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Kölner CityHier soll keiner mehr einziehen – Verschwindet das Mini-Häuschen bei Karstadt?

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf das kleine Häuschen, das im Schatten des großen Karstadt-Gebäudes steht.

Das kleine Häuschen steht im Schatten des Karstadt.

Das merkwürdige kleine Häuschen im Schatten des großen Karstadt-Gebäudes in der City gehört seit Kriegsende zum Stadtbild. Doch nun scheinen seine Tage gezählt.

Das Haus Am Alten Posthof 8 steht da wie ein abgebrochener Zahn. Ein schmuckloses, dreistöckiges Gebäude, recht verloren zwischen dem großen Karstadt-Haus und dem Komplex mit dem Schuhhaus Görtz. Generationen von Kölnern und Besuchern haben sich gefragt: Wie kann sich dieses Häuschen in der Riesen-Nachbarschaft halten? Und wieso steht es überhaupt da? Doch nun bahnt sich eine Veränderung an.

Das Spezialgeschäft für Theaterschminke und Kerzen, das hier seit Kriegsende firmierte, ist vor einiger Zeit aus- und in die Herzogstraße umgezogen. Im Fenster des leeren Ladenlokals hängt ein Zettel mit der Aufschrift: „Nicht zu verkaufen, nicht zu vermieten.“ Hier soll ganz offensichtlich niemand mehr einziehen.

Signa Holding hat Häuschen gekauft

In der zweiten Gebäudehälfte befindet sich seit 2014 das kleine Restaurant „Maultasche“. Inhaber Michael Hahn erzählt, dass das Haus vor kurzem von den privaten Besitzern verkauft worden ist – an die Signa Holding, zu der auch Karstadt gehört. Auswirkungen auf seinen Mietvertrag habe dies aber bisher nicht.

Doch wie zu erfahren war, soll das kleine Haus wohl abgerissen werden. Die Signa Holding reagierte auf wiederholte Anfragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Kauf und der Zukunft des Gebäudes allerdings nicht. Die Signa Holding befindet sich wegen der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof derzeit in Turbulenzen. Und auch der Karstadt-Gebäudekomplex selbst steht aktuell in der Diskussion. So gibt es Überlegungen eines Investors für den Abriss des Kaufhauses und einen Neubau mit Hotel, Wohnungen, Büros und Ladenlokalen. Karstadt wäre damit raus. Und das kleine Häuschen würde bei dieser Veränderung sicher auch verschwinden.

Kaufhaus Peters war Vorgänger von Karstadt

Doch wie kam es überhaupt dazu, dass es hier so einsam steht? Ulrich Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs sagt, dass sich hier vor dem Zweiten Weltkrieg – damals hieß der Straßenabschnitt noch Streitzeuggasse – drei Häuser befanden. Die heutige Nummer 8 und ein Nachbarhaus beheimateten beide „Schenkwirtschaften“. 1930 kam ein weiteres Häuschen hinzu, das das damalige Kaufhaus Peters an der Ecke Zeppelinstraße baute.

Das Kaufhaus Peters war zwischen 1912 und 1914 auf dem heutigen Karstadt-Gelände errichtet worden. Im Zweiten Weltkrieg wurde es komplett zerstört. Der Nachfolgebau entstand bis 1963, zunächst firmierte man als „Kaufhaus Peters“, dann als „Karstadt Peters“ und schließlich als „Karstadt“.

Das Häuschen Nummer 8 war wie seine Nachbarn im Krieg zerstört worden, wurde aber als einziges wieder aufgebaut – und erlangte damit seine Solitärstellung – wenn auch eine wegen der tristen 50er-Jahre-Bauweise wenig glänzende. Ein historisches Foto, das in der „Maultasche“ zu sehen ist, zeigt das Gebäude vor den Trümmern des zerbombten Kaufhauses Peters. Die Nummer 8 sei wohl in sehr großer Eile und mit einfachsten Mitteln wieder aufgebaut worden, sagt der Inhaber der „Maultasche“.

Haus am Karstadt wurde hastig wieder aufgebaut

Als er renovierte, fand er zum Beispiel einen Ast als Füllung und Stütze über dem Türsturz. Ebenso stieß er auf den alten Bierkeller, der noch von der Vorkriegs-Schankwirtschaft stammt. Wie schnell sich für das Haus, das auf genau 80 Quadratmeter Grund steht, etwas ändern wird, ist unklar. Michael Hahn verkauft seine Maultaschen erst mal in aller Ruhe weiter. Veränderungen brauchen in Köln ja erfahrungsgemäß eine Weile. In der Regel haben Großprojekte wie der angedachte Abriss von Karstadt eine Vorlaufzeit von fünf bis sechs Jahren.

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