Integrative Kraft des KarnevalsKippa Köpp und Festkomitee gedenken jüdischer Karnevalisten

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Kölner Karnevalsvereine laufen der Reihe nach mit ihren Karnevalsfahnen auf den Jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd.

Kölner Karnevalsvereine erinnerten auf dem Jüdischen Friedhof in Bocklemünd an jüdische Karnevalisten

Unter den in der NS-Zeit ermordeten Juden waren auch zahlreiche Karnevalisten. Ihnen zu Ehren gab es eine Gedenkstunde am Tag der Befreiung von Auschwitz.

Die Kölschen Kippa Köpp und das Festkomitee Kölner Karneval haben am Freitag an jüdische Karnevalisten erinnert. Anlass war der Gedenktag für die Opfer des Holocaust. „Auch Akteure des Kölner Karnevals haben in dieser Zeit einen Teil der Schuld auf sich geladen. Wir können das heute nicht mehr rückgängig machen“, sagte Festkomitee-Sprecher Michael Kramp.

Jede Woche wird antisemitischer Vorfall in Köln gemeldet

Ort der Gedenkstunde war das Grab des Dichters und Komponisten Emil Jülich auf dem Jüdischen Friedhof in Bocklemünd, das zu diesem Anlass instandgesetzt wurde. Sein Büttenmarsch „Ov krüzz oder quer“ dient als Namensgeber für das Sessionsmotto im Jubiläumsjahr. Nachkommen von Jülich waren vor Ort.

Aaron Knappstein spricht vor dem Grab von Emil Jülich. Neben ihm stehen Mitglider von Karnevalsvereinen, die ihre Fahnen tragen.

Aaron Knappstein (2.v.r.) nannte die Ermordung der Juden in Köln einen Verlust für die Stadt.

„Die Ermordung der Juden in Köln war ein Verlust für die Stadt. Ein Verlust, der lange Zeit nicht gehört wurde“, sagte Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins. „Wir wollen das Judentum in die Stadtgesellschaft und den Karneval ins Judentum einbringen“, führte Knappstein fort. „Karnevalisten werden uns an der Seite stehen, auch wenn jemand uns das Recht absprechen will, zu feiern.“

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Jede Woche wird in Köln ein antisemitischer Vorfall gemeldet. Das geht aus den aktuellen Zahlen der Meldestelle der Stadt Köln vor.

Die Bedeutung des Karnevals für den Kampf gegen Antisemitismus

Michael Rado, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, betonte die Bedeutung des Karnevals für den Kampf gegen Antisemitismus: „Im Zweiten Weltkrieg haben Juden das Urvertrauen in den Menschen verloren. Hier, im Karneval, kann man das wieder gewinnen.“

Michael Rado und einige Nachkommen von Emil Jülich hören einem Redner bei der Gedenkstunde für jüdische Karnevalisten zu.

Michael Rado (m.) neben Nachkommen von Emil Jülich.

Dabei seien Fortschritte, die seit dem Zweiten Weltkrieg erzielt wurden, nicht zu vernachlässigen. „Es erfreut mich heute zu sehen, was früher nicht möglich gewesen wäre: Kölner Politiker und Karnevalisten kommen, um ermordeten Juden Respekt zu zollen.“

„Gerade der Karneval kann eine große integrative Kraft entfalten“, unterstrich Michael Kramp, der Festkomitee-Präsident Kuckelkorn vertrat. Im Lied „Ov krüzz oder quer“ spreche Jülich nicht nur Juden, sondern die ganze Gesellschaft an.

Der 1923 verstorbene Emil Jülich war nicht nur Dichter und Komponist, sondern auch Karnevalskünstler. Als Mitglied und Senator der Kölner Narren-Zunft widmete er zu ihrem 25. Jubiläum das Lied „Ov krüzz oder quer“.

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