Wegen U-HaftKölner Motoren-Dieb verpasst die Geburt seiner Tochter

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Der Hauptangeklagte mit seiner Verteidigerin Sabrina Buelli im Amtsgericht Köln

Köln – Niemand schöpfte Verdacht, als die firmenfremde Zugmaschine wie selbstverständlich auf das Gelände einer großen Spedition im Umfeld der Ford-Werke fuhr. Der Fahrer koppelte einen Anhänger mit 132 hochwertigen Automotoren an und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Die professionell geplante Tat scheiterte jedoch an einem menschlichen Bedürfnis.

Schranke zum Kölner Speditionsgelände stand offen

Der Haupttäter und ein Komplize mussten sich am Donnerstag vor dem Kölner Amtsgericht verantworten, nachdem der Prozess vergangene Woche nach einem Corona-Verdacht unter Wachtmeistern abgesagt werden musste. „Tut mir leid, dass das letzte Woche nicht geklappt hat, wir waren bereit“, sagte Richter Karl-Heinz Seidel zu Beginn zu den beiden Beschuldigten.

Der 33-jährige Hauptangeklagte legte über seine Verteidigerin Sabrina Buelli ein umfassendes Geständnis ab. Er habe in der Ukraine von einem Mitarbeiter der Spedition den Tipp bekommen, dass man relativ leicht auf das Gelände gelangen könnte. Tatsächlich stehe dort zur „Rush Hour“ die Schranke offen, wie ein Verantwortlicher der Firma im Zeugenstand bestätigte.

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Mit eigener Zugmaschine nach Köln gefahren

Man sei über die Slowakei nach Deutschland und schließlich nach Köln gefahren, sagte der Angeklagte, und habe das Speditionsgelände zunächst ausgespäht, dann sei der 33-Jährige mit seiner eigenen Zugmaschine darauf gefahren. „Ich habe nach einem passenden Anhänger gesucht“, sagte der Täter, erst hinterher will er nachgesehen haben, was dieser geladen hatte.

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Von der Fahrt nach Deutschland seien die Täter aber so übermüdet gewesen, dass man sich zunächst auf dem Niehler Hafengelände und später in einem Industriegebiet in Kerpen schlafen gelegt habe, statt direkt wie vorgesehen mit der Beute und zwei Komplizen nach Polen zu fahren, um dort die Ford-Motoren im Wert von etwa einer Million Euro zu verkaufen.

Haupttäter verpasste die Geburt seiner Tochter

Einen Tag später hatten Verantwortliche der Spedition den Diebstahl bemerkt und den Standort des Anhängers per angebrachten GPS-Sender ermittelt. Die Polizei wurde alarmiert und die Täter, die sich immer noch in Kerpen befanden, festgenommen. Seit September saßen sie sich in U-Haft. Ein Schaden entstand im Endeffekt nicht, die Motoren gingen zurück zu der Spedition.

Geldnot habe ihn zu der Tat verleitet, sagte der studierte Mediziner. Er leide laut seiner Anwältin besonders darunter, die Geburt seiner Tochter verpasst zu haben. „Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben“, sagte Richter Seidel dem Angeklagten, der ein Jahr und drei Monate Haft auf Bewährung erhielt, aufgrund des größeren Tatbeitrags drei Monate mehr als sein Komplize. Die Haftbefehle hob der Richter auf, die Angeklagten dürfen zurück zu ihren Familien in der Ukraine.

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