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Pläne des ErzbistumsUrsulinengymnasium soll keine Mädchenschule mehr sein –Widerstand bei Eltern

Lesezeit 4 Minuten
Ursulinengymnasium, Köln-Innenstadt

Immer wieder werden Schülerinnen des Ursulinengymnasiums naturwissenschaftlich und technisch kreativ, wie hier mit einem kleinen Satelliten zur Energiegewinnung. 

Die Schulgemeinschaft will Mädchenschule bleiben und sieht die Pläne kritisch.

Es ist eine Bildungsinstitution in Köln: Seit fast 400 Jahren gibt es die traditionsreiche Erzbischöfliche Ursulinenschule als einzige Mädchenschule in Köln. Damit hat die Schule in Trägerschaft des Erzbistums ein Alleinstellungsmerkmal. Ginge es nach dem Erzbistum Köln, ist damit nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Schuljahr 2026/27 Schluss. Der derzeitige Plan ist, das Gymnasium ab diesem Zeitpunkt koedukativ zu führen – das heißt, die Schule auch für Jungen zu öffnen.

Dagegen regt sich in der Elternschaft Widerstand. Auch innerhalb der Schülerschaft und der Lehrerschaft wird eine solche Umstellung kritisch gesehen. Viele in der Schulgemeinschaft sind nicht glücklich mit dem Kurs des Erzbistums und auch nicht mit der Art und Weise, wie eine solche grundlegende Änderung nun angegangen wird. Dem Vernehmen nach wurde den Gremien der Schule der Plan des Erzbistums völlig überraschend verkündet, ohne dass die Schulgemeinschaft vorab in die Überlegungen einbezogen worden ist.

Schwerpunkt auf Mint-Fächern

„Für viele Eltern war das ein Schock und ein Schlag ins Gesicht“, berichtet Cornelia Vondey, die Vorsitzende der Elternpflegschaft der Schule auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eltern wie Schülerinnen hätten sich schließlich ganz bewusst für eine Mädchenschule entschieden. Das seit Jahrzehnten praktizierte Schulkonzept sei überaus erfolgreich auf die Förderung von Mädchen ausgelegt. Die große Mehrzahl der Eltern wünsche sich, dass das genau so bleibe. Eine traditionsreiche Institution mit einem solchen Alleinstellungsmerkmal dürfe nicht so einfach aufgegeben werden.

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Bislang setzt die Schule in ihrem didaktischen und pädagogischen Konzept bewusst auf Mädchenförderung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt neben den musischen Fächern auf den naturwissenschaftlichen Fächer und Informatik. Während diese Fächer an klassisch koedukativen Schulen eher selten von Mädchen gewählt werden, ist das in der Ursulinenschule anders: „Wir entwickeln hier ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Und machen eben in dem geschützten Raum die Erfahrung, dass auch wir Mädchen im Mittelpunkt stehen können“, beschreibt es eine Schülerin der Einführungsphase. Sonst schöben sich doch oft eher die forscheren Jungen in den Vordergrund.

„Wir sehen eine solche Konzeptänderung kritisch“, sagt Schülersprecherin Lia Bartels. Die Sorge sei, dass dann einfach dieser spezielle Fokus auf die Mädchen nicht mehr so intensiv vorhanden sei und die Schulatmosphäre sich dann nach und nach verändere. „Das war aber genau der Grund, warum viele Schülerinnen die Schule gewählt haben und dafür teilweise weite Anfahrtswege in Kauf nehmen.“

Regelmäßige Auszeichnungen in Schulwettbewerben

Der Beleg für den Erfolg des Konzepts sind regelmäßige Auszeichnungen der Schülerinnen etwa in naturwissenschaftlichen Schulwettbewerben, wo sie sich dann oft gegen gemischte Teams anderer Schulen durchsetzen. „Wir wollen doch gezielt weibliche Fachkräfte und Frauenförderung gerade in diesen Professionen und den Mint-Studiengängen. Das gelingt hier in vorbildlicher Weise. Da sind solche Pläne des Erzbistums kontraproduktiv“, so Vondey.

Gerade in der sensiblen Phase der Pubertät, in der sich Mädchen in gemischten Lerngruppen oft zurückhalten, sei der Schutzraum für die Entwicklung besonders wertvoll, weil sonst eben die Jungen oft die dominantere Rolle übernehmen, so Vondey. Das wird auch von Lehrkräften der Schule bestätigt, die vorher koedukativ unterrichtet haben.

Sorge vor sinkenden Anmeldezahlen

Das bisherige Konzept sieht vor, dass die Schule bis zur Oberstufe eine reine Mädchenschule ist. In der Oberstufe können dann Jungen aus der Ursulinenrealschule, die das Abitur machen möchten, dazukommen. Hintergrund der Umstellungspläne ist wohl die Sorge vor sinkenden Anmeldezahlen. Derzeit ist die Schule dreizügig. Es gab aber auch Jahre, in der die Schule vierzügig war.

Angesichts des Schulplatzmangels in den städtischen Gymnasien wünschen sich die Eltern eher einen anderen Weg: Statt quasi vorauseilend auf koedukativ umzustellen und damit das Alleinstellungsmerkmal aufzugeben, solle man von Seiten des Erzbistums ganz gezielt mit einer Kampagne selbstbewusst für die Vorzüge dieser Schulform als Mädchenschule werben. Das Erzbistum bestritt auf Anfrage, dass im Hinblick auf die Umwandlung schon eine finale Entscheidung getroffen sei. Es gebe zu dem Thema lediglich „einen Beratungsprozess“.