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Gräber an Kölner BerufskollegGärtner-Azubis lernen Friedhofspflege

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Praktischer Unterricht auf dem Schulhof   

Köln-Innenstadt – Der Arbeitsauftrag ist zugleich Werbeslogan für den Job: „Ruhe bewahren! Friedhofsgärtner werden“, steht auf einer Postkarte, die Lutz Pakendorf verteilt. Der Geschäftsführende Vorstand der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner steht an einem für seinen Berufsstand eher ungewöhnlichen Ort. Pakendorf schaut auf dem Schulhof des städtischen Berufskollegs Humboldtstraße Auszubildenden zu, die Gräber anlegen.

Übungsgräber an einer Berufsschule in Köln

„Das sind Übungsgräber“, erklärt der Agrar-Ingenieur. Zu sehen sind zwei Urnengräber, zwei Einzel- und zwei Doppelgräber. Zehn Auszubildende im Friedhofsgartenbau bepflanzen die unterschiedlich großen mit Randsteinen eingefassten Flächen. „Es handelt sich um eine Bezirksklasse. Die Auszubildenden kommen aus Köln und aus dem Umland wie zum Beispiel Bonn und Aachen“, erzählt Mareen Weigele, die den „Bildungsgang Friedhofsgärtner:innen“ leitet. 45 angehende Experten für die Grabpflege gehen an dem Berufskolleg zur Schule.

Auszubildende legen Urnengräber an

70 Prozent von ihnen kommen aus privaten Betrieben, 40 Prozent sind weiblich. „Die beiden Urnengräber werden von Auszubildenden aus der Unterstufe angelegt. Um die übrigen Gräber kümmern sich die Schüler aus der Oberstufe. Damit bereiten sie sich auf ihre Abschlussprüfung vor“, fährt Weigele fort. Sie ist den Friedhofsgärtner-Genossen dankbar: „Sie unterstützen uns konzeptionell und stellen den Auszubildenden kostenlos Werkzeuge, Materialien und Pflanzen zur Verfügung.“ Pakendorf ergänzt, dass die sogenannten Mustergräber auf dem Schulhof einen praktischen Mehrwert zum täglichen Unterricht bieten sollen.

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Sechs Übungsgräber haben die Auszubildenden des Berufskollegs am Rand des Schulhofs angelegt.

„Zwar erlernen die zukünftigen Friedhofsgärtner und -gärtnerinnen primär in den Mitgliedsbetrieben unserer Genossenschaft während ihrer dreijährigen dualen Ausbildung auf den Kölner Friedhöfen das notwendige Rüstzeug im Bereich Grabgestaltung und -pflege. Aber es hat sich gezeigt, dass gerade die kurzen Wege vom Klassenzimmer auf den Schulhof sehr hilfreich sein können, wenn bestimmte Zusammenhänge theoretisch erläutert und anschließend praktisch veranschaulicht werden können.“

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Man arbeitet mit möglichst wenig Chemie. Antworten auf den Klimawandel müssten auch im Bereich der Pflanzen gefunden werden. Auch Torf ist ein Thema unter den Gärtnern. Pakendorf ist momentan noch skeptisch, was die Torfersatzstoffe angeht. „Torf hat so viele gute Eigenschaften. Der ist nur sehr schwer zu ersetzen.“ Eines ist dem Geschäftsführenden Vorstand wichtig: „Die Friedhofsgärtner buddeln keine Gräber und tragen auch keine Särge durch die Gegend. Das können die Bestatter und städtischen Mitarbeiter deutlich besser. Wir machen unsere Friedhöfe schöner.“

Und das kann dauern. Man kann natürlich das Grab der Angehörigen selbst pflegen. Oder man beauftragt eine Friedhofsgärtnerei und zahlt regelmäßig dafür.

Variante drei bietet die Genossenschaft der Friedhofsgärtner an. Sie verwaltet Gelder treuhänderisch, die ihr für die Grabpflege anvertraut werden und beauftragt regelmäßig Gärtnereien. Pakendorf gibt einen Einblick in die zeitlichen Dimensionen: „Auf Melaten gibt es Gräber, für die die Pflege für 90 Jahre bezahlt ist.“