Nord-Süd-StadtbahnStadt fällt Bäume auf der Bonner Straße – Alternativen abgelehnt

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Die Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn bis zum Bonner Verteilerkreis kommt.

Die Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn bis zum Bonner Verteilerkreis kommt.

Köln/Innenstadt – Die Stadt beginnt Donnerstag damit, 300 Bäume entlang der Bonner Straße zu fällen, um die Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn bis zum Bonner Verteilerkreis zu bauen.

Ursprünglich sollten die Bäume bereits vor einem Jahr gefällt werden, doch die Bürgerinitiativen im Kölner Süden, die das verhindern wollen, stoppten das Vorhaben damals mit einer Klage vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster. Eine Entscheidung steht zwar nach wie vor aus, die Richter erlaubten dessen ungeachtet aber bereits die Baumfällungen.

Bürgerinitiativen plädierten für Alternativen

„Dass so viele Bäume weichen müssen, fällt auch mir als altem Stadtbahnbauer schwer“, sagt Gerd Neweling, Leiter des zuständigen Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Es gebe aber keine andere Möglichkeit.

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Die Bürgerinitiativen legten zwar eine Alternativplanung vor, bei der weniger Bäume gefällt werden müssten. Diese sei aber nicht zu Ende gedacht, so Neweling. So seien etwa die Fahrbahnen für schwere Lkw zu schmal geraten und die Mindestabstände für Verkehrsschilder nicht eingehalten worden. Die Planung der Initiativen sehe zudem keine Linksabbieger auf der südlichen Bonner Straße vor. Zudem sollten zwei Fahrstreifen in derselben Richtung links und rechts der Bahngleise verlaufen, sodass eine der beiden Fahrbahnen unmittelbar neben der Gegenspur verlaufen würde. „Wenn dort jemand mit seinem Auto liegenbleibt, bricht der gesamte Verkehr zusammen“, sagt Neweling.

Stadt lehnt alternatives Konzept ab

Die Bäume hätten auch bei dieser Planung gefällt werden müssen, da sie mitten auf dem Bürgersteig oder unmittelbar daneben hätten stehen sollen. Das Hauptargument sei aber, dass jede größere Änderung der Pläne ein neues Verfahren bedeutet hätte. „Das hätte uns um Jahre zurückgeworfen und kam deshalb auf gar keinen Fall infrage“, sagt Neweling. Die Stadt habe das Konzept der Initiativen intensiv geprüft. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Alternative keine ist.“

Verkehrsdezernentin Andrea Blome wies darauf hin, dass es ab Januar 2013 eine intensive Bürgerbeteiligung gab, bei der alle Einwände diskutiert wurden. Sie versprach, dass die Stadt mehr neue Bäume pflanzen werde, als jetzt gefällt werden.

Stadt Köln verspricht neue Bäume

Für die 300 gefällten Bäume sollen 460 Ahornbäume gepflanzt werden. Hinzu komme ein 12000 Quadratmeter großes Rasengleis. „Wenn die Bäume groß sind, gewinnen wir also unter dem Strich etwas“, sagt Gerd Neweling. Die ausgewählte Ahornart wachse schnell und erreiche nach fünf Jahren bereits eine Höhe von sieben Metern. Untersuchungen hätten zudem ergeben, dass sich einige der bestehenden Bäume an der Bonner Straße ohnehin in einem schlechten Zustand befänden.

Die Baumfällungen sollen etwa drei Wochen dauern. Noch in diesem Herbst soll auch die denkmalgeschützte Villa Lenders zur Vorbereitung des Stadtbahnbaus abgerissen werden sowie zwei Wohngebäude im kommenden Jahr. Ab Februar 2018 wird die Rhein-Energie die Gas-, Wasser- und Stromleitungen umlegen und erneuern. Voraussichtlich ab Juni 2018 wird der Verkehr auf der Bonner Straße jeweils auf eine Spur verengt, weil die Stadtentwässerungsbetriebe einen neuen Mischwasserkanal und -speicher zur Verbesserung des Hochwasserschutzes bauen. Die Arbeiten sollen ein Jahr dauern.

Ausbau der Nord-Süd-Stadtbahn wird dauern

Ein externes Ingenieurbüro, das die Projektsteuerung übernimmt, wird vor Ort ein Informationsbüro einrichten, das sich während der Bauzeit um die Belange der Anwohner kümmern soll. Wann die Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn abgeschlossen sein wird, ist noch unklar. Die Stadt hofft auf das Jahr 2022.

Da man aber aufgrund der Klagen von Anwohnern bereits verspätet sei, seien weitere Verzögerungen nicht auszuschließen, sagt die für das Projekt zuständige Mitarbeiterin Newelings. Die Aufträge für die Baufirmen müssten noch ausgeschrieben werden. Der eigentliche Straßen- und Gleisbau soll 2019 beginnen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) erwarten sich von der Verlängerung der Stadtbahn einen Zuwachs an Fahrgästen, die vom Auto auf die Bahn umsteigen. „Wenn die gesamte Strecke frei ist, rechnen wir mit bis zu 18000 Passagieren auf dem Teilstück“, sagt Gunther Höhn, Leiter des Verkehrsmanagements der KVB.

Busse sind überlastet

Bislang verläuft die Trasse der Stadtbahn nur bis zur Einsturzstelle des Stadtarchivs am Waidmarkt. Höhn kündigte an, dass die KVB die neue Strecke zwischen dem Bonner Verteiler und der Severinstraße auch dann in Betrieb nehmen will, wenn der Waidmarkt bis zur Fertigstellung noch nicht wieder durchgängig sein sollte. Da das voraussichtlich erst 2024 oder noch später der Fall sein wird, plant die KVB also eine weitere kurze Bahnlinie – wie es jetzt schon bei der Linie 17 der Fall ist, die von der Severinstraße bis Sürth fährt.

Die bislang auf der Bonner Straße eingesetzten Busse seien überlastet und hätten aufgrund der Staus im Berufsverkehr unverhältnismäßig lange Fahrzeiten, so Höhn. Deshalb sei ein Ersatz durch eine Straßenbahn sinnvoll. Die Busse sollen während der Bauarbeiten weiter über die Bonner Straße fahren, werden aber zeitweise über den Gürtel und die Brühler Straße umgeleitet.

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