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„Die Leute lieben den Blick“20 Jahre Open-Air-Kino – Was Besucher in diesem Jahr erwartet

Lesezeit 4 Minuten
14.05.2025
Köln
Ortsbesuch bei den Aufbauarbeiten zum Sommerkino. Das Open-Air-Kino im Rheinauhafen gibt es seit 20 Jahren. 
Foto: Martina Goyert

Aufbauarbeiten für das Sommerkino im Rheinauhafen

Am 23. Mai geht es los mit dem Robbie-Williams-Film „Better Man“. Micki Pick und Klaus Eschmann erinnern sich an Anfänge, Treppen-Hochwasser, Corona und Highlights.

Am Ende hat der Blick die beiden Männer verzaubert. Von der Treppe im Rheinauhafen aufs Hafenbecken, auf die Brücken, den Dom, das Stadtpanorama und damals auch noch auf den Rhein. Damals, das war 2005, das Jahr, in dem sich Micki Pick und Klaus Eschmann in den Ausblick von dieser Stelle aus verliebten und beide befanden: Hier muss man Open-Air-Kino machen. In diesem Jahr feiern die beiden 20-Jähriges. Los geht es am 23. Mai mit dem Robbie-Williams-Film „Better Man“.

Blick von den Treppen aus sah damals noch ganz anders aus

Pick hat die Kölner Live Music Hall groß gemacht, das Underground in Ehrenfeld betrieben (2017 geschlossen) und jüngst den neuen Club Garagen eröffnet. Eschmann hat schon im Tanzbrunnen und am Schokoladenmuseum Open-Air-Kino gemacht und ist Veranstalter vom Straßenland-Festival. Beide sind in Köln so umtriebig, dass diese Aufzählung nicht vollständig ist.

Vor 20 Jahren, als alles losging, war der Blick, der Pick und Eschmann so geflasht hat, noch ganz anders als heute. „Hier gab es praktisch nichts, ganz viele Gebäude standen noch nicht, man konnte von der Treppe aus auf den Rhein schauen“, sagt Pick und zeigt auf die Häuser-Reihe, die heute den Blick auf den Fluss verstellt. Auch Restaurants oder Cafés gab es Mitte der 2000er-Jahre noch nicht. „Das ist heute alles viel attraktiver“, sagt Pick. „Wir haben hier die ganze Baustellenphase mitbekommen, mit Schlamm, Baugruben und allem, was dazugehört“, erzählt er. Von der Stadt Köln fühlten sie sich schon damals unterstützt, erzählen die beiden Männer.

open air kinos am rheinauhafen


Foto: Csaba Peter Rakoczy

Der noch unverstellte Blick auf den Rhein im Jahr 2006

In 20 Jahren kam mehr als eine halbe Million Besucher in den Kölner Rheinauhafen, um auf den Stufen, in Liegestühlen, Strandkörben oder auch an Hochtischen sitzend einen Kino-Abend zu verbringen. „Was die Leute hier lieben, ist der Blick, die Brise vom Wasser, das Licht am Abend, dass man den Dom im Hintergrund sieht und die KVB-Bahn in der Ferne“, sagt Pick.

70 Prozent Film, 30 Prozent anderes Programm

Und Eschmann ergänzt: „Der reine Film macht vielleicht 70 Prozent unseres Programms aus, die restlichen 30 Prozent sind, was wir alternativer Content nennen.“ Das können Mitsingkonzerte mit Frau Höpker sein, das Format „Kopfkino“ mit Poetry, Comedy und Musik und auch das Ensemble Impro Köln, das unter freiem Himmel Theater spielt.

Das Open Air Kino im Kölner Rheinauhafen

Auch Oscar-Abräumer „Lala-Land“ wurde im Open-Air-Kino in Köln gezeigt.

Bei der Auswahl der Filme versucht Eschmann, einen Film-Mix zusammenzubasteln, der eine möglichst breite Gruppe anspricht. „Ich würde niemals zwölfmal Arthaus-Kino und dann zwölfmal Haudrauf-Filme hintereinander zeigen“, sagt Eschmann. In diesem Jahre stehen unter anderem der Animationsfilm „Alles steht Kopf 2“ auf dem Programm, der doppelt Oscar-prämierte „Emilia Pérez“, aber auch „Bridget Jones 4“, der Tom-Tykwer-Film „Das Licht,“ „Wunderschöner“ von Karoline Herfurt, der letzte Teil der Mission-Impossible-Reihe und auch „Like a Complete Unknown“ über Musik-Legende Bob Dylan.

Bei Til Schweiger flog die Leinwand weg

Ein paar Ereignisse in den 20 Jahren sind Pick und Eschmann besonders im Kopf geblieben: Dass, während der Rest der Kultur-Welt weitgehend zum Stillstand kam, das Open-Air-Kino in den Pandemie-Sommern auftrumpfte. Hier konnte man unter Wahrung aller Corona-Regeln gemeinsam Filme gucken. Dass „Fluch der Karibik 2“ 2006 wie wahnsinnig abgeräumt hat in Köln. Sie erinnern sich an die Schlauberger, die in ihrem eigenen Boot im Hafen lagen und dann vor die Leinwand tuckerten – die wurden aber kurzerhand von Menschen in den ersten Reihen mit Wasser bespritzt. Daran, dass während eines Til-Schweiger-Films ein einzelner, total starker Windstoß die Leinwand aus der unteren Verankerung gerissen und dafür gesorgt hat, dass sie waagerecht über dem Wasser stand. „Damals haben wir den Leuten gesagt, dass wir eine halbe Stunde brauchen, um das zu reparieren – gegangen sind nur wenige“, sagt Eschmann.

Und die Kino-Männer erinnern sich an all die Promis, die über die Jahre zu Gast im Open-Air-Kino waren: der damalige FC-Spieler Anthony Modeste, die Brings, Bläck Fööss und Kasalla, Schauspieler wie Christoph Maria Herbst, Marleen Lohse und Regisseur Detlev Buck, die Fußballer Thomas Hitzlsperger und Per Mertesacker.

Das Wetter ist für die Kino-Macher natürlich ein wichtiger Faktor. Ein Regenschauer ist kein Grund, eine Vorstellung abzusagen, Sturm, ein Gewitter oder Hochwasser natürlich schon. Im vergangenen Jahr, diese Erinnerung ist noch sehr frisch, mussten Pick und Eschmann das Opening verschieben, weil einige Treppenstufen im Rheinauhafen unter Wasser standen. Das soll 2025 anders sein.


Das Naturstrom Open-Air-Kino

Start 23. Mai, Einlass ab 19 Uhr, Filmbeginn mit Einbruch der Dunkelheit; jeden Abend werden Filme gezeigt.

Ort Rheinauhafen, Harry-Blum-Platz 1

Tickets Filme kosten 9,50 Euro im Online-Vorverkauf (zuzüglich Vorverkaufsgebühr), Abendkasse 11 Euro (ab 18 Uhr je nach Kapazität); es gibt Einzeltickets und eine geringe Anzahl Strandkorb-Tickets für zwei Personen.

Sitzen Auf der Treppe besteht freie Sitzwahl, ebenso bei den Liegestühlen Es gibt Sitzkissen und Decken gegen eine Gebühr, sie können aber auch mitgebracht werden.

Essen und Getränke Dürfen nicht mitgebracht werden, gibt es aber vor Ort.

Besucher mit Behinderung Wer auf die Begleitung einer Person angewiesen ist, erhält nach Ausweisung ein Freiticket für die begleitende Person.

Wetter Sollte die Vorstellung wetterbedingt ausfallen, informieren die Veranstalter kurzfristig auf der Webseite.

www.openairkino.koeln