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„Eindeutiger Nutzen“Wie die Seilbahn am Rhein die Verkehrswende bringen könnte

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Die Seilbahn in Koblenz

Köln – Seilbahnen als Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs in Städten rücken immer stärker in den Fokus. Wurde der Ansatz vor wenigen Jahren noch als unrealistische Utopie abgetan, haben Verkehrsexperten weltweit den ernsthaften Nutzen erkannt. Das Bundesverkehrsministerium hat jetzt beim Planungs- und Beratungsunternehmen Drees und Sommer sowie dem Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart eine Studie über die „stadt- und verkehrsplanerische Integration urbaner Seilbahnprojekte“ in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, die Kommunen bei der Umsetzung zu unterstützen. „Obwohl im Vorfeld häufig und heftig umstritten, wollen die Menschen dort, wo sie umgesetzt ist, ihre Seilbahn nicht mehr missen“, sagt Sebastian Beck von Drees und Sommer.

Das Ministerium nennt als Beispiel für eine Stadt, die sich ernsthaft mit dem Bau von Seilbahnanlagen als Ergänzung zu Bus und Bahn beschäftigt, Köln. Der Verkehrsausschuss des Stadtrats hatte vor knapp zwei Jahren ganz konkret eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben – passiert ist seitdem allerdings nur sehr wenig. Es stehe zu befürchten, dass das Vorhaben verschleppt werden soll, ist aus dem Rathaus zu hören.

Niemand will eine Seilbahn vor dem eigenen Fenster

Dem Vernehmen nach soll es außerdem so sein, dass vor allem eine Seilbahn am Breslauer Platz auf Höhe der Hohenzollernbrücke und der gegenüberliegenden Messe geprüft wird. Das könnte allerdings das frühzeitige Aus bedeuten, denn es gilt als unwahrscheinlich, dass sich die hohen Masten einer Seilbahn mit dem Status des Doms als Weltkulturerbe vertragen würden. Ein weiteres Problem stellen die Überfahrtsrechte dar. „Viele Menschen sind zwar von den Vorteilen einer städtischen Seilbahnanlage überzeugt, doch niemand will, dass sie am eigenen Wohnort direkt am Wohn- oder Schlafzimmerfenster vorbeiführt“, sagt Experte Beck.

Seilbahn-KoelnerNorden-01

Mögliche Seilbahntrassen im Kölner Norden

Nachdem die Ratsgruppe GUT in Köln die Idee eines 33 Kilometer langen Seilbahnnetzes vorgestellt hatte, das im Zick-Zack-Kurs über den Rhein verläuft, gründete sich eine zunächst studentische Gruppe mit dem Namen Urban Netways. Der Kerngedanke ihrer „vernetzten Seilbahn“ besteht darin, dass die Passagiere beim Kauf einer Fahrkarte mit ihrem Smartphone das Fahrziel definieren und dann an der Haltestelle in eine Gondel steigen, die sie auf direktem Weg und ohne Zwischenhalt und Umweg dorthin bringt – es handelt sich also um eine Art Shuttle-Service, der deutlich mehr Passagiere befördern könnte als eine herkömmliche Seilbahn.

Aus der Studentengruppe hat sich inzwischen das Kölner Planungsbüro Urban Netways gegründet, das ab sofort mit der Technischen Hochschule Köln kooperieren wird. Ein Ziel der Zusammenarbeit soll darin bestehen, eine Computersimulation zu entwickeln, mit deren Hilfe sich verschiedene Seilbahntypen vergleichen lassen. So könnte jede Stadt herausfinden, welches Modell für ihre Zwecke besonders gut geeignet wäre.

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Als Musterstrecke für eine Seilbahnverbindung haben sich die Forscher den Kölner Norden ausgesucht, weil es dort möglich wäre, die Gondeln über unbebauten Flächen schweben zu lassen und weil dort im Gegensatz zum Süden der Stadt bislang keine neue Rheinbrücke geplant ist. Mit einer Seilbahn dort ließe sich das linksrheinische Stadtbahnnetz problemlos mit Flittard, Stammheim und Leverkusen verbinden. Eine Modellrechnung zeigt, dass eine Fahrt von Chorweiler bis Leverkusen-Mitte mit einer vernetzten Seilbahn 19,6 Minuten dauern würde – mit der Bahn sind es derzeit 38 Minuten zuzüglich einer Wartezeit von bis zu 20 Minuten. „Eine solche Verbindung im Norden hätten eindeutig einen verkehrlichen Nutzen“, sagt Professor Volker Stölting von der TH Köln.

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Für die Studie des Bundesverkehrsministerium werden in den kommenden Wochen noch Städte ausgewählt, in denen Workshops zum Seilbahnbau stattfinden sollen. Ob Köln dabei sein wird, ist noch offen. Die Kölner Verkehrs-Betriebe wollen die eigene Machbarkeitsstudie erst im November beauftragen – fertig wäre sie dann im Februar 2022.