Jubiläum im Kölner ZooChristopher Landsberg ist der Herr der Zahlen im Tierreich

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Christopher Landsberg

  • Wegen der Corona-Pandemie steckt der Kölner Zoo gerade in einer wirtschaftlich schwierigen Phase.
  • Zoo-Finanzchef Christopher Landsberg hat inmitten einer Krise sein Jubiläum zur 20-jährigen Betriebszugehörigkeit.
  • In unserem Porträt stellt Landsberg die aktuelle Lage des Zoos dar – und seine Visionen für die Zukunft.

Köln – Christopher Landsberg ist so etwas wie der Finanzminister des Kölner Zoos. Nun hat er es mit einer außerordentlich komplizierten wirtschaftlichen Lage des Tierparks zu tun. Die Corona-Krise und die daraus resultierenden Beschränkungen haben den Zoo in Turbulenzen gebracht, auch wenn die nach Worten Landsbergs beherrschbar seien. Dabei hätte er eigentlich Grund zu feiern. Seit 20 Jahren arbeitet der Jurist im Zoo. Ein Betriebsjubiläum in schwierigen Zeiten.

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Als Landsberg im Jahr 2000 mit 35 Jahren im Zoo anfing, gab es noch die D-Mark, zwei Jahre später wurde der Euro eingeführt. Ein wichtiger Punkt für den kaufmännischen Vorstand, wie Landsbergs Position heißt. Das Kassensystem und alle Abrechnungen musste er erst mal auf die neue Währung umstellen. 2004 hat er gleich das ganze Ticketsystem modernisiert. Dazu gehörte auch, dass die Jahreskarten personalisiert wurden. „Weil die Karten keine Bilder hatten, haben die Leute sie straßenweise weitergegeben“ anstatt sich selbst eine zu kaufen, erinnert sich Landsberg. Von damals 3500 wuchs die Zahl der Jahreskarteninhaber innerhalb von 24 Monaten auf rund 8000. Heute gibt es 30.000 Dauergäste. „Das zeigt, dass die Leute die Entwicklungen im Zoo goutieren“, sagt er.

Und entwickelt hat sich einiges in den vergangenen 20 Jahren. Als sich die Besucher über unschöne Toiletten und labberige Fritten beschwerten, hat Landsberg die Sanitäranlagen sanieren lassen und 2004 die Zoo-Gastronomie gegründet, die inzwischen eine 100-prozentige Zootochter ist. Letztere hat im vergangenen Jahr fünf Millionen Euro Umsatz gemacht. „Damit sind wir einer der größten Gastro-Betriebe der Stadt“, schwärmt Landsberg. In diesem Jahr werde die Corona-Pandemie die Bilanz allerdings verhageln. „Uns fehlen allein durch das ausgefallene Eventgeschäft 1,5 Millionen Euro.“

Besucher sind anspruchsvoller geworden

Im Zoo ist der kaufmännische Vorstand, der nach seinem Jurastudium noch eines in Betriebswirtschaftslehre abschloss, auch für Marketing und Personal zuständig. Als Landsberg anfing, gab es keine Marketing-Abteilung, weshalb er schleunigst eine installierte. „Marketing hat in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Allein schon wegen Social Media. Wir haben mittlerweile 100.000 Follower. Da muss man die Leute anders betreuen als die, die früher ein Zoo-Plakat angesehen haben.“ Wenn zum Beispiel ein neuer Elefant in den Zoo zieht, ist beim Transport immer eine Kamera dabei. „Damit die Leute sich das online angucken können“, sagt Landsberg, der als Hobby ganz analog auf einem Hof im Bergischen Land Rinder züchtet.

Dass die Besucher anspruchsvoller geworden sind, spiegelt sich auch in der Zahl der Angestellten wider, die auf die Wünsche der Gäste eingehen sollen. In den vergangenen 20 Jahren ist die Belegschaft um 20 Prozent auf etwa 160 gewachsen. Darunter sind nicht mehr nur Tierpfleger. „Wir haben bewusst Fachkräfte in der Gartenabteilung eingestellt und den Bereich von einer reinen »Aufräumabteilung« in eine botanische Abteilung umgebaut“, sagt Landsberg. Der Zoo pflegt auch sein Image als Park, denn die Besucher würden auch das schätzen.

Masterplan 2030 für den Kölner Zoo

Überhaupt Image: „Ich glaube, mir ist es gelungen, dass der Zoo mehr ist als ein exotischer Tierladen, sondern eine gesellschaftlich angesehene Institution“, sagt Landsberg. Das helfe, für Projekte Sponsoren zu finden. Auch werde der Tierpark deshalb manchmal mit Erbschaften beglückt – „So ist zum Beispiel das neue Ameisenbärenhaus entstanden.“ Ein modernes Gehege also, das die Tierhaltung so artgerecht wie möglich mache. Denn auch das gehört zum Image. Natürlich lebten die Vögel und Giraffen, Affen und Elefanten im Zoo nicht in Freiheit. Dennoch sei Tierschutz eine Prämisse des Zoos, weshalb er sich an Forschungs- und Zuchtprogrammen beteilige. Diese Prämisse reicht bis in die Gastronomie, wo schon seit längerem auf ökologisch angebaute Produkte und die Herkunft des Fleischs geachtet werde. „Wir können uns nicht für Tierschutz einsetzten und dann ein gequältes Schweineschnitzel auf den Teller legen“, sagt Landsberg. „Wir waren auch einer der ersten Zoos, die nachhaltig gefangenen Fisch nicht nur an die Menschen, sondern auch an die Tiere »verfüttert« haben.“

Er habe den Zoo vor 20 Jahren in ordentlicher finanzieller Lage vorgefunden. „Die Einnahmen haben wir dennoch generell verbessert“, berichtet Landsberg. Der Betriebskostenzuschuss, den der Zoo von der Stadt bekommt, sei seitdem von sechs auf 3,5 Millionen Euro gesunken. „Wir erwirtschaften inzwischen 80 Prozent des Umsatzes selbst, durch Ticketeinnahmen, Gastro, Zoo-Shop. Auch durch Veranstaltungen wie das China-Light-Festival“, sagt er. Doch die Corona-Pandemie ist auch für den Zoo ein Problem, unter anderem darf nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern gleichzeitig auf dem Gelände sein, was einen Zuschauerrückgang von rund 20 Prozent zur Folge hatte. „Wir hatten vergangenes Jahr eines der besten Geschäftsjahre überhaupt. Das hat uns durch die Corona-Krise gerettet.“ 2020 werde der Tierpark jedoch „wohl mit einem Verlust von 1,5 bis zwei Millionen Euro abschießen“ – obwohl er 800.000 Euro vom Land aus dem Corona-Hilfsfonds für NRW-Zoos erhielt. „Wir haben immer in etwa die schwarze Null geschafft. Das wird dieses Jahr nicht der Fall sein“, sagt Landsberg. Und wie es mit der Pandemie weitergehe, wisse nun mal auch niemand.

Bei allen Unwägbarkeiten, der Zoo müsse dennoch nach vorn blicken. Vor kurzem wurde ein Masterplan vorgestellt, der die Visionen für die kommen Jahre beschreibt, von modernen Gehegen, sanierten Altbauten, bis zu einem anspruchsvollen Neubau als Haupteingang und Verwaltung. Und einer Digitalisierung. Landsberg möchte zum Beispiel gern ein Virtual-Reality-Angebot schaffen. „Dafür müssten wir aber eine neue Abteilung gründen, das können wir mit dem bestehenden Personal nicht leisten.“ Seine Idee ist, dass die Besucher auf eine virtuelle Reise gehen, in Köln in ein Boot auf dem Rhein steigen, zur Nordsee fahren, dann über den Atlantik nach Brasilien und da in den Amazonas, um mehr über die Tiere, deren natürliches Habitat und Bedrohung durch den Menschen sowie Hilfsprojekte zu erfahren. „Aber das“, sagt der Zoo-Finanzchef, „kostet alles sehr viel Geld“.

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