Ende des Obdachlosen-ProjektsDie Stadt Köln muss den Bewohnern eine Perspektive aufzeigen

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Die Bewohner des OMZ mussten das Gebäude in der Gummersbacher Straße verlassen.

Die Bewohner des OMZ mussten das Gebäude in der Gummersbacher Straße verlassen.

Das Projekt „Obdachlose mit Zukunft“ wird es in der aktuellen Form nicht weiter geben. Entscheidend ist nicht die Schuldfrage, sondern die Perspektive.

Das Urteil des Sozialdezernenten Harald Rau, nach dem das Projekt „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ) in seiner jetzigen Form gescheitert sei, ist zu pauschal. Denn viele Menschen, die kein Zuhause hatten, haben hier eines gefunden. Sie haben Menschen kennengelernt, die sie Familie nennen und erste Schritte weg von der Straße gemacht. Das ist viel wert.

Andererseits kann und darf die Stadt Zwangsprostitution und regelmäßige körperliche Auseinandersetzungen in einem Gebäude, in dem sie selbst das Hausrecht hat, nicht tolerieren. Dass sie ihr Hausrecht früher und häufiger hätte nutzen müssen, bestreitet niemand.

Kölner OMZ: Die Schuldfrage ist nicht entscheidend, die Perspektive schon

Die Frage, wer Schuld hat am Ende des selbstverwalteten OMZ, ist vielschichtig. Sozialdezernent Rau hat in den vergangenen Jahren nicht alles richtig gemacht – und räumt das auch ein. Viele kleine Entscheidungen hätte die Stadt anders treffen müssen, mehr Investitionen in Sozialarbeit und Security hätten geholfen. Dass Rau sich nicht für das Projekt engagiert, kann man ihm aber nicht vorwerfen. Das zeigt auch seine Präsenz vor Ort, wo es am Mittwoch für ihn unbequem wurde.

Wichtiger als die Schuldfrage ist allerdings die Frage nach der Zukunft der Menschen, die bisher in der Gummersbacher Straße lebten. Die Stadt muss der Mehrheit, von der keine Gefahr ausgeht, einen klaren Weg aufzeigen, um im September an der Winterberger Straße einzuziehen und bis dahin nicht abzurutschen.

Harald Rau will die Obdachlosigkeit in Köln bis 2030 besiegen. Das kann nur funktionieren, wenn die Stadt bereit ist, den vielen obdachlosen Menschen, die oft unverschuldet in Not geraten sind, echte Perspektiven aufzuzeigen.

Die bisherigen OMZ-Bewohner gehören dazu.

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