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Polizei ermitteltAngebliche Rocker drohen Kölnern über Whatsapp mit Mord

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Hells Angels Whatsapp 2

DieWhatsapp-Nachricht enthält ein Foto, das einen Mann mit Gewehr zeigt

Köln – Der Mann, der sich an einem Dienstagnachmittag im April über Whatsapp bei dem Kölner Familienvater Anton Krämer (Name geändert) meldet, nennt sich Dmitry Bishop. Er behauptet, Mitglied der „Hells Angels“ zu sein. Krämer hat noch nie von ihm gehört, kennt auch die mitgesendete Absendernummer nicht, mit der Vorwahl aus Spanien. Bishop schreibt viel wirres Zeug, aber die Botschaft am Ende ist deutlich: „Wenn du nicht antwortest, werde ich meinen besten Männern den Befehl geben, jedes Familienmitglied zu töten, das wir finden.“

Kölner bekommt Foto von Mordopfer über Whatsapp

Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, hat Dmitry Bishop seiner Textnachricht zwei Fotos angehängt: Eines zeigt eine Person, die ein Gewehr in der Hand hält; das andere das blutverschmierte Gesicht eines offenbar hingerichteten Mannes, dem drei abgeschnittene Finger aus dem Mund ragen.

Anton Krämer starrt regungslos auf sein Handy. In seinem Haus wohnt tatsächlich ein Mitglied der Rockergruppe „Hells Angels“. Nur wenige Minuten, bevor die Whatsapp eintraf, hatte Krämer den Mann im Hausflur getroffen und flüchtig gegrüßt. Zufall? „Ich war auf jeden Fall verunsichert“, erzählt Anton Krämer, der mit seiner Familie im Kunibertsviertel wohnt.

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Polizei Köln ermittelt in mehreren Fällen

Die Polizei bestätigt auf Anfrage, ihr seien mehrere solcher Fälle bekannt, wenn auch bislang nur „vereinzelt“. Es seien Strafverfahren eingeleitet worden. „In allen hier bekannten Fällen sind die Inhalte der Nachrichten weitestgehend identisch“, berichtet Sprecherin Annemarie Schott. Das gelte auch für die angehängten Fotos des mutmaßlichen Mordopfers. Man gehe daher davon aus, dass es sich immer um denselben Absender handele. Doch was will der?

Seine lange Textnachricht liest sich so, als sei sie von einer schlechten Übersetzungssoftware ins Deutsche übertragen worden: „Hier sehe ich, dass Sie mehrere Berichte von unseren Eskorten, dass Sie nur halten stören und fragen nach Informationen zu den Eskorten, um sie ihre Zeit verschwenden, da wir Regeln haben und wir haben Geld verloren, weil die Mädchen haben Service storniert sprechen Sie wir haben Sie bestraft und Sie wissen, wie die Dinge mit uns arbeiten.“ Kurzum, so viel immerhin wird irgendwann klar: Anton Krämer soll „bezahlen“ – für was auch immer. Ein konkreter Betrag wird nicht genannt, Krämer solle sich schnell zurückmelden, jedenfalls wenn er laut Dmitry Bishop „das auf gutem Weg in Ordnung bringen“ wolle.

Foto zeigt Opfer des mexikanischen Drogenkriegs

Das mitgeschickte Foto des Leichnams wurde bisher in anderen Zusammenhängen verwendet. Bei einer Bild-Recherche im Internet stellt sich der Tote als mutmaßliches Opfer des mexikanischen Drogenkrieges heraus. Gleich mehrere Empfänger der kryptischen Whatsapp-Nachricht tauschen sich auf einer Internetseite aus, die Neuigkeiten über Spam-Nachrichten und Fake-Anrufe sammelt. Der Kölner Polizei ist es bislang nicht gelungen, den Mann, der sich Dmitry Bishop nennt, zu identifizieren. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Absendernummer „gespooft“ ist, also mit einer speziellen Software verschleiert wurde. Das macht die Rückverfolgung schwierig.

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Die Polizei empfiehlt, Nachrichten per Whatsapp, die von einer unbekannten Nummer stammen und Zahlungsaufforderungen oder Drohungen enthalten, grundsätzlich zur Anzeige zu bringen. Hilfreich für die Ermittler sind Screenshots der Nachrichten. Darüber hinaus raten die Experten, sich nicht durch „bedrohliche, einschüchternde oder schockierende“ Botschaften verunsichern zu lassen. Am besten sei es, gar nicht zu reagieren und die Anrufnummer im Zweifel zu blockieren, sollte es mehrere Kontaktversuche geben.

Anton Krämer hat nach einem Moment des Zweifels genau das getan: einen Screenshot zum Beweis angefertigt und die Nachricht gelöscht. Beantwortet hat er sie nicht. Dmitry Bishop hat sich bis heute nicht wieder gemeldet.

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