Kölner KlinikenDer Umgangston in Notaufnahmen wird härter – Personal bedroht

Lesezeit 3 Minuten
Klinikpersonal Symbolbild dpa

Das Personal in den Kliniken sieht sich immer mehr verbalen und tätlichen Bedrohungen ausgesetzt. (Symbolbild)

Köln – In den Notaufnahmen der städtischen Kliniken hat sich der Umgangston gegenüber den Beschäftigten spürbar verschlechtert. Im Vergleich zu früheren Jahren sei „heute deutlich öfter eine aggressive Grundhaltung gegen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter festzustellen“, heißt es in einer Mitteilung der Klinikverwaltung an den Rechtsausschuss des Stadtrates.

Drohungen gegen Personal

Die Fälle, in denen Personal beschimpft, bedroht oder gar angegriffen wird, bleiben zwar die absolute Ausnahme; die Mitarbeiter der Zentralen Notaufnahme in Merheim meldeten im zurückliegenden halben Jahr insgesamt vier Übergriffe. Es sei jedoch auffällig, „dass von Patienten und Angehörigen Fotos und Videoaufnahmen aus den Bereichen der Zentralen Notaufnahme, vor allem von den pflegerischen Mitarbeitern“ angefertigt würden. Der Aufforderung, das zu unterlassen, entgegnen Patienten und deren Angehörigen zuweilen mit Drohungen. In mindestens einem Fall seien solche unzulässigen Bilder unter Verwendung eines Fantasienamens auf Facebook veröffentlicht worden, versehen mit Beleidigungen der Mitarbeiter. Die Kliniken hätten daraufhin Strafanzeige gegen unbekannt erstattet. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die FDP hatte mittels einer Anfrage Informationen über Angriffe und Gewalt gegen Rettungskräfte sowie Klinikpersonal“ erbeten. „Direkte Gewaltanwendung mit Körperverletzungen sind glücklicherweise sehr selten“, teilt die kommunale Krankenhaus-Gesellschaft mit. Das gleiche belegen die Zahlen, die Stadtdirektor Stephan Keller für die Feuerwehr und den Rettungsdienst ermittelt hat.

In diesem Jahr seien bei rund 150.000 Einsätzen 57 Gewaltübergriffe gemeldet worden.

Damit seien Feuerwehrleute und Rettungspersonal lediglich in 0,03 aller Fälle gefährdet gewesen. Gleichwohl nehmen die Einsätze zu, in denen Helfer von Opfern, deren Begleiter und auch Schaulustigen angegriffen werden. Einer Statistik der Stadt zufolge waren 2012 fünf Einsatzkräfte körperlicher Gewalt ausgesetzt. 2017 waren es 24, in diesem Jahr wird die Zahl voraussichtlich auf mehr als 30 steigen.

Techniken der Deeskalation

„Oft begegnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatz Menschen, die sich in schwierigen oder lebensbedrohlichen Situationen befinden“, so Keller. Er spricht von einer „besonderen Herausforderung für die Patientinnen und Patienten, aber auch für das Einsatzpersonal“. Jeder Einzelfall werde analysiert und zahlenmäßig erfasst. Es seien allerdings keine Schwerpunkte erkennbar, etwa in Bezug auf einzelnen Stadtteile. Alter und Herkunft der Angreifer.

Das Personalamt hat eine Unterstützungs- und Beratungsstelle eingerichtet. Dort können sich Bedienstete, die in einem Einsatz durch tätliche Angriffe verletzt wurden, bei ihrer Forderung nach Schadensersatz und Schmerzensgeld unterstützen lassen. „Für einige Delikte ist ein Strafantrag erforderlich, damit die Tat überhaupt verfolgt werden kann, zum Beispiel bei Beleidigung“, heißt es im Papier Kellers. Das sei jedem Geschädigten möglich. Werde ein städtischer Mitarbeiter in Ausübung seiner dienstlichen Tätigkeit als Amtsträger beleidigt oder verletzt, könne außerdem sein Vorgesetzer einen Strafantrag stellen.

Im Berufsalltag, so Keller, setzten Rettungsdienst und Feuerwehr „nicht auf Schutzwesten, Pfefferspray oder ähnliche Hilfsmittel, sondern darauf, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig Gewaltpotenziale erkennen“. In ihrer Ausbildung würden sie Techniken der Deeskalation erlernen. Damit hätten sie „bisher sehr gute Erfahrungen gemacht“.

KStA abonnieren