„Busenfreundin“ vermitteltKölner Künstler „Optik“ bemalt Ford Mustang für CSD-Demo

Lesezeit 3 Minuten
Jakob Schwald alias „Optik“ vor dem von ihm bemalten Ford Mustang

Jakob Schwald alias „Optik“ vor dem von ihm bemalten Ford Mustang

Jakob Schwald alias „Optik“ durfte sich zum CSD auf einer ganz besonderen Oberfläche austoben.

„Kunst ist wie Spielen, verstehst du? Ich bin ein Spielkind“ Leicht tänzelnd schwebt Jakob Schwald um das Auto und lässt es keine Sekunde aus den Augen. Immer auf der Suche nach der nächsten freien Fläche. Nur bewaffnet mit Kopfhörern und seinen Filzstiften. „Die Buchstaben sind wie Tänzer, sie müssen sich bewegen“, erzählt der junge Künstler, während er selbst dabei kaum still stehen bleiben kann.

Der Künstler „Optik“ bemalt einen Ford Mustang.

„Optik“ bei der Arbeit

Als er das Angebot bekommen hat, im Rahmen der „Equality“-Kampagne von Ford ein Werk beizusteuern, musste „Optik“ nicht lange überlegen. „Wann kriegt man schonmal die Chance, ein Auto von oben bis unten voll zu malen, ohne dafür bestraft zu werden?“, fragt er mit einem Grinsen. Viel wichtiger für ihn war aber die sichtbar werdende Unterstützung für die queere Szene in Köln. „In meinem Freundeskreis ist es vollkommen normal queer zu sein“, mit seiner Kunst auf den Ford Mustang Mach-E, der bei der Kölner CSD-Demo am Sonntag mitfährt, hat er nun die Möglichkeit, dafür ein Zeichen zu setzen.

„Ehrlich, bunt und funky“

Schaut man genau hin, kann man überall auf dem blauen Autolack verteilt bestimmte Schlagwörter aus der queeren Szene erkennen. In großen Lettern prangen Aussagen wie „Sensitive and Queer“, „Vielfalt“ oder auch „Be Proud“ auf der neusten Version des Ford Mustangs Mach-E. Diese Schlagwörter wurden vorab in einer Online-Umfrage innerhalb der queeren Community bestimmt. Verantwortlich dafür war die Ricarda Hofmann, mit ihrem queeren Podcast „Busenfreundin“. „Jakob hat für mich damals die Designs von meinem Merchandise gemalt. Als ich dann mit Ford das Konzept für die Equality-Kampagne erstellt habe, wusste ich sofort, dass er ein Teil davon sein muss“, erzählt die Podcasterin.

Alles zum Thema Christopher Street Day

Kölner Künstler „Optik“ bei der Arbeit am Ford Mustang.

Mit verschiedenen bunten Filzstiften bemalt der Künstler „Optik“ den Ford Mustang.

Unter dem Künstlernamen „Optik“ hat sich Jakob Schwald in den letzten Jahren schon einen Namen in der deutschen Designszene erarbeitet. Seine Werke zeichnen sich dabei durch einen hohen Wiedererkennungswert aus. Er selbst beschreibt sie als: „Ehrlich, bunt und funky. Ich nehme nie einen Radierer mit. Mache ich einen Fehler, wird er Teil meines Werks. Ich will mich nur auf den Prozess konzentrieren und dazu gehören auch Fehler“.

In Fehlern zu denken ist falsch.
Jakob Schwald alias „Optik“

Eine Herangehensweise, die offenbar überzeugt. So konnte er bereits kreative Kampagnen für Unternehmen wie Red Bull und Dr. Martens umsetzen. Sein Motto lautet dabei: „In Fehlern zu denken ist falsch“, um das den Menschen zu vermitteln, veranstaltet er auch immer wieder kreative Workshops in Köln. Dabei arbeitet er mit Unternehmen, aber auch mit gemeinnützigen Vereinen wie dem Arbeiter-Samariter-Bund zusammen.

„Busenfreundin“ Ricarda Hofmann vermittelt

So konnte „Optik“ auch Ricarda Hofmann schnell von seiner Arbeit überzeugen: „Alles, was für Sichtbarkeit der Szene sorgt, ist erstmal etwas Positives.“ Die Autorin, die in Köln zusammen mit ihrer Freundin lebt, ist mit ihrer Podcast-Reihe „Busenfreundin“ mittlerweile zu einem Aushängeschild der queeren Szene geworden. Dabei setzt sie sich mit den Geschichten ihrer Gäste auseinander und kann so immer wieder Themen aufgreifen, von denen Viele in der Community betroffen sind. „Das Wichtigste dabei ist, dass niemand Angst hat, irgendetwas Falsches zu sagen. Die Menschen sollen sich wohlfühlen bei mir und frei ihre Geschichte erzählen können.“

Das Cover der neusten Staffel der Podcastreihe „Busenfreundin“ von Ricarda Hofmann.

Das Cover der neuesten Staffel der Podcastreihe „Busenfreundin“ von Ricarda Hofmann.

2019 hat Ricarda ihren sicheren Job in der Kommunikationsabteilung einer großen Kölner Supermarktkette gekündigt und sich selbstständig gemacht mit ihrem Podcast. „Ich bin einfach eines Morgens aufgewacht und dachte mir, irgendwie habe ich Bock einen queeren Podcast zu machen“, erzählt sie. Eine Entscheidung, die sie bisher nicht bereuen musste. Als eine der bekanntesten Stimmen der Szene erhält sie auch immer wieder Angebote für gemeinsame Kampagnen von großen Unternehmen. „Wenn ich dann das Gefühl entwickle, die Leute im Unternehmen stehen wirklich dahinter, gibt es für mich wenig Gründe, eine solche Möglichkeit auszuschlagen“, so Hofmann.

Gemeinsam mit Jakob Schwald wird sie bei der Kölner Demo zum Christopher Street Day am Sonntag auf dem großen Ford-Wagen zu sehen sein.

KStA abonnieren