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Aus Liebe zum HandwerkKölner öffnet seine eigene Leder-Manufaktur

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann mit Brille und langem grauen Bart steht mit verschränkten Armen vor einer Werkbank mit allerlei Werkzeugen.

Patrick Brodhuhn hat an der Roonstraße seinen eigenen Laden für feine Lederwaren eröffnet. 

Von der Apotheke in die eigene Werkstatt: Der Westerwälder Patrick Brodhuhn ließ sich zum Feintäschner ausbilden und hat jetzt sein eigenes Geschäft.

Herr Brodhuhn, steht auf dem kunstvoll gestalteten Zunftschild an der Hauswand in der Roonstraße 55. Die großen goldenen Buchstaben glänzen im Sonnenlicht. Herr Brodhuhn ist mit seiner Ledermanufaktur neu im Viertel. Seit Ende letzten Jahres fertigt der Mittvierziger in seinem Atelier Dokument- und Aktentaschen, Zeitungsständer, Geldbörsen, Gürtel, Schlüsselanhänger, Etuis sowie diverse, individuell gestaltete Accessoires und Feinlederwaren an.

Patrick Brodhuhn ist, wie er selbst sagt, ein Spätberufener. Erst 2022 schloss er die Ausbildung zum Feintäschner in einer Ledermanufaktur im Belgischen Viertel ab – dem einzigen Lehrbetrieb dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Zuvor habe er mehr als zwanzig Jahre lang als Pharmazeutisch-technischer Assistent (PTA) in einer Apotheke gearbeitet, erzählt er. „Also nichts Handwerkliches in dem Sinne.“ Er habe sich in seinem Beruf nicht mehr wohl gefühlt. Er wollte „was mit den Händen schaffen“, interessierte sich für die Goldschmiedekunst, das Tischler- oder Sattlerhandwerk.

Leder sei eines der Materialien gewesen, die ihn aufgrund seiner Beschaffenheit, seiner Langlebigkeit und vielen Einsatzmöglichkeiten am meisten fasziniert hätte. Vor vielen Jahren schon habe der gebürtige Westerwälder, den es vor zehn Jahren nach Köln verschlug, erste Gürtel aus Leder hergestellt und verziert. Schließlich machte Brodhuhn sein Hobby zu seinem neuen Beruf, entschied sich für eine Ausbildung zum Sattler, Fachrichtung Feintäschner.

Hundeleinen und Schlüsselanhänger hängen an einem Gestell, daneben sind drei Ledertaschen in Schwarz und Brauntönen ausgestellt.

Zum Sortiment gehören Hundeleinen, Taschen und Schlüsselanhänger.

Herzstück des kleinen Ladens in der Roonstraße ist ein großer, selbst gebauter Holztisch mit einer Kunststoffplatte. Oft drücken Passanten ihre Nase gegen die Schaufensterscheibe, bewundern die ausgestellten Lederanfertigungen und schauen Patrick Brodhuhn bei der Arbeit am Schneidetisch zu. „Daran musste ich mich erst gewöhnen“, sagt er. Vorher betrieb er ein kleines Hinterhofatelier in Kalk. „Da gab’s keine Laufkundschaft.“ Durch einen glücklichen Zufall sei er an das Ladenlokal in der Roonstraße gekommen, in dem sich zuvor ein Kiosk befand. Die neue Nachbarschaft habe ihn gut aufgenommen, erzählt er. Viele Nachbarn beglückwünschten ihn zu seinem tollen Laden.

Auf einer grünen Filzunterlage liegen verschiedene Gegenstände aus Leder, wie etwa eine rosa Hundeleine oder ein Schlüsselanhänger mit pinken Fransen.

Schlüsselanhänger, Hundeleine, ein Mäppchen mit Rosenapplikation - feine Dinge aus Leder fertigt Patrick Brodhuhn.

Kein Einheitsbrei, sondern eine liebevoll arrangierte Choreografie mit historisch zusammengestellten Möbeln aus den 1950er- und 60er-Jahren und jeder Menge historischer Werkzeuge bestimmen das Bild der Manufaktur. Eine Schrankwand aus einem ehemaligen Fotoladen und gebrauchte Apothekenmöbel bieten Platz für größere und kleinere Lederprodukte, für Behälter, Schachteln und Garne. In der Ecke sorgt ein rostiger Spind für Werkstatt-Atmosphäre, eine antike Registrierkasse erinnert an die gute alte Zeit und ein reich verzierter Western-Pferdesattel an wilde Rodeos in den Staaten.

Gürtelschnallen werden in Deutschland aus Edelstahl gefertigt

„Viele dieser Gegenstände habe ich auf diversen Gebrauchtwarenplattformen und Flohmärkten erstanden oder bei Werkstattauflösungen erworben“, erzählt Patrick Brodhuhn. Nachhaltigkeit sei für ihn wichtig. Er beziehe seine pflanzlich gegerbten Rindsleder zum Großteil aus deutschen Gerbereien. Ausnahmen bilden blau, rot und grün eingefärbte Häute, die aus Frankreich kommen. Bei Verschlüssen, Beschlägen und Gürtelschnallen favorisiert Brodhuhn massive Materialien aus Edelstahl oder Messing, die in Deutschland produziert werden – „kein billiger Guss.“ „Wenn ich einen Gürtel produziere der langlebig sein soll, muss auch das Drumherum langlebig sein“, sagt er.

Seine Kunden schätzen die persönliche Beratung, die individuelle Anfertigung der Produkte, die alle per Hand mit einer so genannten Sattlernaht genäht sind. Mit dieser traditionellen Methode werde, anders als bei einer Nähmaschinennaht, eine sehr robuste und sichere Naht von hoher Lebensdauer und Widerstandsfähigkeit erzeugt, erklärt Brodhuhn. Hilfe bietet ihm dabei „die dritte Hand des Sattlers“. Der Nähkloben ist ein Holzgestell, in das Lederteile für Näh-, Flecht- und Schnürarbeiten fest eingespannt werden können. „Den nehme ich mit zu Messen und Ausstellungen, um die Kunst des Handwerks auch vor Ort präsentieren zu können.“ Brodhuhn versucht möglichst viele Kundenwünsche und Reparaturanfragen zu erfüllen. Auf Wunsch werden beispielsweise verschiedene Gürtelbreiten angefertigt. „Wenn jemand eine schöne Gürtelschnalle, die man geerbt hat oder die einem am Herzen liegt mitbringt, baue ich den Gürtel drum herum.“

Jedem selbst gefertigen Produkt drückt Brodhuhn seinen eigenen Stempel auf. Ein geprägtes Messinglogo, im Fachjargon „Klischee“ genannt, wird ins feuchte Leder gedrückt. Es zeigt seinen Namen kombiniert mit einem Laib Brot, einem Huhn und dem Hinweis „Ledermanufaktur“.

www.herrbrodhuhn.de