„Heute will ich das Leben genießen“So war der Wiedereinstieg ins Kölner Club-Leben

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Die Angst vor Corona schien überholt – die Kölner Clubs sind wieder offen.

Köln – Es herrscht eine ausgelassene Stimmung – gezwungenermaßen, so scheint es, denn an diesem Freitag Abend dürfen die Clubs und Diskotheken in Köln das erste Mal seit drei Monaten wieder öffnen. „Klar, den Krieg in der Ukraine, das hat man im Hinterkopf, das kann man nicht ganz loswerden. Aber heute versuchen wir das bewusst zu vergessen und uns abzulenken“ sagt Nina, 21 aus Euskirchen.

Sie steht zusammen mit ihrer Freundin in der Schlange vor einem Corona-Testzentrum in Ehrenfeld, um sich mit einem negativem Schnelltest Zutritt zu den Clubs zu verschaffen. Kurz nach 22 Uhr finden sich in der Roonburg die ersten Partygäste auf der Tanzfläche. „Früher wurde es hier erst ab Mitternacht voll und jetzt sind die Leute direkt auf der Tanzfläche, das ist für mich neu“ sagt Lukas Sungen, der heute mit Freunden seinen 26. Geburtstag in der Roonburg feiert. „Ich habe einen Test gemacht, bin zweimal geimpft und habe das Gefühl hier wird gut auf die Regeln geachtet, ich fühle mich auf jeden Fall sicher -auch ohne Maske.“

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Zum ersten Mal seit drei Monaten sind die Clubs und Diskotheken in Köln wieder geöffnet.

Einlasskontrollieren geht schneller als früher

Auf der Partymeile am Hohenzollernring scheint die Angst vor Corona auch schon überholt. „Ich glaube irgendwann wird es eh jeder bekommen“, sagt Laura 21 während sie in der Schlange vor der Klapsmühle ihren Impf- und Testnachweis aus der Tasche fischt. „Klar, wenn man krank ist, ist das schlimm, aber ich will mir vorher doch nicht den ganzen Spaß nehmen lassen.“

„Wir sind auch die letzten aus unserer Clique, die nach Karneval noch kein Corona haben und heute nochmal feiern gehen können“ erzählt eine andere junge Frau, die rauchend neben dem Eingang zur Klapse steht. Die Stimmung ist gut, nur sei es heute nicht so voll, wie früher, berichtet sie. Die Anstehschlange vor der Tür ist recht kurz. Es gibt kaum Wartezeit. „Wir sind mittlerweile geübt“ sagt ein Mitarbeiter der Security Firma, die an diesem Abend den Einlass kontrolliert. Da geht das schnell. Die Mehrheit sei auch gut vorbereitet und habe alles dabei. „Nur manche verstehen nicht, warum sie trotz Booster-Impfung auch noch einen aktuellen Schnelltest brauchen. Die schicken wir dann in die Testboxen nebenan, bevor es Diskussion gibt.“

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Am Eingang der KlapsMühle wird der Corona-Impfstatus von Türstehern überprüft.

„Endlich ist dieser Freiheitstag da!“

Aus dem Club dröhnen Nena und der Pur Party Hitmix auf die Straße, es riecht nach Zigarettenqualm. Erste Flaschensammler tauchen auf. „Das Leben genießen, Leute treffen, Spaß haben“ Das ist der Tenor und die Erwartung vieler an diesem Abend, die in der Anstehschlange leicht angetrunken und erwartungsvoll um sich blicken. „Wir haben uns seit Monaten darauf gefreut, endlich wieder tanzen zu gehen“, sagt die 26-jährige Jana Ivanov, die im Vanity feiert. „Endlich ist dieser Freiheitstag da!“ „Ja, endlich.“ betont auch ihre Freundin Mirlinda Nikqui. „Auch wenn es schade ist, dass die Clubs nicht ganz so voll sind. Wir genießen den Abend.“

Ebenso Mandy, 25: „Mir haben meine Mädels den Abend geschenkt, ich hatte kürzlich einen Schlaganfall, da habe ich gemerkt, wie schnell alles vorbei sein kann. Ich soll eigentlich nicht rauchen, nicht trinken, aber mal ehrlich ich bin 25 Jahre alt, natürlich nutze ich jetzt das noch aus, was ich noch habe, heute ich will ich mein Leben genießen und feiern“, sagt die Auszubildene aus Bergheim.

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Auch im „Vanity“ wird gefeiert.

Schlange vor Club in Ehrenfeld

Ortswechsel Ehrenfeld. Hinter der bunt bestickerten Zugangstür zum Club Helios37 dröhnt der Bass. Silhouetten tanzen im blauen Strobolicht. Der Club ist erst seit einer halben Stunde geöffnet, dennoch bildet sich bereits eine Schlange vor der Tür und auch beim Testzentrum nebenan. „Ich finde es eigentlich ganz gut, wenn es nicht so voll wird“, sagt Lukas Ruppert, Student aus Köln. „Ich mag das Gefühl ein wenig Platz beim Tanzen zu haben und mich nicht wie die Sardinen zu quetschen.“

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Der Student empfindet die Stimmung als sehr gut, auch wenn alles ein bisschen gedrückter ist, als vorher. „Ich informiere mich im Moment viel zur Ukraine und bringe das auch oft in Gespräche ein, aber heute bin ich hier, um mich abzulenken. Und die meisten anderen auch. Über den Krieg lässt sich halt auch nur schwer auf Partys reden.“

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