Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Bekanntes GebäudeRolex präsentiert Neubau-Pläne am Kölner Hauptbahnhof

5 min
Blick vom Bahnhofsvorplatz auf den Verwaltungssitz von Rolex Deutschland.

Blick vom Bahnhofsvorplatz auf den Verwaltungssitz von Rolex Deutschland.

Rolex steht weltweit für Luxusuhren. Nun will der Konzern in Köln neu bauen. Doch die Pläne stoßen teils auf Widerstand.

Der deutsche Ableger des Schweizer Luxusuhren-Herstellers Rolex will sein Gebäude direkt am Kölner Hauptbahnhof abbrechen und neu bauen lassen. Dafür hat Rolex einen Architekten-Entwurf für Stadtverwaltung und Stadtrat ausarbeiten lassen – doch die Idee der Düsseldorfer Architekten von RKW für den Neubau stößt auf Widerstand.

Ein Beteiligter sagt hinter vorgehaltener Hand: „Das ist alles brisant.“ Andere bestätigen das. Die Gespräche im Hintergrund für eine Lösung laufen.

Treppenartiger Aufbau des Neubaus

Der Entwurf sieht laut einer Präsentation von Rolex einen breiten Sockel vor, darauf setzen fünf Geschosse auf, die nach oben schmaler werden. So wirkt es wie eine Treppe. Die Fassade besteht aus viel Glas.

Entsprechende Visualisierungen aus der Präsentation wollte Rolex dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Nachfrage nicht zur Verfügung stellen. Laut einer Sprecherin liefen die Planungen für das Haus an der Domprobst-Ketzer-Straße noch, zu Terminen und Kosten wollte sie sich nicht äußern.

Der Sitz von Rolex an der Dompropst-Ketzer-Straße am Hauptbahnhof (im Hintergrund).

Der Sitz von Rolex an der Dompropst-Ketzer-Straße am Hauptbahnhof (im Hintergrund).

Im städtischen Gestaltungsbeirat hatte das deutsche Vertriebs- und Serviceunternehmen von Rolex die Pläne Anfang Juli vorgestellt und dem Vernehmen nach einige kritischen Stimmen gehört. Das Unternehmen soll noch mal wiederkommen.

Das sieht auch die Geschäftsordnung des Gremiums als Möglichkeit so vor. Die Architekten hatten die Pläne zuvor schon mehrfach geändert, die aktuelle Variante trägt dementsprechend den Namen „V06“.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag: „Ich finde es gut, dass das Unternehmen Rolex, das im Eigentum einer Stiftung ist und seinen Hauptverwaltungssitz Deutschland seit 1956 in Köln hat, sich entschieden hat, hier zu bleiben. Ich bin überzeugt davon, dass die Beratung durch den Gestaltungsbeirat sicherstellt, dass ein Neubau eine hohe architektonische Qualität haben wird.“

Gremium unterstützt nur

Allerdings hat der Gestaltungsbeirat keine Entscheidungsbefugnis, in seiner Geschäftsordnung heißt es: „Die Stadt Köln hat das Ziel, Baukultur zu stärken und das Stadtbild qualitätsvoll weiterzuentwickeln. Der Gestaltungsbeirat unterstützt die Stadt als unabhängiges, beratendes Sachverständigengremium.“ Er unterstützt also nur.

Und zu viel Zeit soll er laut der eigenen Regeln nicht vertrödeln: „Es muss sichergestellt werden, dass die Beratungen des Gestaltungsbeirates nicht zu Verzögerungen im bauaufsichtsrechtlichen Verfahren führen.“ In dem Gremium sitzen einige Architekten und Vertreter der Kölner Politik.

Ein Blick auf die Baustelle in den 1970er-Jahren. 1976 war der Bau abgeschlossen.

Ein Blick auf die Baustelle in den 1970er-Jahren. 1976 war der Bau abgeschlossen. Im Hintergrund der Hauptbahnhof.

In der Präsentation ist die Rede von einer „Neupositionierung des Rolex-Hauses in Köln“, demnach will Rolex den Neubau für Uhrmacherwerkstätten und Büros nutzen und weitere Etagen vermieten. Für die Zeit während des geplanten Neubaus zieht Rolex laut der Sprecherin in Räume in Deutz.

Hinter all dem steht dem Vernehmen nach unter anderem die Frage: Wie sehr können Stadt und Politik auf die Pläne einer solchen Weltmarke Einfluss nehmen, ohne zu riskieren, dass sie die Stadt verlassen könnte und Köln einen möglichen Imageschaden hat?

Rolex will der Stadt treu bleiben

Beispielsweise drohte der Kölner Versicherer DEVK mit dem Wegzug aus Köln, als er sein neues Hochhaus an der Zoobrücke plante und die Stadt seiner Aussage nach zu langsam war. Köln hätte viel Steuergeld verlieren können. Letztlich blieb die DEVK in Köln, bekommt ihr Hochhaus.

Die Sprecherin von Rolex sagte: „Wir wollen der Stadt Köln treu bleiben, die Stadt ist in Deutschland unser zu Hause.“

Welches Verfahren kommt zum Einsatz?

Häufig werden bei stadtbildprägenden Bauvorhaben auch Architektenwettbewerbe durchgeführt, sie sollen die Qualität steigern. Laut des neuen Leitfadens für städtebauliche Qualifizierungsverfahren in Köln werden allgemein  Qualifizierungsverfahren „in der Regel vor dem formellen Bebauungsplanverfahren oder zu Beginn als Teil des Bebauungsplanverfahren durchgeführt“. Die Ergebnisse bilden die Grundlage, wenn die Verwaltung den neuen Bebauungsplan aufsetzt.

Nur braucht das Rolex-Bauvorhaben einen neuen Bebauungsplan oder wird es nach Paragraf 34 Baugesetzbuch umgesetzt? Der sogenannte 34er erlaubt eine Bebauung, die sich auf Basis des vorliegenden Planes lediglich an der Umgebung orientiert. Das geht schneller als ein aufwendiges Verfahren zum neuen Bebauungsplan, Unternehmen bevorzugen es.

Rolex spricht von hohen Anforderungen

Die Stadt teilte mit: „Die Stadt Köln erwartet eine hohe architektonische Qualität. Dies kann über einen Wettbewerb gesichert werden oder über den Gestaltungsbeirat.“

In der Präsentation von Rolex heißt es: „Die stadträumlichen Anforderungen sind angesichts der Prominenz des Ortes und der historisch sensiblen Umgebung hoch.“ Tatsächlich nutzen laut Deutscher Bahn rund 180.000 Menschen täglich den Hauptbahnhof, die früheren großen Rolex-Schriftzüge am Gebäude fehlen mittlerweile.

Kirche in direkter Nachbarschaft

Der Bestandsbau aus dem Jahr 1976 steht direkt neben der Kirche St. Mariä Himmelfahrt gegenüber der Westseite des Hauptbahnhofs und damit nur rund 200 Meter vom Dom entfernt. Dort holen Taxis auch Reisende ab.

In dem Papier zum Projekt heißt es: „Die mächtige Präsenz des Bestandsgebäudes im Stadtraum und vor allem in Bezug auf St. Mariä Himmelfahrt soll durch die Reduzierung der Bestandshöhe und des Gebäudevolumens gemildert werden.“

Das Haus stammt vom 2022 verstorbenen Architekten Joachim Schürmann, Rolex nutzt ihn seit 1983 unter anderem für seine Werkstätten. Früher war ein Maredo-Restaurant im Erdgeschoss, doch dieser Teil ist seit Jahren offenkundig ungenutzt. Einen anderen Teil nutzt die BB Bank.

Keine Untersuchung auf Denkmalwert

Doch Rolex listet viele Schwächen auf, um pro Neubau zu argumentieren, unter anderem die niedrige Deckenhöhe, die „unanständige Nähe zur Kirche“, den „maroden und ungepflegten Eindruck“ sowie die „verwaisten und nutzlosen Galerien“. Rolex argumentiert auch mit der Nachhaltigkeit: „Ein Abriss des Bestandsgebäudes scheint vor dem Hintergrund der dargestellten Schwächen und Einschränkungen technisch notwendig (…).“

Gegenüber dieser Zeitung teilte die Stadt mit, dass sie den Schürmann-Bau noch nicht auf seinen Denkmalwert untersucht hat: „Während das Denkmalamt bereits Kirchen und Wohnhäuser aus der Epoche der 70er-Jahre unter Schutz gestellt hat, fehlt für den Bautyp des öffentlichen Verwaltungsbaus, wie der des Rolex-Gebäudes, noch die Grundlage für eine fundierte architekturgeschichtliche Einbindung.“