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Deutschlandweit vierte Einrichtung„Lebensluft“-Station im Kölner Severinsklösterchen eingeweiht

3 min
27.10.2025 Köln. Eröffnungsfeier von "Lebensluft" im Cellitinnen-Severinsklösterchen. Die Einrichtung , von der es deutschlandweit nur 4 Stück gibt, hilft Patienten bei der Entwöhung von der künstlichen Beatmung. Vorne von links: Helmut Häfner, Stephanie Armbrecht, Frau Dr. Sommerwerk, Gunnar Schneider. Foto: Alexander Schwaiger

Im Severinsklösterchen hat die deutschlandweit vierte „Lebensluft“-Einrichtung ihren Betrieb aufgenommen. Bei der Eröffnung der neuen Einrichtung: Vorne von links: Helmut Häfner, Stephanie Armbrecht, Frau Dr. Sommerwerk, Gunnar Schneider.

Das Projekt „Lebensluft“ bietet Therapien für Menschen an, die nach schwerer Krankheit das Atmen wieder erlernen müssen.

Einen Schlaganfall oder andere schwere Erkrankungen zu überleben bedeutet für einige Patienten und Patientinnen, dass sie für den Rest ihres Lebens außerklinisch künstlich beatmet werden müssen. Das betrifft in Deutschland bis zu 30.000 Menschen; die Zahl steigt stetig. Dabei könnten viele von ihnen das eigenständige Atmen wieder erlernen, wenn ihnen während des Krankenhausaufenthalts die Möglichkeit dazu geboten würde.

Hier setzt das Projekt „Lebensluft“ an, das die AOK Rheinland/Hamburg 2016 initiiert hat. Im Severinsklösterchen, dem Krankenhaus der Augustinerinnen in der Südstadt, hat die deutschlandweit vierte „Lebensluft“-Einrichtung bereits Mitte September ihren Betrieb aufgenommen. Am Montag wurde die neue Station, die die seit langem bestehende Entwöhnungsstation („Weaning-Station“) ergänzt, im Rahmen einer Feier mit Einsegnung offiziell eröffnet. Pfarrer Ulrich Hennes weihte sie ein.

Die Einrichtung bietet sechs Einzelzimmer

Die Einrichtung, die mit Mitteln der Stiftung der Cellitinnen dort geschaffen wurde, wo sich früher die Infektionsstation befand, bietet sechs Einzelzimmer mit je einem Bett. Hinzu kommt ein Aufenthaltsraum, der mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins des Krankenhauses eingerichtet wurde und zur wohnlichen Atmosphäre beiträgt. Nicht nur Patienten und Patientinnen aus anderen Krankenhäusern werden aufgenommen, sondern auch Menschen, die zu Hause, in eine speziellen WG oder im Beatmungspflegeheim St. Severinus künstlich beatmet werden.

Die Einrichtung bietet sechs Einzelzimmer mit je einem Bett.

Die Einrichtung bietet sechs Einzelzimmer mit je einem Bett.

Auf der neuen Station arbeiten das ärztliche und therapeutische Team der Klinik für Pneumologie, Allergologie sowie Schlaf- und Beatmungsmedizin und das Pflegeteam von St. Severinus eng zusammen. Im Mittelpunkt steht die Therapie, für die viel mehr Zeit zur Verfügung steht als auf einer üblichen Weaning-Station und aus einer Vielzahl von Komponenten besteht, etwa Muskelaufbau, Atmungstherapie, Logopädie, Ergotherapie und psychische Stabilisierung.

Der Bedarf nach dieser Versorgungsform ist groß

Als Chefärztin der Klinik für Pneumologie hat sich Urte Sommerwerck intensiv dafür eingesetzt, die „Lebensluft“-Station in Köln zu etablieren. Das Angebot soll ausgebaut werden. Der Bedarf sei groß, weil die neue Versorgungsform eine Lücke zwischen der Weaning-Station und der dauerhaften Unterbringung in einem Beatmungsheim schließe, so Sommerwerck. Es gelte, „möglichst früh anzusetzen“, um zu vermeiden, dass sich die künstliche Beatmung verstetige, sagt Matthias Mohrmann, Vize-Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Wer nach schwerer Krankheit die Chance erhält, wieder eigenständig zu atmen, gewinnt ein Stück Leben zurück.“

2016 eröffnete die Krankenkasse gemeinsam mit dem Helios-Klinikum in Krefeld die erste „Lebensluft“-Station. Drei Jahre darauf trat das Helios-Universitätsklinikum Wuppertal dem Programm bei; in diesem Juni kam das Asklepios-Klinikum Harburg in Hamburg dazu.

Um am Projekt teilnehmen zu können, hat das Severinsklösterchen, das zum Krankenhausverbund der Cellitinnen gehört, mit der AOK Rheinland/Hamburg eine spezielle Vereinbarung geschlossen, einen sogenannten Selektivvertrag. Der war nötig, weil das neue Konzept noch nicht zur Regelversorgung gehört. Dabei ist es nach Angaben der AOK Rheinland/Hamburg überaus erfolgreich: Eine Evaluation aus dem vorigen Jahr habe ergeben, dass 67 Prozent der Patienten und Patientinnen im Rahmen des Projekts von der Langzeitbeatmung entwöhnt werden konnten. Außerdem sei die Überlebenszeit im Vergleich zur Kontrollgruppe im Durchschnitt um mehr als 1000 Tage gestiegen.