Köln früher und heuteWarum das Klettenberger Postamt keine Jugendstilfassade mehr hat

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PostamtKlettenberg

Das Postamt Köln-Klettenberg war früher einmal ein echter Hingucker, wie hier auf einer alten Postkarte zu erkennen ist.

Köln-Klettenberg – Es ist ein stolzes Fleckchen Köln, auf dem etwa im Jahr 1910 das Postamt Klettenberg entsteht. 1888 wird Klettenberg zu Köln eingemeindet und erlebt daraufhin einen enormen Aufschwung. Klettenberg und auch Sülz sind zwar noch dörflich strukturiert, entwickeln aber rasch großstädtische Züge. Der „Feurige Elias“ dampft ab 1898 als Vorgebirgsbahn über die Luxemburger Straße Richtung Brühl und Bonn.

Architekt des Klettenberger Postamts unbekannt

Der Klettenberg-Park wird von Gartendirektor Fritz Encke auf dem Gelände einer Kiesgrube angelegt, und auch der Äußere Grüngürtel wertet die Stadtteile auf. Großbürgerliche Siedlungen, Alleen und Parks sorgen für gehobene Wohnqualität, von der sich ein aufstrebendes Bürgertum, das Geschmack für sich in Anspruch nimmt, angesprochen fühlt.

Zu den Neubauten gehört das Postamt an der Kreuzung Luxemburger Straße/Sülzgürtel. Der Architekt sei ihm zwar nicht bekannt, sagt der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings. Der strenge Baustil verweise aber womöglich auf einen Anhänger Josef Hoffmanns, der einen geometrischen Jugendstil ohne florale Elemente etabliert habe.

Früher Prunk, heute schmucklos

Was früher „state oft the art“ war, ist heute allerdings kein Hingucker mehr. Das Gebäude, das auch ein Stück des Sülzgürtels flankiert, habe den Zweiten Weltkrieg zwar weitgehend unbeschadet überstanden. Die Nachkriegsgestaltung mit der blinden Eck-Fassade sei jedoch nichts weniger als „grauenhaft“, urteilt Ulrich Krings. Früher hätten die Fenster über dem Eingang an der Kreuzung den Blick bis zu den Schornsteinen des Goldenberg-Kraftwerks in Hürth-Knapsack freigegeben, weiß der Denkmalpfleger zu berichten.

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Heute verschanzt sich das ehemalige Postamt hinter einer gesichtslosen Wand aus leicht abwaschbaren Kacheln. Im Erdgeschoss befand sich einmal eine Gaststätte, heute ist dort die Adresse eines Bestattungshauses. Nicht ganz unpassend für ein Gebäude, das der Kölner Denkmalexperte Krings als regelrecht „verhunzt“ bezeichnet. Immerhin zähle die Umgebung nach wie vor zu den schönen Seiten des so stolzen Stadtteils.

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