Bizarre Mail im PostfachWie Internetbetrüger einen Kölner Autoverkäufer abzocken wollten

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Ein Auto auf dem Display eines geöffneten Laptops

Wer im Internet Autos kauft oder verkauft, sollte die gängigen Betrugsmaschen kennen.

Die Täter lockten den Kölner buchstäblich mit einer Kiste voller Geld.

Eine E-Mail von einem Captain der amerikanischen Streitkräfte? Hat man ja eher selten im Postfach, Andreas Krämer (Name geändert) kürzlich zum ersten Mal. Zwei Tage zuvor hatte der Kölner sein Auto auf der Online-Plattform autoscout24.de zum Verkauf eingestellt. Einen Crossover SUV, 31.000 Euro will Krämer für das Fahrzeug haben.

Als einer der ersten Interessenten meldet sich ein gewisser Morris Scott. Ob das Auto noch zu haben sei, fragt er knapp. Krämer schickt ihm eine Mail zurück und bejaht – und dann wird es abenteuerlich. Scott schreibt erneut. Er sei derzeit auf dem US-Militärstützpunkt in Al-Tanf in Syrien stationiert. Sein Auftrag: „die Sicherheitsmaßnahmen gegen die Bedrohung der Europäischen Union und der Vereinten Nationen durch Russland im Kalten Krieg verstärken.“ Den Wagen wolle er zum angegebenen Preis kaufen. „Vom Aussehen und der Beschreibung her bin ich zufrieden.“

Köln: Betrüger gibt sich als amerikanischer Soldat aus

Aber eigentlich will Captain Scott auf etwas ganz anderes hinaus. Er weiht Andreas Krämer ungefragt in ein brisantes Geheimnis ein, eines, für das sich nun die Kölner Polizei interessieren dürfte. Denn Krämer sollte hereingelegt werden. Der angebliche Soldat ist ein Betrüger.

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Bei der Razzia in einem Terroristenlager, schreibt Scott in seiner Mail, hätten er und seine Truppe 6,7 Millionen US-Dollar sichergestellt. Doch er habe nicht die gesamte Summe an die Militärbehörde weitergeleitet, einen Teil habe er für sich abgezweigt, in eine Kiste gepackt und beim Roten Kreuz untergestellt. Um die Kiste nun an den Behörden vorbei aus Syrien herauszukriegen, benötigt er offenbar ausgerechnet die Hilfe eines ihm völlig unbekannten Kölners, der im Internet sein Auto verkaufen will. Dafür verspricht er Andreas Krämer 20 Prozent des unterschlagenen Betrags.

Polizei empfiehlt, jeden Betrugsversuch zur Anzeige zu bringen

„Spätestens bei der Kiste voll Geld war natürlich klar, dass das alles Quatsch ist“, sagt Andreas Krämer am Telefon. Er brach den Kontakt ab. Hätte er sich weiter darauf eingelassen, hätte Captain Scott ihn als nächstes aufgefordert, eine „Auslösungsgebühr“ oder ähnliches zu überweisen. Oder eine angebliche Bank hätte sich gemeldet und dies getan. Oder eine Behörde oder wer auch immer.

Denn der Kern der Masche ist immer gleich: Mit der Aussicht auf das große Geld werden die Opfer geködert und aufgefordert, in Vorleistung zu treten. Tun sie das, sehen sie ihr Geld nie wieder. Den versprochenen Gewinn natürlich auch nicht. Die Maschen kursieren seit mehr als 20 Jahren, in immer verschiedenen Varianten, angepasst an die jeweilige Weltlage.

Mal ist es ein Soldat aus Syrien, mal ein General aus Afghanistan und Anfang der Nullerjahre gaben sich die Betrüger als US-Militärangehörige im Irak aus. Dahinter steckt die so genannte Nigeria Connection, Profi-Abzocker, die in dem westafrikanischen Land seit Jahrzehnten als Einzeltäter oder in losen Gruppen operieren. Aber so absurd ihre Maschen auch klingen – bis heute fallen weltweit Menschen darauf herein.

Autoscout24 warnt vor Tricks der Betrüger

Autoscout24 warnt daher auf seiner Homepage vor den gängigsten Tricks der Betrüger. Mit dem ADAC, der Polizei, mobile.de und Kleinanzeigen hat das Unternehmen sich außerdem zur Initiative „Sicherer Autokauf im Internet“ zusammengeschlossen. Die Polizei empfiehlt grundsätzlich, nicht auf die Mails der Betrüger zu antworten und jede vollendete Tat sowie jeden Versuch zur Anzeige zu bringen.

Genau das will auch Andreas Krämer tun. Sein Auto hat er immer noch nicht verkauft. Aber Captain Scott Morris hat er von der Liste der Interessenten gestrichen.

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