Das Ursulinengymnasium nimmt zum kommenden Schuljahr erstmals Jungen auf. Noch im Sommer hatte es dagegen Widerstand unter den Eltern gegeben.
Historische Wende in KölnUrsulinengymnasium nimmt erstmals Jungs in der Unterstufe auf

Die Ursulinenschule im Kunibertsviertel
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Im Sommer hatte es noch Proteste aus der Elternschaft gegen die Pläne des Erzbistums gegeben. Nun ist es amtlich: Das Erzbischöfliche Ursulinengymnasium im Kunibertsviertel wird zum kommenden Schuljahr auch Jungen zulassen. Dafür hätten sich die Schulkonferenzen, in denen Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte paritätisch vertreten sind, am Mittwochabend geeinigt, teilte das Erzbistum mit. Bislang handelt es sich bei der Schule um eine Einrichtung, die bis zur Oberstufe Mädchen vorbehalten ist.
Jungen werden somit ab dem Schuljahr 2026/2027 in der fünften Klasse aufgenommen, wo sie gemeinsam mit den Mädchen unterrichtet werden. Auch in der benachbarten Ursulinenrealschule werden künftig Mädchen und Jungen gemeinsam lernen. Bislang wurden dort auch schon Jungen unterrichtet, allerdings in reinen Jungenklassen.
Gemeinsamer Unterricht mit Mädchen
„Schule steht nie still, sondern bedeutet permanente Entwicklung“, sagte die Schulleiterin des Ursulinengymnasiums, Monika Burbaum. Mittlerweile würden mehr und mehr Familien ihre Kinder auf das Ursulinengymnasium schicken, weil das Angebot hochwertig sei und weniger, weil es sich um eine Mädchenschule handele. „Unsere Angebote sind für Mädchen und auch für Jungen attraktiv und wir freuen uns, unsere Expertise in Zukunft allen Kindern zugutekommen lassen zu können.“
Die Schulpflegschaft bezeichnete den Wandel als „historisch“. Das Ursulinengymnasium stehe „vor einem bedeutenden Schritt in seiner Entwicklung“, sagte die Vorsitzende Cornelia Vondey. Die Entscheidung zur Öffnung für Jungen ab dem kommenden Schuljahr sei das Ergebnis intensiver Gespräche zwischen Schulleitung, Lehrerkollegium, Elternschaft und Träger. „Sie dient nicht nur der pädagogischen Weiterentwicklung, sondern auch der langfristigen Sicherung des Schulstandorts in einer sich wandelnden Bildungslandschaft“, so Vondey.
„Wir sehen eine solche Konzeptänderung kritisch“
Von „Schlag ins Gesicht“ war die Rede
Noch im Sommer hatte es Widerstand von Eltern und Schülern gegen die Umwandlung der Schule gegeben. Von „Schock“ und einem „Schlag ins Gesicht“ war die Rede gewesen. „Wir entwickeln hier ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Und machen eben in dem geschützten Raum die Erfahrung, dass auch wir Mädchen im Mittelpunkt stehen können“, sagte damals eine Schülerin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sonst schöben sich oft eher die Jungen in den Vordergrund. „Wir sehen eine solche Konzeptänderung kritisch“, ergänzte damals Schülersprecherin Lia Bartels. Die Sorge sei, dass sich die Schulatmosphäre nach und nach verändere. Auch die Schulpflegschaft äußerte sich damals kritisch.
Offenbar haben Erzbistum und Schule die Schulpflegschaft vom neuen Konzept in der Zwischenzeit überzeugen können. „Für viele Eltern, Schülerinnen und Ehemalige ist der Wandel mit starken Emotionen verbunden“, räumt Vondey ein. „Der Abschied von dieser Exklusivität fällt nicht leicht – doch er öffnet zugleich neue Türen für Vielfalt, Begegnung und gemeinsame Entwicklung.“ Bildung auf hohem Niveau, soziale Verantwortung und christliche Orientierung blieben erhalten.
Konzept hat überzeugt
„Ich finde es schade, weil jetzt in der Schullandschaft etwas fehlt“, sagt Sandra Kemser, deren beide Töchter das Ursulinengymnasium besuchen beziehungsweise besucht haben – die ältere hat gerade Abitur gemacht. Beide Töchter hätten sich bewusst für die Schule im Kunibertsviertel entschieden. Das Konzept und der „tolle naturwissenschaftliche Zweig“ hätten sie überzeugt. „Die Mädchen können ihr Ding machen und werden sehr gut gefördert von sehr engagierten Lehrerinnen und Lehrern“, sagt Kemser. Unklar sei ihr immer noch, warum das Erzbistum die Kehrtwende vollzogen hat. „Mein Stand war, dass die meisten Eltern und Schülerinnen das nicht wollten und mir ist kein wirklicher, nachvollziehbarer Grund bekannt.“
Eine Schülerin (15) sagte, sie finde es schade, dass eine lange Tradition am Ursulinengymnasium nun ende. „Viele meiner Mitschülerinnen fühlen sich sehr wohl in den Mädchenklassen.“ Sie halte es für ein gutes Konzept, dass Mädchen in der Unter- und Mittelstufe unter sich lernen könnten und erst in der Oberstufe gemeinsam mit Jungen.
Die Mädchen können ihr Ding machen und werden sehr gut gefördert von sehr engagierten Lehrerinnen und Lehrern
Am Tag der offenen Tür (15. November) haben Eltern und Kinder die Möglichkeit, sich mit dem neuen Schulkonzept vertraut zu machen. Die Türen sind geöffnet in der Zeit von 9.30 bis 13 Uhr.