Affenpocken-Fälle in Köln„Für einige das Schlimmste, was sie je durchgemacht haben“

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Elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren

Köln – Die Zahl der Affenpocken-Fälle in Köln steigt weiterhin stetig an, bis Donnerstag wurden dem Gesundheitsamt 110 Infektionen gemeldet. Alle Personen, deren Infektion registriert wurde, sind laut Stadt Männer. 75 der Patienten sind aktuell krank und in Quarantäne. Einige von ihnen werden von Christoph Wyen betreut, der eine infektiologische Schwerpunktpraxis am Ebertplatz leitet.

„Wir sehen bislang noch keine große Welle, in unserer Praxis sind es aktuell zwei bis drei Infektionen pro Tag“, sagte Wyen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er hatte ebenso wie einige andere Experten zuletzt einen Anstieg infolge des Christopher Street Days (CSD) in Köln befürchtet.

Diese sind bislang nicht zu beobachten, was jedoch auch an der langen Inkubationszeit liegen kann. Laut Gesundheitsamt liegt diese im Durchschnitt bei sieben bis neun Tagen, in Einzelfällen macht sich die Infektion noch wesentlich später bemerkbar. „Im Lauf der nächsten Woche können wir über mögliche Auswirkungen der Events rund um den CSD mehr sagen“, so Wyen weiter.

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Bis zu acht Prozent der Affenpocken-Patienten im Krankenhaus

Erste Daten würden zeigen, dass etwa fünf bis acht Prozent der Affenpocken-Patienten in stationäre Behandlung müssten. „Auch einige unserer Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden, der Grund waren Probleme an der Schleimhaut, die zu schweren Schmerzen beim Schlucken oder Darmbeschwerden geführt haben“, sagte der Facharzt. Die Verläufe seien sehr unterschiedlich.

„Einige Patienten sagen, die Krankheit sei das Schlimmste, was sie je durchgemacht haben, bei anderen verläuft die Krankheit harmlos.“ Inzwischen sei klar, dass die Anzahl der Pocken nichts über die Schwere des Verlaufs aussage. Die gute Nachricht: „Wirklich lebensbedrohliche Fälle hatte ich bislang noch nicht.“ Für Menschen mit gesundem Immunsystem gelten die Affenpocken als nicht besonders bedrohlich.

Kölner Uniklinik impft seit Ende Juni gegen Affenpocken

Der Pocken-Impfstoff, der auch vor den Affenpocken schützt, steht weiterhin nur in knappen Mengen an der Uniklinik zur Verfügung. Insgesamt 120 Dosen erhielt die Uniklinik bislang vom Land. Die dortige Infektionsambulanz impft enge Kontaktpersonen von Infizierten seit dem 27. Juni. Eine Affenpocken-Erkrankung kann mithilfe einer schnellen Impfung auch nach dem Erstkontakt mit dem Virus noch entscheidend gemildert oder abgewandt werden.

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„Es melden sich täglich rund 10 Personen zur Impfung gegen Affenpocken bei der Infektionsambulanz der Uniklinik Köln“, sagte ein Uniklinik-Sprecher am Freitag. Wenige Dutzend Dosen seien noch vorrätig, in den kommenden Tagen erwartet man die nächste Lieferung des Landes.

Laut Gesundheitsamt sollen ab Montag auch Schwerpunktpraxen wie jene von Christoph Wyen mit Impfstoff beliefert werden. Kontaktpersonen können das Gesundheitsamt kontaktieren, um eine der wenigen Dosen vermittelt zu bekommen. Mit großen Liefermengen ist erst ab Herbst zu rechnen.

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