oder Gang-Mitglieder getötet wurden. In einer anderen Version gehen Shoefiti auf einen alten Brauch zurück, bei dem Männer mit Schuhen im Fenster das Ende ihrer Jungfräulichkeit markierten.

Shoefiti hat über die Jahre extreme Auswüchse angenommen. So ist eine Abwandlung zum Beispiel der „Shoe tree“ – ein Baum, der über und über mit Schuhen behängt ist. Bäume dieser Art gibt es weltweit, aber insbesondere in den USA zuhauf. Auch hier ist nicht klar, ob es lediglich eine Variante von Shoefiti ist, oder ob das Phänomen einen eigenen, anderen Ursprung hat.

Streitende Ehepaare und Serienmörder

Eine urbane Legende besagt, dass der erste Shoe tree auf ein streitendes Ehepaar zurückgeht. Demnach band der Mann die Schuhe seiner Frau in den Baum, damit sie nicht weglaufen konnte.

Laut einer anderen Legende aus Michigan, USA, gab es einen Serienmörder, der die Schuhe seiner Opfer als Trophäen an einen Baum nagelte.

Wahrscheinlicher ist da schon Verbindung von Shoefiti zur „Great Depression“, der Wirtschaftskrise der USA in den 1930ern. Damals hängten Menschen alte Schuhe raus – für Nachbarn, die sich keine leisten konnten.

An anderen Orten der Welt stehen Schuhe im Baum schlicht für Glück oder dienen der Erinnerung an Verstorbene.

Trend kann auch gefährlich werden

Dass mit Shoefiti jedoch nicht nur spannende Legenden und Bräuche, sondern auch ganz reale Probleme einhergehen, ist besonders in Köln bereits deutlich geworden. 2011 war ein Shoe tree nahe der S-Bahn-Station Hansaring entstanden. Bei dem Versuch, mit einer Eisenstange nach den Schuhen zu angeln, gerieten zwei Schüler an die Bahnüberleitung und erlitten einen schweren Stromschlag. Einer der Schüler musste zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Beide überlebten die Aktion.

Schuhbaum 2011

Am Hansaring versuchten Schüler 2011, Schuhe aus einem Baum zu angeln – mit fatalen Folgen. (Archivbild)

Aktuell sieht die Deutsche Bahn Shoefiti nicht als Problem. „Aber es gilt klar: Bahnanlagen sind keine Abenteuerspielplätze“, sagt eine Bahnsprecherin. Auch die KVB musste nach eigener Aussage bisher noch nicht eingreifen, weil Sneaker an Gleisen hängen.

Anders sieht es bei der Rheinenergie aus. „Wir kennen das Phänomen seit Jahren. Freileitungen haben wir in Köln kaum, da hängen also keine Schuhe dran. Aber wenn sie zum Beispiel an Laternen hängen, wir davon erfahren und Gefahr für den Verkehr herrscht, holen wir sie zügig runter“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Bürger könnten solche Fälle über die Service-Hotline melden.