Jede Fahrt der Kölner London Cabs muss mit 26,35 Euro bezuschusst werden. Probleme mit defekten Fahrzeugen und Personalmangel.
Kölner haben „Isi“ nie liebgewonnenKVB-Taxi wird im Dezember nach Millionenverlust eingestellt
Das war’s. Die Kölner Verkehrs-Betriebe werden ihr On-Demand-Angebot „Isi“ nach vier Jahren zum Fahrplanwechsel im Dezember einstellen. Die auffälligen rot-weißen Elektroautos, die man als Taxis aus den Straßen von London kennt, sind dann Geschichte. Als Ersatz sollen die Taxibus-Linien 186 und 194 wieder in Betrieb genommen werden.
Pro Fahrt 26,35 Euro zugeschossen
Der Grund für das Auslaufen des Pilotprojekts: Die Kölner haben das Angebot nie richtig angenommen, das Defizit bei jeder Fahrt lag durchschnittlich bei 26,35 Euro und damit deutlich höher als die schwach ausgelasteten Buslinien 173, die als Expressbus über die Aachener Straße fuhr, und 124 (Breslauer Platz-Merkenich).
Bei diesen Linien musste die KVB pro Fahrgast 4,86 Euro (Linie 173) und 6,39 Euro (124) zuschießen. Auch die Zahl der Kunden, die sich seit dem Start bis Ende Juni 2024 registriert hatten, blieb mit 18.500 hinter den Erwartungen zurück. Wer allerdings einmal „Isi“ genutzt hat ist, ist in aller Regel mit dem Angebot zufrieden. Die durchschnittliche Wartezeit bei einer spontanen Buchung liegt bei elfeinhalb Minuten.
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Man habe pro Jahr für den Betrieb von „Isi“ eine Million Euro zubuttern müssen, heißt es im Abschlussbericht der KVB. Die Nutzung in den zunächst zwei Testregionen - linksrheinisch in Nippes, Bilderstöckchen, Mauenheim, Weidenpesch und Neuehrenfeld; rechtsrheinisch in Poll, Westhoven, Ensen, Gremberghoven, Porz, Finkenberg, Urbach, Grengel und Elsdorf – sei von Beginn an unter den Erwartungen geblieben. Daran habe sich auch mit der Ausweitung des Angebots im August 2023 nichts geändert.
Kaum Neukunden gewonnen
Bis auf den Stadtbezirk Porz habe „Isi“ im Vergleich zum Angebot von Stadtbahnen und Bussen „so gut wie keine Bedeutung entfalten können“, heißt es in dem Abschlussbericht. Aber auch in Porz seien die Nutzerzahlen weit unter den Erwartungen geblieben. Überdies habe es Probleme durch den Ausfall von Fahrzeugen und durch Personalmangel gegeben. „Es findet zudem eine Kannibalisierung des klassischen ÖPNV statt, da fast alle Fahrgäste im Besitz eines gültigen Tickets sind und die meisten Kunden alternativ Bus oder Bahn genutzt hätten“, heißt es wörtlich. „Echte Neukunden konnten kaum gewonnen werden.“
Im Gegenteil: In den letzten fünf Monaten haben 1710 Kunden insgesamt rund 21.500 Fahrten gebucht und auch angetreten. Die Hälfte davon kam von 89 Nutzern. Das sind fünf Prozent.
Als kleinen Erfolg kann die KVB verbuchen, dass sich die Zahl der Nutzer im Laufe der Jahre pro Fahrt auf 1,6 erhöht hat. Theoretisch können in einem der zehn Kölner London Cabs sechs Personen mitfahren.
Insgesamt wurden seit dem Betriebsstart rund 140.000 Fahrten angefragt. In 83 Prozent der Fälle konnte dem Wunsch auch nachgekommen werden. Durchgeführt wurden indes nur rund 76.500 Fahrten. Nach der Erweiterung des Gebiets stieg die Zahl der Fahrten vor 57 auf 82 pro Bedientag. In Porz sind derzeit bis zu sechs Autos im Einsatz, in Nippes drei. Am Wochenende werden insgesamt maximal sieben eingesetzt. Bei den Prognosen war die KVB von 100.500 Fahrten pro Jahr ausgegangen.
Nachtangebot erweist sich als Flop
In Porz sind an einem Tag bis zu 162 Fahrten gebucht worden, seit der Gebietserweiterung waren es nur noch 94. In Nippes waren die Werte mit 31 Fahrten pro Tag vor und 16 nach der Erweiterung deutlich schlechter. Bei der KVB vermutet man, dass dies am besseren klassischen Angebot durch Stadtbahnen und Busse in Nippes liegt.
Als Flop hat sich das Nachtangebot erwiesen, weil die Nutzer ganz offensichtlich nicht bereit sind, den erforderlichen Zuschlag zu bezahlen, es in der Innenstadt ein gutes Fahrtangebot mit Bussen und Stadtbahnen gibt und man mit „Isi“ viele Wohngebiete außerhalb der Innenstadt nicht erreichen kann.
Verkehrsdezernat befürwortet das Aus
Aus Sicht der KVB werden On-Demand Verkehre „im Vergleich zum Busangebot so lange wirtschaftlich unattraktiv bleiben, bis autonome Fahrzeuge zu akzeptablen Preisen beschafft und ohne Fahr- oder Begleitpersonal eingesetzt werden können“, heißt es in dem Abschlussbericht. „Danach allerdings bieten sich autonome On-Demand Verkehre als ein kostengünstigeres, flexibles und bedarfsgesteuertes Angebot an, welches Buslinien in Räumen und zu Zeiten schwacher Verkehrsnachfrage ersetzen könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt wird es jedoch noch einige Jahre dauern.“
Die Stadtverwaltung befürwortet das Aus für „Isi“. In Zeiten knapper Kassen könne das Geld an anderer Stelle im öffentlichen Nahverkehr sinnvoller eingesetzt werden, zum Beispiel zur Finanzierung von Schülerfahrten, heißt es in einer Mitteilung des Verkehrsdezernats.
Die FDP-Fraktion im Stadtrat spricht sich gegen eine komplette Einstellung von „Isi“ aus. „Für ältere oder in der Mobilität eingeschränkte Menschen, die es nicht bis zur nächsten Bus- oder Bahnhaltestelle schaffen und die sich auch kein Taxi leisten können, muss es weiterhin ein Isi-Angebot geben“, fordert ihr verkehrspolitischer Sprecher Christian Beese.