Hinter dem Kölner DomDas passiert auf der Baustelle am „Laurenz-Carré“

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Köln – Alexander Pauls hält kurz inne, als er über seine Baustelle in Richtung Dom schaut. „Einen besseren Ausblick gibt es in Köln nicht“, sagt der Vorstand der Gerch-Gruppe, die das Laurenz-Carré gerade vollkommen neu gestaltet. Er steht in der unverputzten dritten Etage des künftigen Bürogebäudes, das direkt hinter dem Roncalliplatz entsteht.

Ein paar Meter weiter: Das Senats-Hotel. Der denkmalgeschützte Senatssaal sieht derzeit nach einer unverputzten Baracke aus, wird aber wiederhergestellt. Stilprägende Elemente wie die verzierte Decke und die geriffelten Wände wurden aufwendig herausgenommen und werden kurz vor Fertigstellung des Baus wieder eingesetzt. Aus dem ehemaligen Saal wird nun ein Restaurant, das öffentlich zugänglich ist – nicht nur für die Gäste des ersten deutschen „Radisson Red“-Hotels, das bis 2024 stehen soll – mit der alten, ebenfalls denkmalgeschützten Fassade.

Kölner Innenstadt: Auch geförderte Wohnungen geplant

Daneben, im ehemaligen Music Store, ist ein Wohnblock geplant, der auch zum Carré gehört. Im Erdgeschoss sollen sich Restaurants, Cafés und Geschäfte nahtlos in das Stadtbild einfügen. Auch in der spektakulären Innenstadt-Lage soll es nicht nur hochpreisige Wohnungen geben. „Es gibt keine Sonderregeln für diesen Standort, wir werden die Vorgaben für sozialen Wohnungsbau erfüllen, so wie jeder andere auch“, erklärt Pauls.

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Alexander Pauls von der Gerch-Group.

Bedeutet: 30 Prozent der Wohnungen sind sozial gefördert. Die Gebäude sollen zum Teil aus Holz gebaut werden, dem Versprechen nach besonders klimaschonend und nachhaltig. Die Baugenehmigungen für das gesamte Quartier erwartet Pauls im kommenden Herbst.

Grüne Dächer als Ausgleich für fehlende Grünflächen?

An anderer Stelle dürfen die Projektentwickler auf Ausnahmen hoffen: „Das Ministerium muss zum Teil von den strengen Vorgaben für den geförderten Wohnungsbau abweichen“, fordert Pauls. So sei der Grünflächenanteil von 30 Prozent „für ein innerstätisches Projekt wie dieses nicht zu erreichen“. Hier müsse das Ministerium entscheiden, welche Ausnahmen möglich sind – und ob zum Beispiel Dachbegrünungen teilweise als Kompensation gelten können.

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Rohbau im Laurenz Carré.

Den Planern würde das zugutekommen, denn Dachbegrünungen sind ohnehin vorgesehen. Und das nicht ganz freiwillig: Weil das Dach des künftigen Bürogebäudes, für das nun erstmal eine Baugrube ausgehoben wird, von der Dom-Plattform aus zu erkennen ist, will die Stadt eine ansehnliche, begrünte Fläche. Und die wird sie bekommen. Das Dach soll eine Großterrasse werden. Die künftigen Mieter wird es freuen. Verträge sind noch keine unterschrieben, die ersten Großkonzerne haben jedoch bereits Interesse an den Büros angemeldet.

Neugestaltung des Kölner Laurenz-Carré trotz Schwierigkeiten im Zeitplan

Verkompliziert wird die Umsetzung des Laurenz-Carrés durch die Preisschwankungen und Lieferengpässe bei Baumaterial, die infolge des Ukraine-Krieges entstanden sind. Pauls ist sich sicher, dennoch im Zeitplan bleiben zu können. „Alles wird derzeit teurer, die Lieferkettenprobleme treffen natürlich auch uns“, sagt der Gerch-Vorstand. „Es kam aber noch nie der Gedanke auf, die Planung zu ändern oder gar abzubrechen. Wir sind auch optimistisch, im Zeitplan bleiben zu können.“

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Abrissarbeiten im Schatten des Doms.

Die Planer wollen sich keine Blöße geben. Nicht in dieser Lage, nicht ein paar Meter vor dem Dom. Dafür haben sie auch ihre Vergabeverfahren geändert: Nicht mehr ein Bauunternehmen bekommt pro Baufeld den Zuschlag, sondern mehrere Unternehmen für kleinere Schritte. So kann es weitergehen, auch wenn sich Lieferungen an der einen oder anderen Stelle verzögern, das Risiko wird gestreut.

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Im Zuge der Neugestaltung sollen auch Sporergasse und Budengasse deutlich aufgewertet werden, aus den ehemals hinterhofartigen Flächen soll eine attraktive Verbindung von Dom und Hohe Straße werden, die sich in das Bild der geplanten „Via Culturalis“, der historischen Kulturstrecke durch die Altstadt, fügt. Bis 2025 soll das Laurenz Carré in weiten Teilen neugestaltet sein.

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