Alte Deutzer BrückeDas steckt hinter dem rätselhaften Metallteil am Heumarkt

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Das neun Meter lange Metallblech wurde 1977 im Rhein gefunden.

Das neun Meter lange Metallblech wurde 1977 im Rhein gefunden.

Innenstadt – Von vielen Autofahrern und Fußgängern unbeachtet altert am Rande der Deutzer Brücke nahe dem Heumarkt ein hellgrün lackiertes Metallgebilde vor sich hin. Dabei ist das auf einem Betonsockel ruhende Teil aufgrund seiner Größe kaum zu übersehen: 9,20 Meter lang, 90 Zentimeter hoch, 12 Millimeter dick und mit 925 Kilogramm in etwa so schwer wie der Kleinwagen Ford Ka.

Ein Schild, das die Stadtverwaltung vor Jahrzehnten anbringen ließ, verrät die Herkunft: Das Blech war in der alten Deutzer Hängebrücke verbaut, der Hindenburgbrücke, die in den letzten Kriegsmonaten eingestürzt ist und etliche Menschen in den Tod gerissen hat.

Im Zweiten Weltkrieg zusammengebrochen

Wer will, kann in dem eisernen Überbleibsel ein Mahnmal sehen. Die Brücke zwischen Deutz und der Altstadt war 1915 während des Ersten Weltkrieges nach nur zweijähriger Bauzeit eröffnet worden, ohne Festreden, ohne Musik und Gejubel.

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Man hoffte auf einen Sieg, dann wollte man die Einweihungsfeier nachholen. 1918 mussten Hunderttausende deutsche Soldaten in Eilmärschen die Brücke Richtung Osten überqueren, um die Bedingungen für einen Waffenstillstand zu erfüllen.

30 Jahre später, am 28. Februar 1945, brach das Bauwerk bei der Reparatur von Bombenschäden ein. Die Zahl der Opfer wurde niemals erfasst.

Es gab zu dem Zeitpunkt in Köln keine geordnete Verwaltung mehr; niemanden, der noch Listen führte über die Zahl der in der Stadt verbliebenen Einwohner, über Verletzte und Vermisste. Es müssen einige Hundert gewesen, hieß es nur. Denn die Fahrbahn blieb trotz der Schäden bis zuletzt in Betrieb und musste zudem den Verkehr der zerstörten Mülheimer Brücke aufnehmen.

Erste Hängebrücke über den Rhein

Die alte Deutzer Brücke, deren Planung bis ins 19. Jahrhundert zurückreichte, galt als richtungsweisend. Sie war die erste Hängebrücke über den Rhein. Der Verzicht auf architektonische Spielereien und ihre harmonischen Abmessungen verliehen ihr zweckmäßige Eleganz – eine Meisterleistung des Architekten Carl Moritz sowie der Firmen MAN und Grün & Bilfinger.

Es lohnt sich allemal, ein, zwei Minuten zu verweilen und die Informationstafel zu lesen. Das Blechteil wurde 1977 bei der Erweiterung der Brücke aus dem Rhein geborgen. Jeweils zwölf solcher Teile waren zu einem riesigen Kettenglied zusammengefügt worden. Insgesamt 92 dieser Glieder hielten die Stahlseile, an denen die Fahrbahn über eine Spannweite von 369 Metern verankert war.

An gleicher Stelle hatten die Römer unter Kaiser Konstantin um 310 ihre erste Brücke in der Gegend gebaut. Im Mittelalter verkehrten hier Fähren. 1822 wurde eine von kleinen Schiffen getragene Überquerung eröffnet, die durch die Hindenburgbrücke ersetzt wurde.

In den Mittagsstunden des 14. Januar 1945 bombardierten die amerikanischen Luftstreitkräfte mit 400 Flugzeugen die Kölner Brücken. Die Verbindung nach Deutz erlitt 15 Treffer, blieb aber befahrbar. Es war der Anfang von ihrem Ende.

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