Wenn er mit offenen Fenstern im Schritttempo um den Heumarkt fährt, ist er sich aller Blicke sicher. Tief und rau dröhnt seine Stimme, verstärkt durch die Box auf dem Armaturenbrett schallt sie über den Platz und die umliegenden Brauhaus-Terrassen. Bei ausgewählten Tischen bleibt er stehen und singt sein Kölsch trinkendes Publikum durchs Taxifenster an: „Alle Wege führen nach Rom und irgendwann zurück nach Köln.“

Das ist sein Lieblingslied, „Tommi“ von AnnenMayKantereit. Eine Gruppe junger Frauen jubelt und schwenkt die Arme durch die Luft, Kürsat „Easy“ Isikoglu greift in die Brusttasche seines Hemdes und schmeißt ihnen seine Visitenkarte zu.

„Easy Taxi – Das etwas andere Taxi zum selben Preis“, steht da drauf. Seit rund elf Jahren fährt Isikoglu mit seinem Party-Taxi durch Köln. „Ich habe viele Geschäfte in den Bach geschossen“, sagt der 56-Jährige. Geboren in Mülheim an der Ruhr, ist er mit 18 Jahren nach Köln gekommen. Er ist gelernter Elektroinstallateur, hat auch mal ein Reisebüro betrieben. Vor elf Jahren aber hat er dann seinen Taxischein gemacht.

Von Anfang an sei ihm dabei klar gewesen: „Die Konkurrenz ist groß, man muss was anderes machen.“ Wenn er nachmittags das Großraumtaxi von seinen Kollegen übernimmt, baut er also seine Discoleuchte und die Karaokebox auf. „Während andere sagen: Die Flasche muss draußen bleiben, fahr ich noch mit denen zum nächsten Kiosk.“ Party erwünscht. Ob ihn das beim Fahren ablenkt? „Nein.“

Wir treffen Isikoglu an einem Montagabend in der Gürzenichstraße. Er muss noch schnell in den Deiters, um eine Seifenblasenpistole zu kaufen – was man als Party-Taxi-Fahrer eben so braucht. Vorher hat er noch eine achtköpfige Freundesgruppe zu einer Bar gefahren, die Fahrt war eine Überraschung zum 40. Geburtstag. Oft wird Isikoglu für solche Anlässe gebucht, beliebt sind auch Junggesellenabschiede, zur Karnevalszeit ist er meist ausgebucht. Isikoglu fährt aber nicht nur auf Bestellung. Wenn keine vorher vereinbarten Termine anstehen, dann stellt er sich wie jedes andere Taxi an einen Taxistand und wartet.

Modeste, Höhner und Dieter Bohlen waren schon im Party-Taxi

Die Fahrgäste, die dann zufällig im äußerlich unscheinbaren Party-Taxi landen, staunen nicht schlecht, wenn Isikoglu seine Discobeleuchtung anschaltet und die Mikrofone seiner Karaokemaschine auspackt. So erging es Ende März etwa Yaksta. Der jamaikanische Reggae-Künstler stieg am Tag vor seinem Auftritt beim „Reaggeville Easter Special“ in der Live Music Hall am Kölner Hauptbahnhof in Isikoglus Taxi. Ein Video vom Kölner Produzenten DJ Densen, der ihn in Köln empfangen hat, zeigt, wie Yaksta bei der Fahrt durch Köln ein spontanes Karaoke-Reggae-Konzert gibt.

Isikoglu hatte schon häufig Musiker oder Schauspieler in seinem Taxi, erst kürzlich habe er etwa die Höhner durch Köln kutschiert. Stolz zeigt er seine Selfie-Sammlung auf dem iPad: Neben Höhner-Frontmann Patrick Lück grinsen da etwa auch Musiker und Produzent Dieter Bohlen, Peter Brings oder Ex-FC-Spieler Anthony Modeste. „Modeste hat meine Motorhaube geputzt, das kann nicht jeder sagen.“

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Christiane Vielhaber

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Mit seinen Fahrgästen singt er am liebsten kölsche Musik, die werde auch am häufigsten gewünscht. Textsicher ist Isikoglu aber auch bei Helene Fischer oder Andrea Berg. Dabei ist aber nicht immer Party angesagt: Der Familienvater habe nach einer Trauerfeier auch schon mit seinen Fahrgästen die Lieblingslieder des Verstorbenen gesungen. Und einmal habe er eine junge Frau auf den Ringen eingesammelt, die sich gerade erst von ihrem Freund getrennt hat. Für sie habe er dann „Nur nicht aus Liebe weinen“ von den Brings gespielt, bis es ihr besser ging. „Die kölsche Musik hat für jede Situation ein Lied.“

Und die meisten dieser Lieder kann Isikoglu auswendig mitsingen. Sehr zur Freude der (meisten) Brauhaus-Gäste, denen er am Heumarkt ein spontanes Taxi-Konzert gibt. Der eine oder andere jedenfalls fängt seine Visitenkarte auf und singt dann demnächst vielleicht mit Isikoglu Karaoke im Party-Taxi.