Alte Liebe rostet nichtPeter Schmidt und seine Isetta – eine kuriose Mischung aus Motorrad und Auto

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Peter Schmidt mit seiner „Knutschkugel“ am Rheinufer

Peter Schmidt mit seiner „Knutschkugel“ am Rheinufer

Ein Leben ohne seine BMW Isetta kann sich Peter Schmidt nicht mehr vorstellen. Das Auto sei „ein Freudebringer“.

  • Baujahr: 1962
  • Hubraum: 250 Kubikzentimeter
  • PS: 12
  • Zylinder: 1
  • Höchstgeschwindigkeit: 80
  • Verbrauch: 5,2 Liter
  • Gebaute Exemplare: 161.728

Mit Autos habe sie eigentlich nichts am Hut, sagt eine Passantin, als Peter Schmidt am Deutzer Rheinufer mit seiner BMW Isetta vorfährt. Aber an diesem hier könne sie nicht einfach vorbei gehen. Am Ende darf sie sogar Probesitzen in der kleinen Kabine, die sich wie ein Kühlschrank nach vorne öffnet und angetrieben wird von einem winzigen 250-Kubik-Motor.

Die Isetta war halt eine kuriose Mischung aus Motorrad und Auto. Sie verkaufte sich ab 1955 gut genug, um den „Bayerischen Motoren Werken“ aus einer wirtschaftlichen Krise heraus zu helfen. Eigentlich wollte Peter Schmidt gar keinen Oldtimer, der Miniwagen wurde ihm quasi aufgedrängt. Nun kann er sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen.

Die Isetta ist eine Sympathieträgerin, wie sich auch am Deutzer Rheinufer zeigt. Sie lässt niemanden kalt. Deshalb fährt der 73-jährige Unternehmer und Technik-Freak auch in seinen Youtube-Videos immer in seiner „Knutschkugel“ vor, bevor er als „Schmiddi“ die versteckten Möglichkeiten des Smartphones erklärt.

Deshalb habe ich sie:

Die Isetta ist mir zufällig über den Weg gelaufen. Bei einem Ausflug nach Hoffnungsthal zum Wandern stand sie auf einem Parkplatz. Da meine Freundin noch nie eine gesehen hatte, haben wir angehalten. Der Besitzer ließ uns unaufgefordert wissen, dass er das Auto in wenigen Tagen in der Zeitung inserieren werde und fragte, ob wir mal fahren wollten.

Die Kabine der BMW Isetta öffnet sich wie ein Kühlschrank nach vorne.

Die Kabine der BMW Isetta öffnet sich wie ein Kühlschrank nach vorne.

Ich sagte ihm zwar, dass ich nicht an einem Kauf interessiert sei, doch er bestand auf einer Rundfahrt. Am Ende fragte ich nebenbei, was die Isetta kosten sollte. Ahnung von Autopreisen und Oldtimern hatte ich keine, aber wir einigten uns und ich zahlte spontan 50 Euro an. Wir hatten uns beide auf den Punkt genau in unsere Isetta verliebt. Und der Mann hat gespürt, dass wir die Richtigen für seine Isetta waren.

Das kann sie:

Sie ist ein Freudebringer. Das war auch der Grund, warum ich die Corona-Tour gemacht habe. 2020 bin ich durch das Rheinland gefahren, um Freunde zu besuchen, die nicht mehr vor die Tür gingen. Aus dem Dach heraus habe ich ihnen mit einem langen Stab leckere Schweinsöhrchen überreicht. Das ist das Schöne dabei: Überall, wo ich auftauche, sind die Leute fröhlich und winken. Kinder lachen die Isetta eher aus, aber Erwachsene freuen sich.

Das kann sie nicht:

(Überlegt lange). Hier fällt mir wenig ein.  Natürlich hätte ich gern am Berg ein paar PS mehr. Im ersten Gang tut mir die Isetta richtig leid. Wenn man runterschaltet und es kracht dabei, fühle ich mit ihr, das tut schon weh. Aber es lässt sich oft auch deshalb nicht vermeiden, weil viele überholen und dann langsamer werden, um ein Foto machen zu können.

Das habe ich für sie getan:

Wir pflegen sie, wir lieben sie. Wenn ein Problem besteht, habe ich bisher überwiegend gute Werkstätten gehabt. Nach einem Unfall 2018 musste sie aufgearbeitet werden, aber glücklicherweise war der Rahmen nicht verzogen. Der Restaurator hat gute Arbeit geleistet.

Peter Schmidt mit seiner Isetta vor dem Eiffelturm

Peter Schmidt mit seiner Isetta vor dem Eiffelturm

Das haben wir erlebt:

Wir nutzen die Isetta intensiv, sie ist kein Garagenauto. Elf Tage nach dem Kauf saßen wir schon im Autoreisezug und sind nach Wien gefahren. Mittlerweile haben wir ganz Europa bereist, inklusive Portugal und dem kompletten Jakobsweg. Die Isetta ist schließlich schonmal bei Rot über die Ampel gefahren und musste deshalb Buße tun. Toll ist: Ob Petersplatz in Rom oder der Platz vor der Kathedrale von Santiago de Compostela – wo andere Autos verboten sind, werde ich meistens durchgelassen. An diese eingebaute Vorfahrt habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Am schönsten war die zweite große Fahrt. Da sind wir durch Italien und an der Amalfiküste entlang, das war so traumhaft schön, dieses Auto ist wirklich wie für die Amalfiküste geschaffen.

Das haben wir vor:

Eigentlich wollten wir auch mal nach England reisen. Aber England hat den Nachteil, dass an den Landstraßen oft Hecken oder Steinmauern stehen. Wenn ich mit dem kleinen Auto unterwegs bin, sehe ich dann kaum etwas von der Landschaft. Deshalb geht es im nächsten Jahr wieder nach Italien. Letztendlich ist die Isetta auch eher für südliche Gefilde geeignet. Wenn es warm ist, mache ich einfach Fenster und Sonnendach auf. Im Handbuch der Isetta steht dann auch: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben ein vollklimatisiertes Auto gekauft.“

Der Youtube-Kanal von Peter Schmidt ist über https://youtu.be/obvJxyvunqE zu finden.

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