Fotos von früherAls Kölner Taxi-Fahrer direkt an der Domplatte parken durften

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Mächtig stolz präsentieren sich die Fahrer aufgereiht mit ihren Autos dort, wo heute das Domforum steht. In dem Gebäude am rechten Bildrand ist inzwischen das Café Reichard beheimatet.

Köln-Innenstadt – Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging das Zeitalter der Pferde-Mobilität allmählich zu Ende. Automobile waren en vogue, wenngleich auch in Köln noch nicht ausgemacht war, wo die Reise unterhalb der Motorhaube hingehen sollte. Es wurde viel experimentiert, der erste Kraftwagen, der 1877 auf den Straßen Kölns erschien, war ein Dampfmobil. Der Kölner Arzt Mathias Vitalis Schiltz konstruierte 1881 einen Petroleumantrieb. Mathias Hilden wiederum war der erste Kölner Kraftfahrer, der ab 1888 sein Auto mit Benzin befüllte. Es handelte sich um einen drei PS starken Viersitzer der Firma Benz & Co. Gewohnt waren die Kölner den Anblick der pferdelosen Fortbewegungsmittel noch nicht. „Leeven Här, hatt Ehr ür eige Pääd opgefresse?“, soll ein Mann im Laufschritt Mathias Hilden zugerufen haben, als der die Trankgasse entlangfuhr.

Vielleicht wurden auch die Taxifahrer am Dom des Öfteren gefragt, ob sie ihr Pferd aufgefressen hätten. Auf dem historischen Foto von 1907 warten sieben von ihnen auf Kundschaft – in Automobilen mit Elektroantrieb, unter anderem von den „Accumulatorenwerke Gottfried Hagen“ aus Kalk.

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„Seit dem 19. Juli 1900 verkehrten in Köln zunächst zwölf elektrisch betriebene Automobildroschken“, heißt es begleitend zur Aufnahme im Buch „Köln auf alten Ansichtskarten“: „Benzindroschken wurden dagegen erst 1911 für den öffentlichen Verkehr zugelassen.“ Die ersten Kölner Taxi-Gefährte waren also E-Autos.

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Laut und stinkend sei der (in Köln erfundene) Otto-Motor anfangs gewesen, sagt Historiker Immo Mikloweit. Daher galt der Benzinantrieb mitnichten als das Nonplusultra. Nicht nur die Kölner Berufsfeuerwehr setzte auf Elektrofahrzeuge, die Stadt Köln bekam im Jahr 1906 auch einen elektrischen Krankenwagen – zum Transport ansteckend Erkrankter. Die Kölner Reichspost setzte ab 1904 einen elektrisch betriebenen „Postselbstfahrer“ ein. In Köln gab es damals insgesamt vier Hersteller von Elektro-Fahrzeugen. Am erfolgreichsten war die „Kölner Elektromobil-Gesellschaft Heinrich Scheele“, die schon 1899 Autos mit Akkus herstellte. Der Bickendorfer Anbieter blieb bis 1928 am Markt. Die „Accumulatorenwerke Gottfried Hagen“ stellten die Produktion von Personen- und Lastkraftwagen schon 1908 ein.

14 Jahre zuvor war in Köln der dritte Motorwagen gesichtet worden, ein Benz’scher Zweisitzer auf drei Rädern, Modell 1888, mit Benzinmotor und Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. Fahrer Adam Scherer konnte sich mit einer Fahrradklingel bemerkbar machen. Die Aufmerksamkeit der Passanten war ihm aber ohnehin sicher. „Do kütt der Wage ohne Pääd!“, schallte es dem Automobilisten entgegen.

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