Kölner Schauspieler„Hier ist man weniger im Stress, etwas zu verpassen"

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Der Kölner Schauspieler Eric Klotzsch.

  • Schauspieler Eric Klotzsch ist in Köln und Bergisch Gladbach aufgewachsen.
  • Lange Zeit war er in der ZDF-Serie „Bettys Diagnose“ zu sehen.
  • Am Sonntag spielt er im ZDF-Film „Ein Sommer in der Bretagne“ mit.

Köln – Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen? Das ist mir ein bisschen in den Schoß gefallen. Ich habe als ich zwölf war mal meinen Opa auf der Arbeit besucht, der war hier Richter am Landesgericht. Dann hat einer seiner Kollegen mich gefragt, ob ich auch mal Richter werden will und ich hab gesagt – nein, ich werde Schauspieler! (lacht) Aber ich hatte das vorher nie im Kopf, das war eher so eine Verlegenheitsantwort. Dann ist mir das aber irgendwie im Kopf geblieben. Mit 14 meinte mein Bruder zu mir, wenn du Schauspieler werden willst, musst du auch mal was vorspielen. Dann habe ich mit Schultheater angefangen und der Stein kam ins Rollen.

Haben Sie Ihre ganze Kindheit in Köln verbracht?

Nein, als ich fünf Jahre alt war, sind meine Eltern nach Bergisch Gladbach gezogen. Mit 17 bin ich zurück nach Köln. Fürs Studium war ich dann fünf Jahre lang in Berlin, dann ging es wieder zurück nach Köln.

War Ihnen denn schon immer klar, dass Sie langfristig wieder zurück nach Köln wollen?

Ich wusste nicht, dass ich wieder zurück nach Köln gehe, in Berlin passiert natürlich am meisten. Über die Arbeit hat sich das so ergeben. Ich fühle mich hier vor allem wegen meiner Freunde so wohl. In Berlin habe ich auch gute Leute um mich herum, aber Köln hat einen besonderen Stellenwert, auch wegen der Familie. Köln ist nicht so groß, als dass man sich hier verliert, aber groß genug, um hier auch ein kulturelles Angebot zu haben. Man ist hier weniger im Stress, etwas zu verpassen.

Wie viel Zeit im Jahr verbringen Sie aufgrund der Dreharbeiten denn überhaupt hier?

Als ich noch „Bettys Diagnose“ gedreht habe, war ich die allermeiste Zeit hier, weil wir hier in Köln aufgezeichnet haben. Letztes Jahr, zu den Arbeiten an „Sommer in der Bretagne“ war ich rund neun Monate hier. Es kommt also immer darauf an, für was ich gerade arbeite. Es ist aber immer super schön, wieder zurück nach Köln zu kommen.

Sommer in der Bretagne

Eric Klotzsch spielt im ZDF-Film „Ein Sommer in der Bretagne“. 

Also werden Sie immer noch sentimental beim Fahren über die Hohenzollernbrücke?

Ja auf jeden Fall! Das hatte ich auch im Studium, wenn ich aus Berlin, gerade zu Weihnachten, nach Hause zu meinen Eltern gefahren bin. Der Blick auf den Dom – das ist schon besonders. Das sagen auch viele andere Rheinländer, die ich in Berlin kenne, dass ihnen die Tränen kommen, wenn sie den Dom sehen. Und man denkt – das stimmt. Das hat keiner, der in Hamburg oder in München wohnt. Die mögen ihre Städte auch, aber die haben nicht das Sentimentale.

Bei „Bettys Diagnose“ haben Sie über mehrere Jahre mitgespielt. Wie haben Sie es empfunden, so lange eine Rolle zu spielen?

Ich fand das super. Erst Recht, weil man sich nach mehreren Jahren auch innerhalb des Teams ein gewisses Standing erarbeitet.  Ich hatte dadurch nicht mehr so eine große Aufregung wie vor einzelnen Drehtagen und konnte mich so ganz den Szenen und meinen Spielpartnern/innen widmen. Irgendwann ist es aber an der Zeit neue Wege zu gehen, besonders wenn der alte sehr schön war.

Könnten Sie sich denn vorstellen, noch einmal über längere Zeit an einer Serie mitzuwirken?

Ich würde das niemals ausschließen, aber gerade finde ich es gut, dass es nicht so ist. Wenn nächstes Jahr aber ein spannendes Projekt käme, klar. Eine Serie kann ja auch etwas Spannendes sein, je nachdem, wie sie gemacht ist.

Am Sonntag läuft im ZDF der Film „Ein Sommer in der Bretagne“, in dem Sie mitspielen. Worum geht es?

Im Film geht es hauptsächlich um Britta, eine Tierärztin die sich gerade von ihrem Freund, einem Kumpel meiner Rolle Jens, getrennt hat. Jetzt fährt sie mit Jens und seiner Freundin Nina, die von Katharina Heyer gespielt wird, in die Bretagne. Dort lernt sie den französischen Fischer Yves kennen, der aber das gleiche Ferienhaus wie sie kaufen möchte. Zwischen beiden bahnt sich dann eine Liebesgeschichte an, die Beziehung zwischen Jens und Nina ist für Britta ein Vorzeigepaar, ein Beispiel dafür, was sie haben könnte.

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Klotzsch beim Interviewtermin im Belgischen Viertel.

Sie waren für die Dreharbeiten auch in der Bretagne. Wie war das?

Das war super. Wir waren letztes Jahr im Mai dort, als hier noch Lockdown war. Wir kamen dort an, und die Restaurants hatten auf. Die Wirte waren total froh, dass wieder Gäste da waren, es gab ja noch kaum Touristen. Wir hatten total viel Platz für uns, den ganzen Strand. Ich hab direkt meinen Eltern gesagt, ihr müsst hierhin in den Urlaub fahren! (lacht) Das einzige Problem war: Uns wurde gesagt, dass in Frankreich das Catering so gut ist und es zum Mittag auch ein Glas Wein gibt. Das erste hat hingehauen – das zweite gab es dann leider doch nicht. (lacht) Grundsätzlich war es aber toll. 2020 bin ich wegen der Corona-Lage gar nicht in den Urlaub gefahren. Dann mal wieder im Ausland zu sein, war schon etwas Besonderes.

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Gibt es eine Rolle die Sie gespielt haben, die Ihnen bislang am meisten bedeutet?

Auf jeden Fall. Ich habe vor drei Jahren „Liebesfilm“ gedreht, ein Film von Robert Bohrer, einem sehr guten Freund von mir. Der Film basiert auf seiner Geschichte, er hat zwei Jahre an dem Drehbuch geschrieben. Er wollte, dass ich ihn, beziehungsweise die von ihm inspirierte Rolle, spiele. Wir waren mit dem Film beim Filmpreis München, die ganze Arbeit daran hat mir so einen Spaß gemacht und mir auch einen Push gegeben und mir gezeigt, dass es richtig ist, was ich mache. Man zweifelt ja manchmal daran, aber der Film hat mich bestärkt.

Haben Sie denn eine Traumrolle, die Sie gerne mal spielen würden?

Ich würde gerne mal in Super-Zeitlupe aus einem Raumschiff rauskommen, mit einem Helm in der Hand. (lacht) Da habe ich dann gerade die Welt gerettet oder einen Asteroid zerstört oder so! Aber realistisch gedacht macht einem als Schauspieler eigentlich jede Rolle Spaß, in der man sich als Schauspieler ernst genommen fühlt. Wenn ein Regisseur mich direkt anspricht und sagt, er hat eine Rolle für mich, freue ich mich sehr. Aber „Armageddon 2“ würde ich natürlich trotzdem drehen! (lacht)

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