Eine Rolltreppe, die nur über eine normale Treppe zu erreichen ist, lässt Betroffene verständnislos zurück. Wie kam es zu dieser Gestaltung?
Kölner HaltestellenEine skurrile Konstruktion am Appellhofplatz wirft Fragen auf

Die Rolltreppe am Ausstieg Appellhofplatz/Zeughaus der Linie 5.
Copyright: Dieter Gruner
Für Eltern mit Kinderwagen oder ältere Menschen hält die U-Bahn-Haltestelle Appellhofplatz/Zeughaus der Linie 5 einige Herausforderungen bereit. Es müssen nicht nur die Stufen der Bahn beim Ein- und Ausstieg bewältigt werden. Steigt man aus der Bahn mit Fahrtrichtung Ehrenfeld aus, sieht man sich mit einer skurrilen Konstruktion konfrontiert: Zur Zwischenebene des Appellhofplatzes kommt man entweder über eine ziemlich lange, normale Treppe oder über eine Rolltreppe. Zu dieser Rolltreppe führen allerdings noch vier Stufen einer weiteren Treppe hinauf. Einen Aufzug gibt es dort nicht.
„Für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, oder Eltern mit Kinderwagen muss das doch wie ein Witz wirken“, sagt Dieter Gruner, Kreisvorsitzender der Senioren-Union Köln. „Ganz zu schweigen von Menschen im Rollstuhl.“ Es sei eine Situation, die die meisten Betroffenen völlig verständnislos zurücklässt, beschreibt Gruner seine Erfahrungen. Der 71-Jährige fährt fast täglich aus Ossendorf mit der Linie 5 in die Kölner Innenstadt. Er erlebe dabei regelmäßig, wie mobilitätseingeschränkte Menschen verzweifelten, wenn sie es gerade die Stufen aus der Bahn heruntergeschafft hätten und dann vor den Stufen zur Rolltreppe stünden.
Regelmäßig verzweifeln Betroffene an der Treppe zur Rolltreppe
Wenn also schon kein Aufzug vorhanden ist, wieso wurde dann vor der Rolltreppe noch eine gängige Treppe installiert? Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt ein Sprecher der KVB mit, dass die Konstruktion auf eine Erneuerung der Rolltreppe zurückgeht. Die vorherige, bis auf das Bahnsteigniveau reichende Rolltreppe musste 2022 ausgetauscht werden. Zu diesem Zeitpunkt sei jedoch von Seiten der Stadt Köln, Eigentümerin dieser Haltestelle, bereits die Anhebung des gesamten Bahnsteigs geplant gewesen, bis heute aber nicht umgesetzt worden. „Für die Zwischenzeit eine längere Rolltreppe einzubauen, wäre sehr unwirtschaftlich gewesen“, sagt der Sprecher der KVB.
Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe
- Person erfasst Tödlicher Unfall mit Stadtbahn in Kölner Südstadt – KVB-Linien unterbrochen
- Sicherheit Mehr Kameras in Bussen, Bahnen und Bahnhöfen
- „Sicherheits-Offensive“ in Köln KVB-Pläne rufen scharfe Kritik von Kältebus-Betreibern hervor
- Köln-Porz Schulweg zum Neubau der Grundschule „Janusz-Korczak-Schule“ soll sicherer werden
- KVB Ein Notfahrplan in Köln bis 2030 ist eine einzige Zumutung
- „Erfolgreiches Geschäftsjahr“ Kölner Stadtwerke präsentieren ihre Bilanz
- Angebot seit 2023 reduziert Warum die KVB in Köln erst im Jahr 2030 zum Regelfahrplan zurückkehrt
Stellt sich die Frage, warum statt einer Treppe nicht eine Rampe gebaut wurde, um den Höhenunterschied zu überwinden. Das sei aus versicherungstechnischen Überlegungen nicht möglich gewesen, sagt der KVB-Sprecher. Eine Rampe am unteren Ende der Rolltreppe würde das Unfallrisiko für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer, die die Rolltreppe auf dem Weg nach unten nutzen, deutlich erhöhen.
Planung für den Umbau der Haltestelle steht noch nicht
Ein Sprecher der Stadt Köln bestätigte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die Anpassung der Bahnsteighöhe an der Haltestelle Appellhofplatz/Zeughaus noch erfolgen soll. Wann das geschehen soll, ist allerdings noch völlig unklar. Es gebe noch nicht einmal eine Planung. Beim Umbau der Stadtbahnhaltestellen zu mehr Barrierefreiheit habe man eine Priorisierung nach Bedeutung vornehmen müssen. Für die Planung am Appellhofplatz stehe im Moment kein Personal zur Verfügung.
Dieter Gruner von der Senioren-Union bedauert das. Dass es noch keine zeitliche Perspektive gibt, wann sich die Barrierefreiheit am Appellhofplatz verbessert, sei „alles andere als erfreulich“.
Auch am Reichenspergerplatz gibt es eine seltsame Konstruktion
Die Haltestelle Appellhofplatz steht hinsichtlich skurriler Konstruktionen in Köln nicht allein da. Am Reichenspergerplatz findet man beispielsweise eine vergleichbare Situation vor. Es gibt keine Fahrstühle, die Bahnsteige liegen 55 Zentimeter unter dem Einstieg der Bahnen, und wenn man nach dem Ausstieg über die Rolltreppe in der Zwischenebene angelangt ist, bleiben einem dort nur normale Treppen, um auf die Straße zu kommen.
Hier sehen die Planungen der Stadt Köln zwar schon etwas konkreter aus, bis zu einem Umbau wird es aber noch relativ lange dauern. Politische Beschlüsse für die Bahnsteiganhebung sowie die Aufzugnachrüstung hat die Verwaltung bereits eingeholt. Aktuell laufe die Vorbereitung der europaweiten Ausschreibung zur Vergabe, sagt der Stadtsprecher. Mit der Bauausführung soll laut dem letzten Sachstandsbericht der Verwaltung vom 31. Oktober 2024 ab dem Jahr 2028 begonnen werden.