„Die verschleppten Kinder der Ukraine“Klitschko stellt Buch in Köln vor – „Wir werden um jedes Kind kämpfen“

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Pressekonferenz zur Buchvorstellung "Gestohlene Leben - die verschleppten Kinder der Ukraine": Porträt von Wladimir Klitschko

Wladimir Klitschko stellte in Köln ein Buch über deportierte ukrainische Kinder vor.

Der frühere Schwergewichtsweltmeister im Boxen stellte „Gestohlene Leben – Die verschleppten Kinder der Ukraine“ am Rande der Digital X im Mediapark vor.

Wladimir Klitschko schaut aus dem 30. Stock des Kölnturms im Mediapark auf die Stadt. Er sieht Menschen über die Digital-X-Messe wuseln, Flugzeuge, den Dom, den hellen Spätsommerhimmel über Köln – und Klitschko denkt an die Ukraine. „Es ist ein ganz anderes Bild hier als in jeder Großstadt der Ukraine“, sagt der 47-jährige ehemalige Schwergewichtsweltmeister im Boxen. „In der Ukraine können keine Flugzeuge fliegen. Man sieht in jeder Stadt Zerstörung – nicht nur von Gebäuden, sondern von Leben.“ Klitschko präsentiert an diesem Tag in Köln das Buch „Gestohlene Leben – Die verschleppten Kinder der Ukraine“.

Buch-Vorstellung zum Weltkindertag

Um diese Kinder geht es Klitschko und Co-Autorin Tatjana Kiel am Weltkindertag, 20. September, in Köln. Fast 20.000 von ihnen sollen laut Nationalem Informationsbüro der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf russisches Gebiet verschleppt worden sein, tatsächlich, so sagt Klitschko, seien es aber deutlich mehr, „Russland spricht aus Propagandazwecken sogar von 700.000.“

Wegen der Verschleppung von Kindern hat der Strafgerichtshof in Den Haag im Frühjahr 2023 einen Internationalen Haftbefehl gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin erlassen. Klitschko erinnerte daran, dass schon seit der russischen Annexion der Krim 2014 und dem russischen Einmarsch im Donbass ukrainische Kinder „verschleppt und gebrainwasht“ worden seien. „Das führt dazu, dass heute Brüder, die 17, 18, 19 sind, die Waffe aufeinander richten.“

Klitschko-Buch dokumentiert Geschichten 16 ukrainischer Kinder

Klitschko, Tatjana Kiel und ein Team von Rechercheuren und Schreiberinnen um Mykola Kuleba, Dörte Kruppa, Nina Paul und Sabine Oelmann haben für das Buch die Geschichten von 16 ukrainischen Kindern dokumentiert, die in die Ukraine zurückgeholt werden konnten.

In besonderer Erinnerung geblieben ist Klitschko Juri, ein Junge, der in Cherson in einem Boxclub gewesen sei und nach der Deportation schwer traumatisiert. Als er mit ihm übers Boxen geredet habe, „haben seine Augen kurz aufgeleuchtet“. Richtig über das Erlebte sprechen könnten die meisten Kinder nicht, sagte Klitschko. Die Geschichten der Kinder sind mit Hilfe der Eltern rekonstruiert worden.

Porträt von Wladimir Klitschko und Tatjana Kiel

Tatjana Kiel und Wladimir Klitschko

„Sie werden keinen Spaß haben, dieses Buch zu lesen“, sagte Klitschko, „es ist ein Buch des Schreckens.“ Er bitte die Menschen trotzdem darum: Nur so könne die Welt von den schlimmsten Kriegsverbrechen an der jungen Generation erfahren. Tausenden ukrainischen Kindern sei ihre Kindheit und Jugend gestohlen worden. „Sie sind binnen weniger Wochen um 20 Jahre gealtert, sie haben jedes Vertrauen in sich selbst verloren“, schreibt der jüngere Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im Vorwort des Buchs.

163 Kinder seien mithilfe der ukrainischen Hilfsorganisation „Save Ukraine“ und unterstützt von der deutschen Nicht-Regierungsorganisation #WeAreAllUkrains bislang zurückgeholt worden. „Die Zahl kann uns nicht zufrieden stellen“, sagte Tatjana Kiel. „Wir werden um jedes Kind kämpfen“, kündigte Klitschko an. „We keep on punching“ – „Wir schlagen weiter. Jedes gerettete Kind zählt.“

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