Kölner Hotel-Bilanz 2021Warum der Oktober hoffen ließ

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Rubyzimmer

Zimmer im neuen Hotel Ruby am Ring

Köln – Die Kurve sieht vielversprechend aus. Sie ging im Oktober steil nach oben. Endlich wieder ausländische Gäste in Köln – ihre Zahl stieg mit einem Schlag um fast 30 Prozent. Und auch insgesamt war der Oktober für die Kölner Hotellerie der stärkster Monat des Jahres 2021. Mit 486.000 Übernachtungen gab es hier einen Zuwachs von mehr als 130 Prozent im Vergleich zum September.

Verantwortlich dafür ist nach der Analyse von Köln-Tourismus eine große Zahl an Freizeitgästen, die die Herbstferien für einen Ausflug nach Köln nutzten, aber auch eine zunehmende Zahl an Geschäftsreisenden durch die ersten Messen, die im Herbst wieder stattfanden.

„Die Anuga war den Umständen entsprechend gut besucht. Die Attraktivität Kölns wird auch im wiedererstarkten Anteil an Übernachtungen aus dem Ausland deutlich“, sagt Jürgen Amann, Geschäftsführer von Köln -Tourismus.

Für den November und Dezember liegen noch keine belastbaren Zahlen vor, aber realistischerweise muss man davon ausgehen, dass der Oktober ein einmaliges Highlight in dieses schwierigen Jahres war. Jürgen Amanns Bilanz: „Die ersten sechs Monate diese Jahres waren vom Lockdown bestimmt. Zum Sommer hin ist es uns gelungen, einen Anstieg an Freizeitgästen zu erreichen, ab Frühherbst kamen auch wieder Geschäftsreisende hinzu. Der Geschäftsreisetourismus ist nun weitestgehend wieder zum Erliegen gekommen.“

Preisniveau eines „normalen“ Jahres konnte nicht erreicht werden

Einige Hotels hätten unter den Umständen der Pandemie „eine durchaus akzeptable Auslastung“ gehabt. Durch die veränderte Gästestruktur, also mehr Freizeitreisende, konnte aber nicht das Preisniveau eines „normalen“ Jahres erreicht werden – sprich, die Hotels mussten ihre Zimmer billiger anbieten.

Zuletzt blieben dann auch noch weitgehend die auswärtigen Gäste auf den Weihnachtsmärkten aus. In normalen Jahren gibt es in der Vorweihnachtszeit rund 600.000 Übernachtungen in Köln. Der Dezember ist damit üblicherweise einer der stärksten Monate im Jahr.

Und der Vergleich zu 2019 fällt ernüchternd aus: In diesem Vor-Corona-Jahr gab es 6,5 Millionen Übernachtungen, 2020 waren es  2,5 Millionen und bis Oktober diesen Jahr nur knapp über zwei Millionen.

Motel One

Das Motel One an der Messe

Die durchschnittliche Belegungsrate lag von Januar bis Oktober bei 46 Prozent. Um wenigstens kostendeckend arbeiten zu können, braucht ein Hotel aber eine Auslastung von 60 Prozent.

Auch Grit Pauling, Managerin des „25 Hours The Circle" zieht  eine gemischte Bilanz: „Der Oktober war auch bei uns der stärkste Monat des Jahres.“ Es kamen wieder erste ausländische Besucher und Geschäftsreisende, auch der innerdeutsche Tourismus war gut. „An den Wochenenden waren wir voll belegt.“

Kölner Hotel am Silvester nur halb belegt

Auch der September lief schon recht vielversprechend. Da war das Haus für einige Tage sogar für die „Digital X“-Messe der Telekom komplett gebucht, die dezentral an verschiedenen Orte in der Stadt stattfand. Im November setzte aber dann wieder eine Flaute ein. Zu Silvester ist das Hotel nur halb belegt. „Da sind wir sonst ausgebucht.“

Moxy

Das neue Hotel Moxy entstand auf dem Flughafen-Gelände.

Insgesamt sei das Jahr aber besser gewesen als 2020. „Immerhin musste man sich nicht ständig auf neue Regeln einstellen. „Wir sind müde, aber stolz, dass wir das nun schon zwei Jahre durchhalten. Das ist vor allem das Verdienst der Mitarbeiter.“

„Ab Mitte November hagelte es Absagen"

Frank Schönherr, Dorint-Regionalchef für die Kölner Häuser, blickt ebenfalls auf ein Jahr mit Höhen und Tiefen zurück. Der Start ins Jahr war sehr schwierig, der Sommer sei dann aber mit vielen Touristen aus den Nachbarländern und aus Deutschland sehr gut gewesen. „Der Oktober hat alle unsere Erwartungen übertroffen."

Doch schon bald sei die Ernüchterung gekommen. „Ab Mitte November hagelte es dann Absagen und Stornierungen.“ Veranstaltungen und Tagungen, die sonst mit 500 Beteiligten durchgeführt wurden, hatten nur noch 150 oder wurden hybrid veranstaltet. Am Ende des Jahres werden die drei Kölner Dorint-Häuser mit einer durchschnittlichen Belegung von 40 Prozent abschließen, wobei das Haus am Heumarkt wegen der Innenstadtlage noch am besten abschneidet. „Das ist natürlich weit unter unseren Erwartungen.“

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Dabei gilt Köln als gutes Pflaster für Hotels. Rund 200 gibt es bereits, in diesem Jahr sind einige neue dazu gekommen – so etwa ein „Motel One“ an der Messe, das „Ruby“ am Ring, das „Moxy“ am Flughafen und zwei „Konzept“-Hotels am Blaubach und in Nippes – sie richten sich vor allem an ein jüngeres, urbanes Publikum. Styling und gute digitale Ausstattung werden großgeschrieben. Gerade solche modernen Hotels in guter Lage hätten die besten Chancen, in dieser Kategorie besteht durchaus noch Nachholbedarf in Köln, so Tourismus-Chef Jürgen Amman. Mit einer Normalisierung in der Branche rechnet er wie alle anderen Experten aber erst 2024.

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