Schock-Werners Adventskalender 17Der Mosaikboden in Sankt Gereon zeigt die Geschichte eines besonderen biblischen Helden

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Zu sehen ist die Kirche Sankt Gereon von innen mit Blick auf den Altar.

Der Zentralraum von Sankt Gereon besitzt einen zehneckigen Grundriss.

Am 17. Dezember besucht Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner die Innenräume der Basilika Sankt Gereon - und empfiehlt vor allem die Krypta.

Was Kirchenräumen generell nachgesagt wird, trifft auf die Basilika Sankt Gereon in besonderem Maße zu: Hier können Herz und Sinne, Seele und Gemüt zur Ruhe kommen. Der wunderbare zehneckige Zentralraum, dessen Grundriss einen ursprünglich römischen Bau nachvollzieht, ist ein vollkommener Ort der Konzentration, der Sammlung und mit seiner über einen vierstöckigen Wandaufbau gewölbten Kuppel auch der Erhebung. Die modernen Glasmalereien von Georg Meistermann tragen mit ihrer intensiven Farbgebung zu der mystischen Gesamtatmosphäre bei.

Sankt Gereon: Krypta der Kölner Kirche zeigt die Geschichte des Helden Samson

Leserin Ute Reckenfelderbäumer hat mir die Anregung gegeben, zusätzlich auf die Taufkapelle hinzuweisen. Um in den Anbau rechts aus der Mitte des 13. Jahrhunderts zu gelangen, muss man erst einmal eine zentnerschwere Eisentüre aufdrücken – sozusagen das Gegenteil zum Türchen in einem Adventskalender. Die merkwürdig unregelmäßige Form der gotischen Kapelle erklärt sich daraus, dass man sie in die freie Fläche zwischen dem romanischen Dekagon und der benachbarten Klosteranlage hineingezwängt hat. Mit ihren reich gestalteten Architekturelementen und den – leider stark verblichenen – gotischen Malereien im charakteristischen „Zackenstil“ ist die Taufkapelle ein besonderes Kleinod. Wie selbstverständlich fügt sie sich in die Reihe friedvoller Orte in Köln ein, die auf jeden Fall einen Besuch lohnen.

Und wenn Sie schon da sind, gönnen Sie sich unbedingt einen weiteren Moment der Ruhe in der Krypta unter dem Langhaus, wo ein romanischer Mosaikfußboden aus der Kirche neu verlegt worden ist: In fünf großen Bildfeldern erzählt dieser Comic aus dem Mittelalter die Geschichte des biblischen Helden Samson, dessen ungeheure Kraft von seiner prächtigen Mähne rührte. Unter anderem sieht man, wie Samsons Geliebte Dalilas ihm im Zuge eines bösen Komplotts der Philister den Kopf schert, und wie sich der von seinen Feinden geblendete Samson später an ihnen rächt, indem er mit nachgewachsenen Haaren und wiedererlangter Kraft ihre Festhalle zum Einsturz bringt.

Samson, der erste Selbstmord-Attentäter, sage ich gelegentlich. Das allerdings führt jetzt schon arg weit weg vom friedfertigen Ansinnen meines Adventskalenders. Achten Sie aber vielleicht noch auf die Beschriftung des Bildfelds vorn in der Mitte: Da ist vom biblischen Gaza die Rede, dessen Stadttore Samson aus den Angeln hebt und „in montem“ trägt, auf den Berg Horeb nämlich. Vielleicht nehmen Sie die Erwähnung Gazas zum Anlass, den Menschen in Palästina und in Israel ein baldiges Ende von Terror und Krieg zu wünschen.

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