Zwischen Bruchbude und LuxusSo sieht es derzeit im Kölner Dom-Hotel aus

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Das Dom-Hotel nach der Fertigstellung.

Köln – Mittendrin im Staub, Baulärm und in all dem Gewusel einer Baustelle steht plötzlich diese eine Frage beim Rundgang durch das Dom-Hotel im Raum. „Und das soll wirklich Ende 2023 fertig sein?", heißt es aus der Runde des NRW-Verbandes der Bauindustrie, die sich diese Woche die Baustelle angeschaut hat. So ist es geplant, sagen die Projektleiter. Aber ist das realistisch?

Kölner Dom-Hotel soll in einem Jahr eröffnen

Es ist ja die Frage schlechthin bei dem Kölner Hotel mit der wohl prominentesten Lage, direkt am Dom, direkt am Roncalliplatz. Seit 2013 ist das frühere Etablissement geschlossen, der offizielle Zeitplan des Besitzers, der Bayerischen Versorgungskammer (BVK), lautet: Inbetriebnahme im Oktober/November 2023, also in gut einem Jahr.

Eröffnen soll das Haus dann vier bis sechs Wochen später, wenn unter anderem Küche und Abluft geprüft worden sind. Es ist ein Zeitplan mit Druck drin, das wird beim Rundgang klar.

Rund 170 Bauarbeiter sind laut Projektleiter Sven Lücke aktuell im Einsatz, einige davon lackieren beim Rundgang das Stahlskelett für die neue Bar samt Restaurant auf dem Dach. In den nächsten Monaten folgt die Fassade für das Staffelgeschoss auf dem Dach. An anderen Stellen bringen Arbeiter die Klinkerfassade an, bauen die Technikanlagen auf dem Dach, auch die Sprinkler-Anlage fehlt noch.

Lücke sagt: „Wir gehen bei den Bauarbeiten vom Erdgeschoss entgegen des Uhrzeigersinns nach oben und übergeben nach und nach Teilbereiche an den späteren Hotel-Betreiber, der dann die jeweiligen Bereiche nach seinen Vorstellungen einrichtet.“ Die Althoff-Gruppe betreibt später ein Fünf-Sterne-Plus-Hotel mit 130 Zimmern im Dom-Hotel. Der ursprüngliche Bau stammte von 1893.

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So wird es im Dom-Hotel aussehen.

Dieses Großbauprojekt hat eine Geschichte, die voller Wendungen ist. Eigentlich sollte das Dom-Hotel 2013 mal im Betrieb saniert werden – doch das war alsbald hinfällig, als die Planer genauer hinschauten, zeigte sich: Das Hotel war eigentlich eine Bruchbude, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut mit einigen Fundstücken aus dem Rhein. Der zuständige Projektentwickler Turadj Zarinfar sprach 2017 sogar von „Lebensgefahr“.

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Auf dem Dach wird aktuell an der Stahlkonstruktion für das spätere Restaurant samt Skybar gearbeitet.

Also mussten neue Pläne her, letztlich blieben von dem Hotel nur die denkmalgeschützte Fassade und das Treppenhaus stehen. Dahinter und drumherum ließ die BVK ein komplett neues Hotel bauen und mit den historischen Überbleibseln verbinden. Lücke spricht von einem „komplexen Bauprojekt". Das ist aufwendig und kostet Geld, viel Geld. Bis heute schweigt die BVK zu den Kosten.

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Blick ins Innere des Dom-Hotels.

In der Vergangenheit sprach sie stets davon, einen langen Atem zu haben für das Projekt. Den braucht es auch. Eröffnet es tatsächlich im Jahr 2023, wird das Haus zehn Jahre geschlossen gewesen sein. All die Jahre des Umplanens, der Probleme auf dem Bau, dazu noch die Pandemie, der Krieg samt gestiegener Baukosten: Das ist teuer.

Laut ihres Geschäftsberichtes 2021 ist die BVK aber ein großer Spieler im Immobilienmarkt, unter anderem hat sie ein Kapitalanalagevermögen von 107,3 Milliarden Euro, zudem besitzt sie rund 12.400 Wohnungen. Und in München lässt sie eine neue Zentrale von Stararchitekt David Chipperfield bauen.

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Auf dem Dach wird aktuell an der Stahlkonstruktion für das spätere Restaurant samt Skybar gearbeitet.

Und: Das Dom-Hotel ist nur ein Teil des sogenannten Dom-Carrés. Dazu gehört das Blau-Gold-Haus direkt neben dem Hotel, dort sind ebenfalls Hotelzimmer geplant. Zusätzlich gibt es noch zwei Geschäftshäuser, eines befindet sich an der Straße „Am Hof“ gegenüber des Früh-Brauhauses, Luxus-Modehersteller Hermès verkauft dort. Das zweite Haus steht am Wallrafplatz, auch dort werden später Hotelzimmer sein.

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Blick aus dem Blau-Gold-Haus auf den Dom.

Ein frisches Problem ist nun die städtische Tiefgarage unter dem Dom, die das Hotel auch nutzt. Die Stadt muss sie sanieren, das hat sie zuletzt mitgeteilt, doch hat jetzt nicht mehr viel Zeit, das Hotel will in gut eineinhalb Jahren eröffnen.

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Blick auf das alte Mauerwerk im Blau-Gold-Haus.

Es wäre ziemlich peinlich für die Stadt, wenn das erste Hotel am Platz durch ein Problem betroffen ist, das die Stadt seit 2016 kennt. Die BVK sagt dazu: „Wir teilen das Interesse unserer Mieter und des Pächters, dass die Tiefgarage möglichst zeitnah saniert werden sollte, um den Besuchern und Kunden des Dom Carrés eine möglichst unbeschwerte Nutzung zu ermöglichen.“

Hintergrund: Die Kölner Großbaustellen

Das nächste Jahrzehnt am Kölner Dom wird Stand jetzt geprägt von vielen Baustellen, die letztlich deutlich mehr als eine Milliarde Euro kosten werden. Ein Überblick.

Das Laurenz-Carré südlich des Roncalliplatzes soll bis 2025 stehen, das neue Quartier beherbergt das sanierte Senats-Hotel sowie viele Büros, Wohnungen und Handel. Aktuell werden die alten Häuser abgebrochen, die Baugrube vorbereitet. Kosten: rund 400 Millionen Euro.

Das Römisch-Germanische Museum (RGM) gegenüber des Dom-Hotels soll laut Stadt nach der Sanierung möglichst 2027 eröffnen, dass das klappt, ist aber zumindest sehr fraglich. Kostenpunkt: 91 Millionen Euro.

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Über die Historische Mitte samt neuem Stadtmuseum sowie Bürogebäude für RGM, Stadtmuseum und Kirche soll der Stadtrat nächstes Jahr entscheiden. 2029 ist als Fertigstellung angepeilt, 183 Millionen Euro sind vorgesehen für den Bau.

Für Museum Ludwig und Philharmonie lässt die Stadt aktuell untersuchen, welche Varianten der Sanierung machbar sind, 2024 soll der Rat über das nächste Großbauprojekt entscheiden. Mehrere hundert Millionen Euro könnte das kosten, das hängt aber auch vom Umfang der Sanierung ab.

Allein das sind nur die Bauprojekte direkt am Roncalliplatz, etwas weiter südlich kommen noch das Jüdische Museum samt Archäologischer Zone („MiQua“, aktuell 127 Millionen Euro) und die Erweiterung sowie Sanierung des Wallraf-Richartz-Museums zwischen rund 92 und 94 Millionen Euro).

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