Kölnerin erfindet „Die Blaue“Neue Seife zeigt, ob man sich richtig die Hände wäscht

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Blaue Seife

Katrin Klein 

Köln  – Als Katrin Klein im ersten Lockdown ihre drei Nichten im Alter von drei bis sechs Jahren betreute, da wurde ihr die Bedeutung des Händewaschens erstmals so richtig bewusst. Ist man doch gerade in diesen Zeiten dazu angehalten, dieser Beschäftigung mindestens 20 Sekunden zu widmen – wobei die Dauer am besten durch das zweimalige Absingen von „Happy birthday to you“ sichergestellt werden soll. „Aber 24 Mal »Happy birthday« pro Tag, das ist einfach zu viel“, sagt Katrin Klein (50).

Vor allem, weil sie danach auch nicht wirklich sicher sein konnte, ob die Hände der Kleinen nun wirklich sauber waren. Wo doch internationale Untersuchungen belegen, dass sich selbst 90 Prozent der Erwachsenen die Hände nicht richtig waschen – worauf anlässlich des Internationalen Tags der Handhygiene an diesem Mittwoch noch einmal aufmerksam gemacht wird. „Da habe ich mich gefragt: Gibt es nicht eine Methode, mit der ich sehen kann, ob die Hände richtig gewaschen sind?“ Gemeinsam mit den Kindern machte sie erste Experimente mit Seifen und Farben in der Küche.

Daumen wird oft vergessen

Klein las Studien, nahm Kontakt zu Fachleuten auf – und entwickelte „Die Blaue“. Eine dermatologisch getestete Seife, die blau ist, auf die trockenen Hände aufgetragen und so lange verteilt wird, bis wirklich alle Stellen der Hände eingefärbt sind. Auch solche, die oft vergessen werden: Fingerkuppen, die Fingerinnenseiten und die Daumen. „Ich habe gemerkt, dass ich 49 Jahre meinen linken Daumen beim Händewaschen vergessen habe“, sagt Klein.

Sind die Hände vollständig blau, wird die Seife gründlich abgewaschen. Auch hier kann man wieder „Blau auf Haut“ sehen, wenn man Stellen vergessen hat. Die ganze Prozedur dauert in etwa die empfohlenen 20 Sekunden. Die nach Koriander und Grapefruit duftende Seife hinterlässt nach Angaben von Katrin Klein keine Spuren auf der Kleidung. Einige Kunden merken an, dass an den Fingernägeln manchmal etwas von der doch recht zähflüssigen Seife hängen bliebe. Doch das sei nicht Schuld der Seife, da müsse eben nochmal gespült werden.

Seife nah

Die blaue Farbe zeigt, welche Stellen der Hände noch nicht richtig eingeseift sind. 

Ein Jahr hat es von der Idee bis zur Produktion der Marke „Color Safe“ gedauert. Seit neun Wochen ist die Seife nun in einer Erwachsenen- und einer Kinderversion auf dem Markt. Ein Investor aus dem familiären Umfeld half beim Start. Katrin Klein, die zuvor bei großen Firmen – die nichts mit der Kosmetikbranche zu tun hatten – im Kundenservice und Marketing tätig war, wollte nach der Betreuung der Nichten eigentlich in einen neuen Job in ihrem gewohnten Bereich einsteigen. „Aber dann habe ich mich entschlossen: Ich mache jetzt 100 Prozent Seife.“

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Ob das nicht riskant sei? „Ich habe sehr viel positives Feedback bekommen. Ich freue mich sehr, dass die Menschen so neugierig auf das Projekt zugehen und sich selbst überprüfen.“ 5000 Stück der 300-Milliliter-Flaschen mit dem recht stolzen Preis von knapp 15 Euro sind bereits produziert. Eine gemeinnützige Werkstatt übernimmt Lagerung und Versand. Klein verkauft über ihre Online-Seite, zudem führen einige Apotheken das Produkt. Und zur Zeit laufen Gespräch mit einem großen Hersteller, der „Die Blaue“ in Lizenz vermarkten möchte.

Test am Kunden

Katrin Klein betreibt weiterhin Feldforschung. Nicht mehr mit ihren Nichten, sondern mit Kunden und Bekannten. Sie lässt die Tester die Seife mit geschlossenen Augen auf den Händen verteilen und beurteilt dann mit den Versuchspersonen das Ergebnis. Fazit: Es ist oft nicht alles blau, und es ist noch viel zu tun in Sache Händewaschen.

Aber einen schönen Nebeneffekt spüren die meisten sofort: Husch-husch gilt nicht mehr. „Die Seife bringt Ruhe ins Händewaschen“, sagt Katrin Klein.  

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