Kölner Spargelbauer unter DruckDie Helfer kommen jetzt mit dem Flugzeug

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Spargelbauer Hubertus von Groote

  • Der Beller Hof in Köln-Marsdorf will die Kölner zu Ostern mit Spargel versorgen.
  • Erst vor kurzem erlaubte die Bundesregierung, dass die rumänischen Saisonarbeiter trotz Corona-Krise einreisen dürfen.
  • Hof-Chef Hubertus von Groote erwartet seine Leute am Donnerstagabend – auf den letzten Drücker.

Köln  – „Bitte etwas Geduld, der nächste Spargel kommt in einer halben Stunde“, sagt Leon Minasso (17) zu den Kunden, die im vorgeschriebenen Abstand warten. Der Schüler verdient sich als Aushilfe auf dem Beller Hof in Marsdorf etwas dazu. Tatsächlich bringen die wenigen Arbeiter, die auf dem Feld gleich nebenan sind, die Stangen selbst immer wieder in kurzen Zeitabständen zu den Kisten am Feldrand – damit es im Hofladen weitergeht.

Der Spargel kommt mit Macht, aber es ist noch nicht genug Personal da, um ihn zu stechen. 16 seiner rumänischen Saisonarbeiter hat Hubertus von Groote, der Chef des Hofs, noch holen können, bevor die Grenzen wegen Corona geschlossen wurden.

Spargel ist wie eine Zeitbombe

„Aber ich brauche im Lauf des Frühlings bis zu 60.“ Spargel sei wie einen „Zeitbombe, die scharf gestellt ist“ – um mal ein nicht kulinarisches Bild zu wählen. Wenn die schnurgeraden Dämme aufgeworfen und die Folie darüber gespannt ist, ist das Wachstum nicht mehr zu stoppen und die Stangen müssen raus aus der Erde. „Wir sind das Wagnis eingegangen und haben gedämmt. Wir möchten ja zu Ostern Spargel anbieten“, sagt von Groote.

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Arbeiter auf dem Spargelfeld. Eine Maschine hebt die Folien hoch, während sie den Spargel stechen.

Nachdem das Bundeslandwirtschaftsministerium vor zweieinhalb Wochen ein Vermittlungsportal gestartet hatte, meldeten sich 500 Freiwillige per Mail bei ihm. Ein Juristenpaar bot sich ehrenamtlich an, ein anderer Bewerber wollte nur samstagnachmittags kommen gegen ein halbes Kilo Spargel – das alles ist aber rechtlich nicht möglich. Und dafür würde sich die lange Einarbeitung ohnehin nicht lohnen.

Mit 50 Bewerbern hat von Groote Kontakt aufgenommen, die Hälfte davon lud er zur Betriebsbesichtigung ein. Viele ließen sich dann aber davon abschrecken, dass der Arbeitstag um sechs Uhr beginnt. Für das körperlich sehr anstrengende Spargelstechen kamen am Ende nur zwei Sportstudenten in Frage. Die sollten eigentlich diese Woche anfangen, doch beide sagten ab. Immerhin elf andere Bewerber hat von Groote eingestellt, allerdings nur für Verkauf und Service.

Sportstudentin im Hofladen

So wie Schüler Leon – Minderjährige dürfen ohnehin nicht aufs Feld. Sportstudentin Ulrike Weiser (27) bedient nun im Hofladen. Ihre Eltern wohnen um die Ecke, dadurch sei sie auf die Idee gekommen. Und Spargelstechen, käme das für sie infrage? „Ich glaube, da würde ich sehr viel Schaden anrichten. Das muss man sehr lange lernen.“ Vielleicht werde sie später bei der Erdbeerernte und beim grünen Spargel helfen. Bei dem muss man nicht mühsam und vorsichtig ausbuddeln, denn er wächst über der Erde.

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Nachschub für den Hofladen

„Der Kölner Boden ist im Vergleich zu anderen Gegenden sehr schwer und längst nicht so sandig wie etwa am Niederrhein. Wenn es da einmal draufregnet, dann bleibt er lange feucht“, sagt von Groote. Es ist eine Knochenarbeit, die viel Fingerspitzengefühl und Übung braucht. Ein geübter Spargelstecher erntet am Tag bis zur 200 Kilogramm, ein ungeübter nur 40.

Umso dringender wartet er wie viele andere Spargelbauern jetzt auf die Rumänen, die nach der Sondererlaubnis der Bundesregierung doch noch ins Land dürfen – mit eigens gecharterten Fliegern.

14 Flugtickets gekauft

Für 14 Arbeiter hat er Flugtickets gekauft, an diesem Donnerstagabend will er sie persönlich vom Düsseldorfer Flughafen abholen. „Das ist wirklich nervenaufreibend, ich habe die letzten beiden Nächte nicht geschlafen.“ Immer wieder checkt er die Flugnummern, die Namen und Tickets. Und: Schaffen seine Leute die 500 Kilometer von ihren Wohnorten bis zum Flughafen Cluj rechtzeitig? „Das ist wirklich allerletzte Eisenbahn“, so von Groote.

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Beim Abflug wird bei den Arbeitern Fieber gemessen, in Düsseldorf warten noch einmal Untersuchungen auf sie. Die Rumänen stehen die ersten beiden Wochen auf dem Hof unter Quarantäne, dürfen aber arbeiten. Sie werden getrennt von den Kollegen untergebracht, haben eigene Pausenräume. Auf den riesigen Feldern ist es ohnehin kein Problem, Abstand zu halten.

An diesem Samstag erwartet der Beller Hof einen Riesenandrang. Von Groote bittet um telefonische Vorbestellungen. Den Spargel können die Kunden am Drive-In Schalter abholen– den gab es allerdings auch schon vor Corona. Die Preise sollen auf Vorjahresniveau bleiben, sagt der Chef. Und wenn die rumänischen Fachkräfte erstmal da sind, muss man auch keine halbe Stunde warten.

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