Kölner InnenarchitektinWas das Werk von Monika Lepel so besonders macht

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Monika Lepel

Monika Lepel vor dem von ihr gestalteten Altar  in der Düsseldorfer Lutherkirche

  • In Düsseldorf zeigt eine Architekturschau Werke herausragender Architektinnen und Innenarchitektinnen, darunter die der Kölnerin Monika Lepel.
  • Seit 25 Jahren führt diese gemeinsam mit ihrem Mann Reinhard das Unternehmen „Lepel & Lepel Architektur, Innenarchitektur“, das jetzt in Nippes sitzt.
  • Die 58-jährige Innenarchitektin hat zuletzt besonders Räume für Kirchen und Büros entworfen.

Köln – Die Ausstellung „Frau Architekt“ im Haus der Architekten in Düsseldorf zeigt 21 Projekte herausragender Architektinnen, Stadtplanerinnen, Innen- und Landschaftsarchitektinnen sowie Forscherinnen in Nordrhein-Westfalen. Die meisten Arbeiten stammen von Kölner Architektinnen, vornehmlich aus dem Bereich Hochbau. Das Ziel der Präsentation erschließt sich aus dem kompletten Titel: „Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architekturberuf“. Präsentiert werden die beruflichen Werdegänge und vorbildlichen Bauten von Architektinnen der Gegenwart, ergänzt um die Arbeiten und Porträts von Pionierinnen wie der Architektin Maria Schwarz (Köln) und der Innenarchitektin Ellen Birkelbach (Wuppertal).

Es mag Absicht sein, dass der Titel etwas sperrig klingt und die Assoziation an ausgehärteten Beton weckt. Er lässt innehalten. „Frau Architekt“ klingt nicht so vertraut wie „Herr Architekt“. Genau darauf möchte die Ausstellung aufmerksam machen. Es sei wichtig, Frauen der Baukunst in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbarer zu machen, betonte Ursula Kleefisch-Jobst vom Museum für Baukultur zur Eröffnung. Die Schau möchte Vorbilder zeigen, die Identifikation ermöglichen und Mut machen, den Beruf zu ergreifen.

Eichenholzplatten und Betonstücke in der Ausstellung

Es geht um Frauen wie Monika Lepel. Sie ist die einzige Kölner Innenarchitektin, die in der Ausstellung vertreten ist. „Ich erhoffe mir, dass mehr Frauen die Führung in kreativen und wirtschaftlichen Prozessen übernehmen“, sagt die 58-Jährige. Wie das gelingen kann, zeigt ihre eigene Vita. Seit 25 Jahren führt sie gemeinsam mit ihrem Mann Reinhard das Unternehmen „Lepel & Lepel Architektur, Innenarchitektur“. Von Beginn an auf Augenhöhe. „Wir besitzen die gleichen Geschäftsanteile und sind als Innenarchitektin und als Architekt zwei Spezialisten auf unserem jeweiligen Gebiet.“ Bei „Frau Architekt“ präsentiert Monika Lepel ihre Arbeit „Evangelische Lutherkirche Düsseldorf“, fertiggestellt im Jahr 2010. Im Zuge der Sanierung der evangelischen Kirche gestaltete die Innenarchitektin den Altarraum mit Taufbecken, Ambo (Rednerpult) und Altar.

Bemerkenswert ist in erster Linie die Gestaltung des Altars. Auf Wunsch der Gemeinde sollte es ein bewegliches Modell auf Rollen sein, damit im Altarraum rasch und unkompliziert Platz für die zahlreichen Konzerte und Podiumsveranstaltungen geschaffen werden kann. In der Vorstellungswelt von Monika Lepel kommt indes ein Altar auf Rollen „den man einfach so zur Seite schiebt“ nicht vor. Ihre Lösung: zehn Eichenholzplatten und weiße Betonstücke. Aufeinandergeschichtet bilden die Platten den transparenten, leichten und funktionalen Altar. Die einzelnen Module lassen sich Schicht für Schicht aufnehmen und als Elemente an die Wand stellen. Die angelehnten Holzplatten sind die Kulisse für die jeweilige Veranstaltung. Nach deren Ende erhebt sich erneut der Altar als sakraler Mittelpunkt der Kirche.

Der Altar, das Pult als schlanke Stele und das kompakte Taufbecken sind auf unterschiedlichen Ebenen, auf versetzt angeordneten Podesten aufgestellt. „Damit haben wir die ausladende, steile Treppe entspannt. So entsteht eine große Nähe zwischen dem, was im Altarraum geschieht, und den Menschen im Kirchenraum“, sagt Monika Lepel, „diese Arbeit liegt mir sehr am Herzen, darum habe ich sie auch für die aktuelle Ausstellung ausgewählt. Es ist ein Highlight in meiner Historie als Entwerferin. Ich liebe es, Dinge auf den Punkt zu bringen.“

Büros im Clouth-Gelände

Vor allem schätzt die Mutter von zwei Söhnen Projekte, in denen sich viele Menschen zusammenfinden. Das gilt für Menschen in Kirchen –„ich habe ein gutes Verhältnis zu Gott, ich bin eine fromme Frau“ – ebenso wie für Menschen in Büros. Die Gestaltung von Arbeitsplätzen ist ihr ein besonderes Anliegen. „Ich bin glücklich, wenn die Leute hinterher sagen: »Hier arbeite ich gern, das sind gute Arbeitsbedingungen«“. Es geht immer darum, dass Gruppen zusammenkommen, um gemeinsam etwas Gutes zu schaffen. Menschen verdienen im Büro ein Umfeld, das ihnen Sicherheit, Komfort und gesunde Arbeitsbedingungen bietet.“

Mit dem eigenen Büro sind „Lepel & Lepel“ unlängst umgezogen. Das fast 40-köpfige Team arbeitet im neuen Gebäudekomplex „Clouth 104“ in Nippes. Das Quartier, bei dem das Unternehmen nicht nur für die Architektur und Innenarchitektur, sondern auch als Bauherrin verantwortlich war, hat einen öffentlich zugänglichen begrünten Innenhof und verbindet den Neubau mit der denkmalgeschützten Industriefassade der ehemaligen Clouth-Gummiwerke. Für Monika Lepel ist der Weg ins Büro seitdem wie nach Hause kommen. „Ich bin zwar in Brühl geboren, aber meine Oma und meine Mutter stammen aus dem Veedel. Und jetzt bin ich auch »Back to Nippes«.“

Teil der Ausstellung „Frau Architekt“ zu sein, macht sie stolz. „Ich freue mich sehr. Das tut mir und meinem Team gut. Es ist für mich nach 25 Jahren in dem Beruf eine entspannte Art, sich würdigen zu lassen. Ich sehe darin eine Anerkennung meiner Lebensleistung. Ganz wichtig ist es, die Innenarchitektur und die Frauen in diesem Beruf allgemein sichtbarer zu machen. Wir machen so großartige Sachen, nicht alles wird gesehen. Dabei sind die Dinge, die uns umgeben, neben der Haut und der Kleidung doch unsere dritte Hülle.“

Die Ausstellung

In der Schau sind Projekte weiterer Vertreterinnen aus Köln zu sehen: Ute Piroeth (Piroeth Architektur); Prof. Dörte Gatermann (Gatermann + Schossig); Judith Kusch (3pass Architekten); Prof. Anne-Julchen Bernhardt (BeL Sozietät für Architektur); Ragnhild Klußmann (Raumwerk); Prof. Susanne Groß (KSG Kister Scheidhauer Groß); Prof. Barbara Schock-Werner (ehemalige Dombaumeisterin); Christine Muller (Dewey Muller); Bernadette Heiermann (Heiermann Architekten) gemeinsam mit BFR Lab Cologne und Prof. Judith Reitz (Peter Behrens School of Art); Prof. Annette Hillebrandt (msah).

Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architekturberuf, Haus der Architekten, Zollhof 1, 40221 Düsseldorf. Bis 2. Oktober. 

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