Moderner und digitalerKölner Schokoladen-Museum in neuem Glanz – darauf können sich Besucher freuen

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„Weltreise des Kakaos“ im Zeichen der Hoffnung - das runderneuerte Kölner Schokomuseum ist so nachhaltig und so digital wie nie.

Das Kölner Schokoladenmuseum erstrahlt komplett runderneuert in neuem Glanz. Man hat die Zeit seit dem ersten Lockdown genutzt und das 1993 fertiggestellte Haus Schritt für Schritt renoviert, modernisiert und mit beeindruckendem Ergebnis für die kommenden Jahre aufgestellt.

Nacheinander wurden die gläserne Schokoladenfabrik, das Restaurant, Seminarräume, das Foyer mit einer spektakulären, runden Videopräsentation und jetzt zum Abschluss die Ausstellung „Weltreise des Kakaos“ zeitgemäß umgebaut.

Kölner Schokoladenmuseum während der Corona-Pandemie rundum saniert

„Wir haben das alles innerhalb von drei Jahren im laufenden Betrieb geschafft“, sagt Annette Imhoff mit berechtigtem Stolz bei der Eröffnungsgala vor mehr als 350 geladenen Gästen. Da dürften so manchem der zahlreichen Vertreter aus Politik, Rat und Verwaltung die Ohren geklingelt haben, sind derzeit doch mit dem Römisch-Germanischen und dem Stadtmuseum zwei der städtischen Museen wegen Renovierung auf Jahre komplett geschlossen, dem Museum Ludwig samt Philharmonie droht ein ähnliches Szenario.

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Wir haben das alles innerhalb von drei Jahren im laufenden Betrieb geschafft
Annette Imhoff, Museumsleiterin

In Ihrer Grußadresse ging Oberbürgermeisterin Henriette Reker allerdings auf diese Thematik nicht ein. Vielmehr freute sie sich, die „Profanität des Alltags“ verlassen zu können „in eine Oase der Sinne. Redeanlässe, bei denen es so herrlich duftet, sind selten“, sagte sie voller Entzücken über „das einzige Museum in Köln, dass sich selbst finanziert. Das Schokoladenmuseum ist ein Glücksfall für die Stadt.“

Ähnlich sieht das Annette Imhoff, die mit ihrem Mann Christian Unterberg-Imhoff das Museum leitet. „Wer Schokolade liebt, der muss nach Köln kommen“, sagte sie und stellte den „interaktiven Lernort“ bei einem Rundgang vor. Die „Weltreise des Kakaos“ zeigt auf mehr als 600 Quadratmetern alles zum Thema Anbau, Transport, Produktion und Konsum von Kakao und Schokolade und verschweigt auch kritische Aspekte der langen Herstellungs- und Lieferketten nicht. Nachhaltigkeit ist der rote Faden der Ausstellung, „Intowada“ ihr Motto. Das westafrikanische Wort bedeutet so viel wie „Die Hoffnung nicht aufgeben.“

Und genau das soll nach Imhoffs Überzeugung die Botschaft der Ausstellung sein: „Klimawandel, Ressourcenverbrauch, CO2-Ausstoß, aber auch Fragen der fairen Arbeitsbedingungen, der Kinderarbeit, der Bildung oder mangelnder Infrastruktur in den Anbauländern – das alles sind große Herausforderungen, denen sich die moderne Kakao- und Schokoladenproduktion stellen muss. Und auch stellt.“  Intowada lautet übrigens die Aufschrift auf einem 80 Jahre alten westafrikanischen Einbaum, mit dem die Schau beginnt und das damals Kakaobohnen in 60-Kilo-Säcken von der Küste zu größeren Schiffen gebracht hat.

Wer das Schokoladenmuseum besucht, der erfährt, dass in den Kakaoanbauländern in Westafrika die Sterblichkeit von Müttern und Kindern in den Anbauländern auf einem historischen Tiefststand ist; dass immer mehr Kinder eine Schulbildung genießen und die Lebenserwartung stetig steigt. Und dass große Schokoladenhersteller wie der Kooperationspartner des Schokoladenmuseums, die Firma Lindt, mittlerweile eigene, strenge Nachhaltigkeitskonzepte umsetzen. Auch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen begegnen den Besucherinnen und Besuchern. Vieles, sagt Annette Imhoff, sei schon auf einem guten Weg. „Schokolade soll glücklich machen, aber nicht nur die, die sie essen, sondern auch die, die hart dafür arbeiten.“

Schokolade soll glücklich machen, aber nicht nur die, die sie essen, sondern auch die, die hart dafür arbeiten
Annette Imhoff, Museumsleiterin

Die Präsentation der Inhalte ist modern, oft interaktiv und digital. Dialog-Optionen und moderne Technologie-Highlights wie ein interaktiver Multitouch-Tisch oder ein riesiger LED-Globus informieren ebenso anschaulich wie unterhaltsam über die Themen – von der Ernte der Kakaobohnen über globale Lieferketten und Produktion bis hin zum heimischen Supermarktregal und dem Genuss des „süßen Goldes“.

Das gilt auch für die seit 2020 erneuerte „Gläserne Schokoladenfabrik“, die mit noch mehr Information und vor allem verbesserter Orientierung aufwartet: „Die Fertigung funktioniert jetzt wie eine begehbare Info-Grafik“, erklärt Christian Unterberg-Imhoff. „Unsere Gäste erfahren Schritt für Schritt durch zusätzliche Medienstationen und Farbsignale, wie aus den gerösteten Bohnen am Ende eine Tafel Schokolade wird.“ Das ist auch für Schüler nachvollziehbar und so detailreich, dass selbst Technik-Freaks auf ihre Kosten kommen. So nimmt ein interaktiver Roboterarm auf Knopfdruck ein Stück Schokolade vom Fließband und überreicht es den Gästen auf der anderen Seite der Glasscheibe.

Das Finale ist nach wie vor der drei Meter hohe Schokoladenbrunnen. Als eines der beliebtesten Kölner Fotomotive überhaupt thront er nun auf einer neuen goldenen Bühne vor dem Kölner Rheinpanorama. 200 Kilogramm flüssige Schokolade sprudeln in der Brunnenschale und werden auf Waffeln zum Naschen angeboten.

Die Besucherzahlen rechtfertigen die Investition von rund 3,2 Millionen Euro. Waren in den Pandemiejahren nur etwa 35 Prozent der Vorjahresgäste gekommen, ist man in 2022 schon wieder auf 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus angekommen, also bei rund 500.000 Menschen. „Wenn es so bleibt wie in den ersten Monaten, werden wohl 650.000 Schokofans aus aller Welt unser Haus besuchen“, freut sich Annette Imhoff auf ein mögliches Rekordergebnis. Intowada, die Hoffnung nicht aufgeben – es hat sich gelohnt.

Schokoladenmuseum, Rheinauhafen, Köln-Innenstadt. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr. Aktuelle Informationen, u.a. zu Eintrittspreisen, zur Anfahrt sowie zu speziellen Angeboten u.a. für Kinder und Familien finden sich unter

www.schokoladenmuseum.de

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