Kölner Luxus-Hotel wird 160Vom Kaiser bis zu Machine Gun Kelly – hier waren alle zu Gast

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Chef-Concierge Youssef Belal steht in der Empfangshalle des Excelsior Hotel Ernst.

Youssef Belal ist Chef-Concierge im Excelsior Hotel Ernst.

Das Excelsior Hotel Ernst, das einzige Fünf-Sterne-Hotel Kölns, wird 160 Jahre alt. Ende Mai darf jeder beim Tag der offenen Tür hinein.

Es ist, als würde man in eine andere Welt eingesogen, sobald man durch die Tür tritt. Der Lärm, die Menschenmassen bleiben draußen. Die Welt besteht nun aus glänzendem Marmor, Blumen, historischen Gemälden, dezentem Kerzenschein – und dem freundlichen Empfang durch Youssef Belal, dem Chef-Concierge des Excelsior Hotel Ernst.

Köln: Excelsior-Gast brauchte schnell 500 rote Rosen für Heiratsantrag

Kölns einziges Fünf-Sterne-Hotel feiert am 16. Mai seinen 160. Geburtstag. Youssef Belal ist immerhin seit 37 Jahren dabei. Er ist sozusagen die Personifizierung dessen, wofür das Luxus-Haus steht: Für Gäste alles möglich machen, was möglich ist. Und nicht darüber reden.

Anekdoten werden erzählt, aber Namen in der Regel nicht genannt. „Wir mussten schonmal 500 rote Rosen in eineinhalb Stunden besorgen – für einen Heiratsantrag.“ Er und seine Mitarbeiter kauften die umliegenden Blumenläden leer und schafften es. Das Promi-Paar ist übrigens immer noch verheiratet.

Die Hauptfassade des Excelsior Hotel Ernst in Köln mit dem Eingang.

Die Hauptfassade des Hotels mit dem Eingang.

Für eine Popsängerin musste der Teppichboden in ihrem Zimmer unter Parkett verschwinden. Ein inzwischen verstorbener deutscher Schauspieler, der mit Freundin und kleinem Kind zu Gast war, verlangte um zwei Uhr nachts eine bestimmte Babycreme. Belal ließ sie mit einer Limousine vom Düsseldorfer Flughafen holen, da war noch geöffnet. „13 Euro für die Creme und 200 Euro für die Fahrt.“

Mit dem vor kurzem verstorbenen Pelé spielte er in der Lobby Fußball. Karl Lagerfeld schenkte ihm sein Parfüm „Photo“. „Das habe ich noch zu Hause. Ein sehr netter Mann, aber immer ein bisschen hektisch.“ Andy Warhol machte in der Suite 205 die Polaroid-Aufnahme des Doms, die zur Grundlage eines Kunstwerks wurde. Jennifer Rush macht in ihrem Zimmer Gesangsübungen. „Eine tolle Stimme, man hörte sie bis auf die Straße, die Menschen blieben stehen.“

Die größten Stars sind die unkompliziertesten Gäste.
Youssef Belal, Chef-Concierge

Belal erlebte mit, wie der damalige Prinz Charles und seine Frau Diana in der „Hanse-Stube“ im Hotel aßen und Anthony Hopkins dort drehte. Am meisten beeindruckt hat ihn aber Bill Clinton beim G8-Gipfel 1999. Sein Gesamtfazit: „Die größten Stars sind die unkompliziertesten Gäste.“ Die schicken in der Regel Listen mit ihren Wünschen im Voraus, sodass man sich darauf einstellen kann. Sie verlangen einen Mixer für ihren Smoothie, Wasserkocher oder eine bestimmte Sorte Schokolade. „Die sind so viel unterwegs, die möchten hier ein Stück Zuhause.“ Und ansonsten ihre Ruhe.

Eine ganz neue Qualität hatte allerdings der Aufritt von Rapper Machine Gun Kelly im vergangenen Jahr: Der zeigte sich auf dem Balkon des Hotels und sorgte für einen Auflauf auf Trankgasse und Domplatte – das Gegenteil von Diskretion.

Das Hotel Ernst kurz nach seiner Gründung, rechts das Eingangsportal des Bahnhofs und eine Ecke des Doms.

Das Hotel Ernst (helles Gebäude) kurz nach seiner Gründung, rechts hinten ist das Eingangsportal des Bahnhofs zu sehen.

Ein Traditionshaus hält das aus. Gebaut wurde es 1863 von Carl Ernst. Der führte den Bewirtungsbetrieb im kurz zuvor eröffneten Centralbahnhof – und schuf nun gleich nebenan ein Hotel, das nach seinen Worten aufs „Komfortabelste und nach dem Geschmack der Neuzeit eingerichtet“ war, um die Reisenden zu beherbergen.

Die hatten dann auch den direkten Ausblick auf die spektakuläre Dombaustelle, wo seit 1842 weitergearbeitet wurde – die Türme fehlten noch. Das Hotel hatte nur ein Badezimmer pro Flur, aber der „Baedeker“-Reiseführer lobte es 1866 als „erstklassige Adresse“. Bereits 1871 verkaufte Ernst das Haus allerdings, möglicherweise weil er erkrankt war. Der Familie Kracht, die das Hotel erwarb, gehört es noch heute.

Köln: Erst 1908 kam der Namenszusatz Excelsior dazu

1880 konnte sie den Kaiser begrüßen, der vom Hotel aus die Feier zur Vollendung des Doms beobachtete. 1908 kaufte sie benachbarte Häuser dazu und baute das Hotel neu und wesentlich größer wieder auf. Damals bekam das Hotel auch den Zusatz „Excelsior“ (erhaben, großartig) – einen damals üblichen Namen für Grand Hotels.

Im Eröffnungsprospekt wird geschwärmt von hellem Marmor, prächtigen Teppichen, Stuck, einem Wintergarten mit Palmen und Orchideen, die sich zu einer „entzückende Farbsinfonie“ vereinen.

Die Empfangshalle 1926 mit hohen Säulen, Stuckdecke und Sitzgruppen.

Die Empfangshalle 1926.

Ein Bad von 1910 mit frei stehender Badewanne.

Ein Bad von 1910.

Auch gibt es nun 60 Marmorbäder mit fließend warmen Wasser – für die damalige Zeit ein großer Luxus. Die prächtige Lobby und die Salons entwickelten sich zum Treffpunkt der Gesellschaft. Viele Feste wurden hier gefeiert, auf den reich verzierten Speisekarten standen Aal blau, Bouillon mit Ei und Fasan mit Sauerkraut.

Der Erste Weltkrieg brachte den Bruch: Von 1918 bis 1926 war das Hotel Hauptquartier der britischen Rheinlandarmee. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Briten noch einmal bis 1948 im Excelsior.

Die Hotel-Bar 1926 mit Holzvertäfelung und schwerem Gestühl.

Die Hotel-Bar 1926, mit Holzvertäfelung und schwerem Gestühl.

Kaiserin Soraya wird 1955 am Hoteleingang empfangen, im Hintergrund ist eine große Menschenmenge zu sehen.

Kaiserin Soraya war 1955 zu Gast.

In der Wirtschaftswunderzeit blühte auch das Hotel wieder auf und errang internationales Renommee. 1955 kam Kaiserin Soraya, 1957 die legendäre Opernsängerin Maria Callas. In den 1970er Jahren wurden Rezeption, Lobby, Pianobar und Wintergarten umgestaltet und erhielten ihren noch heute vorhandenen Look vom Münchner „Star-Einrichter“ Siegward Graf Pilati, der auch den Bayerischen Hof gestaltete – glänzende, helle Oberflächen und zurückhaltende Klassik.

Kölner Excelsior gehört seit 1871 derselben Familie

1985 wurde das Hotel noch einmal größer. An der Marzellenstraße entstand auf einem ehemaligen Parkplatz ein Anbau. Wer sich wundert, warum, wie ein unpassendes Tortenstück mitten im Fünf-Sterne-Hotel, eine McDonald’s-Filiale und darüber das China-Restaurant Peking stecken: Dieser Gebäudeteil gehört nicht der Hoteliersfamilie.

Die obere Ebene der Lobby mit zahlreichen Sitzgruppen

Auf der oberen Ebene der Lobby werden oft Interviews mit Prominenten geführt.

Das Excelsior hat heute 134 Zimmer und Suiten. Klassik-Doppelzimmer gibt es ab 240 Euro, die Excelsior Suite mit 80 Quadratmeter kostet 2600 Euro. Seit 2001 gibt es neben der Hanse-Stube auch das asiatische Restaurant Taku im Haus, das seit 2011 einen Michelin-Stern hat. Seit 1991 ist der Schweizer Charles Roulet, ein Neffe aus der Kracht-Familie, Eigentümer des Excelsior. Er schaut hier regelmäßig vorbei und kennt alle Mitarbeiter.

Diese Verbundenheit schätzt auch Hoteldirektor Georg Plesser. „Da ist ein Langfristdenken der Eigentümerfamilie.“ Bei großen Ketten sähe das anders aus. „Und ich bin erst der zehnte Direktor in 160 Jahren. Solch lange Phasen sind in der Hotellerie eher selten.“ Verglichen mit anderen Grand Hotels habe das Kölner Haus eine Besonderheit: die große Verbindung zu den Einwohnern der Stadt. In anderen Städten trauten sich die Leute oft gar nicht in die Luxushäuser hinein und die Restaurants seien oft regelrecht verwaist. In Köln sei das anders. „Hierher kommen Kölner Familien oft schon seit Generationen, um zu feiern. Besonders das weihnachtliche Gänseessen ist bei vielen Tradition.“

Wer sich doch noch nicht ins Excelsior gewagt hat, der kann beim Tag der offen Tür am Sonntag, 21. Mai, den Besuch nachholen. Das Hotel steht allen Interessierten offen – auch die Luxussuiten. Youssef Belal wird auch da sein – ganz bestimmte Namen wird er aber weiterhin für sich behalten.


Das Excelsior Hotel Ernst lädt am Sonntag, 21. Mai, zum Tag der offenen Tür von 12 bis 18 Uhr ein. Sämtliche Bereiche des Hauses können besichtigt werden. Taku-Chef Mirko Gaul erzählt aus dem Alltag eines Sternekochs. Der „Patissier des Jahres 2022“, Fabian Scheithe, präsentiert Köstlichkeiten. Er hat auch die mehrstöckige Torte kreiert, die für 2000 Personen reicht. Die Tortenstücke werden zugunsten der Aktion „wir helfen“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verkauft.

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