„Baustelle läuft auf Hochtouren“So sieht es im Kölner Dom-Hotel neun Monate vor der geplanten Fertigstellung aus

Lesezeit 5 Minuten

In neun Monaten soll das neue Dom-Hotel fertig sein – elf Jahre nach der Schließung. Ist das wirklich realistisch? Ein Baustellenbesuch.

Nach all den Jahren der Bauarbeiten steht Miguel Espinosa in der vergangenen Woche auf der Baustelle des Dom-Hotels und sagt einen fast schon kitschigen Satz. Espinosa ist der zuständige Projektleiter des Besitzers, der Bayerischen Versorgungskammer (BVK), er sagt: „Wir verheiraten an dieser Stelle im übertragenen Sinne die alte Bausubstanz mit der hochwertigen Nutzung.“

Doch eben jene Heirat zwischen denkmalgeschützter Fassade und Treppenhaus mit dem Neubau dahinter hat das Bauprojekt um Jahre verzögert und dürfte die BVK viele, viele Millionen Euro kosten. Wie viele, sagt sie nicht, dabei bleibt es auch jetzt. Es ist, um im Bild zu bleiben, eine teure Hochzeit mit viel Vorlauf.

Das Bild zeigt einen Mann mit Bauhelm und Warnweste.

Projektleiter Miguel Espinosa.

Doch beim Rundgang auf der Baustelle lässt sich nach vielen Jahren erstmals erkennen, dass das Dom-Hotel tatsächlich mal Gäste beherbergen soll. Erste Zimmer vermitteln eine Idee, was die Gäste des Fünf-Sterne-Plus-Hotels mal erwarten dürfen für ihr Geld. Ein Beispiel ist Zimmer 218. Die Farbe ist an den Wänden, die Auslassung für den Kamin ist zu sehen, ebenso eine Heizung und auch der Stuck.

Im vergangenen Jahrzehnt konnte fast in Vergessenheit geraten, dass in diesem Haus am Welterbe Dom mal Gäste für viel Geld übernachteten. Seit 2013 hat das Haus am Dom geschlossen. Die zunächst angedachte Sanierung im Betrieb geriet zum Großbauprojekt, das an die städtische Bühnen-Sanierung erinnert.

Das Bild zeigt ein Hotelzimmer, das sich noch im Bau befindet. Zu sehen sind eine Auslassung für den Kamin und eine Heizung sowie einige im Raum stehende Möbel.

Das künftige Hotel-Zimmer lässt sich zumindest erahnen.

Das Dom-Hotel, prominent gelegen mit prominenten Gästen in der Vergangenheit (siehe Info-Text am Ende des Artikels), war eine ziemliche Bruchbude, weil nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg so ziemlich alles für den Wiederaufbau verwendet wurde, was zu finden war. Es waren andere Zeiten damals. Projektsteuerer Turadj Zarinfar hatte 2017 gesagt: „Wenn man das Ausmaß gekannt hätte, dann hätten hier sicher keine Gäste mehr übernachten dürfen.“

Zarinfar sprach sogar von einer „einer lebensgefährlichen Situation“. Er sagte: „Ich weiß nicht, ob ich hier vor zehn Jahren noch abgestiegen wäre, wenn ich gewusst hätte, dass mein Doppelbett auf so einer Bausubstanz steht.“

Die Visualisierung zeigt ein fertig eingerichtetes Hotel-Zimmer im Dom-Hotel.

So sollen die Zimmer später mal aussehen.

Nun soll das Fünf-Sterne-Plus-Hotel nach zwölf Jahren im März 2025 wieder eröffnen, die Althoff-Gruppe wird es betreiben, der Vertrag läuft über 25 Jahre. Die Fertigstellung ist für November geplant, danach wird das Haus für die Eröffnung vorbereitet.

Espinosa ist optimistisch, dass der Zeitplan hält, ein BVK-Sprecher bestätigt das. Erst im vergangenen Jahr hatte die BVK das Bauende erneut nach hinten schieben, eigentlich sollte der Bau nach zuvor schon vielen Verzögerungen im kommenden März beendet sein. Doch das klappte nicht, mal wieder.

Espinosa sagt jetzt: „Die Baustelle läuft nach wie vor auf Hochtouren.“ Oder anders ausgedrückt: Momentan arbeiten rund 150 Menschen auf der Baustelle, viele Arbeiterinnen und Arbeiter wuseln herum. Aber erst einige der 130 Zimmer vermitteln die Idee eines Hotel-Zimmers, es bleibt viel zu tun.

Das Dom-Hotel gehört zum sogenannten Dom-Carré, so hat die BVK das Projekt benannt. Dazu zählen das Dom-Hotel und das angrenzende Blau-Gold-Haus von 1952, das zum Hotel gehört. Dazu kommen zwei neue Gebäude in dem Häuserblock zwischen Wallraf- und Roncalliplatz (siehe Grafik).

Im Gegensatz zu früher wird der Haupteingang nicht mehr auf der Dom-Seite sein, sondern am Roncalliplatz. Und das neu aufgesetzte Geschoss auf dem Dach inklusive der Gastronomie wird für die Öffentlichkeit geöffnet. Im Erdgeschoss des Dom-Carré ziehen Einzelhändler ein, im Blau-Gold-Haus verkaufen unter anderem jetzt schon die Luxusmarken Longchamp und Louis Vuitton. Rimowa und 4711 stehen auch schon als Mieter fest, für andere Flächen laufen die Verhandlungen laut BVK noch.

Das Kölner Dom-Hotel im Wandel

Wie das Luxus-Hotel sich verändert hat - und wie es mal aussehen soll

1/22

Momentan sind die späteren Zimmernummern noch an jeweiligen Türlöchern nur mit Bleistift angebracht, damit die Arbeiter sich orientieren können. Aber einzelne Etagen hat die BVK mittlerweile an die Althoff-Gruppe übergeben.

Laut Espinosa macht die BVK die Pflicht, Althoff erledigt die Kür, sie lassen auf den Rohbau die Inneneinrichtung folgen. Die Stuckleisten liegen in diesen Etagen schon im Flur, in einzelnen Bädern sind die Fliesen bereits verlegt.

Auf anderen Etagen ist das anders, dort sind noch die Sprinkleranlagen zu sehen, die Decken sind nicht abgehängt, Kabel schlängeln sich dort entlang. Auf der Baustelle sind Etagen vier Wochen vor der Übergabe an die Althoff-Gruppe, andere zwei Wochen davor, andere wiederum sind noch weiter. Jede Etage hat sozusagen ihre eigene Zeitzone.

Espinosa sagt: „Die Baustelle ist sehr komplex, weil wir an dieser prominenten Stelle sehr viele Umstände berücksichtigen müssen: den Denkmalschutz, die alte Bausubstanz, die Bedürfnisse eines 5-Sterne-Plus-Hotels und der zukünftigen Geschäfte im Erdgeschoss.“


Daten & Fakten zum Dom-Hotel

1893 wurde das Dom-Hotel am Roncalliplatz erbaut. Der Besitzer, die Bayerische Versorgungskammer, bezeichnet es als eines der ältesten Grand-Hotels in Europa. Doch im Zweiten Weltkrieg war es teils zerstört worden, danach wurde es laut BVK „vereinfacht wiederaufgebaut“.

2003 wurde das Hotel für rund neun Millionen Euro renoviert, 2009 kaufte die BVK es und plante eine Sanierung im Betrieb. 2013 schloss das Hotel, 2014 gewannen die Architekten von Ingenhoven den Wettbewerb um die Aufstockung des Hotels um ein zurückgesetztes Dachgeschoss mit Gastronomie.

In den Jahren danach entschied sich die BVK gegen die Sanierung, weil die Bausubstanz zu schlecht war. Stattdessen baute sie hinter der denkmalgeschützten Fassade ein neues Gebäude.

Schauspieler Peter Ustinov gehörte laut BVK zu den Stammgästen des Hauses, die Hotelbar wurde nach ihm benannt. Auch Kaiser Wilhelm II. war öfter zu Gast. (mhe)

KStA abonnieren