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Letzte Schicht im StüsserKölns dienstältester Köbes hört nach 54 Jahren auf – Video zeigt Abschied

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Nach seiner letzten Schicht fand im Brauhaus Stüsser eine Überraschungs-Party für das kölsche Original statt.

Die letzte Schicht wurde die emotionalste. Von 10 bis 16 Uhr hatte Karl Heinz Fischer am Sonntag (21. Dezember 2025) wieder die Gäste im Brauhaus Stüsser bedient. Danach ging er zur Abrechnung der Einnahmen, zog sein T-Shirt aus und wollte nach Hause in seine Wohnung nach Riehl.

Er ahnte nicht, was sich vor dem Lokal im Agnesviertel bereits abspielte. Sein Chef, Pepe Perz, hatte heimlich ein großes Abschiedsfest vorbereitet, zu dem Weggefährten, die Stieftochter und viele Stammgäste eingeladen waren.

Karl Heinz Fischer arbeitete 54 Jahre in Köln als Köbes

Fischer ging nämlich als Kölns dienstältester Köbes mit 82 Jahren in den Ruhestand. Und dieser Moment setzte dem kölschen Original mächtig zu. Immer wieder kamen ihm die Tränen, als er sah, wer alles zu Tür hereinkam, um ihn noch einmal zu umarmen.

Unzählige Kölsch hat „Kalle“ in seinem Leben gezapft und serviert. Zunächst 38 Jahre Em Golde Kappes, anschließend seit 2009 im Brauhaus Stüsser an der Neusser Straße. 54 Jahre als Köbes in Köln. „Ich werde das sehr vermissen“, sagte er zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Angefangen hat er als Möbelspediteur. „Da hat er schon mit meinem Vater und meinem Großvater gearbeitet“, erinnerte sich Gastronom Perz. „Ich bin schon der dritte aus der Familie, mit dem ‚Kalle‘ klarkommen muss.“ Zuletzt arbeitete Fischer noch einmal die Woche im Brauhaus.

Stüsser-Chef über seinen Köbes: „Er war Teil der Familie“

„Wir hatten kein Chef-/Mitarbeiter-Verhältnis. Er war Teil der Familie. Deshalb habe ich ihn auch ‚Ühm‘ genannt. Er war immer ehrgeizig, wollte stets helfen. Aber er ist auch starrsinnig und will allen auf Biegen und Brechen zeigen, dass er es noch draufhat. Freiwillig hätte er auch niemals aufgehört. Deshalb gab es auch regelmäßig Reibereien. Aber ich habe auch eine Fürsorgepflicht.“

Karl Heinz Fischer, Kölns ältester Köbes, wurde am Sonntag (21. Dezember 2025) von seinem Chef Pepe Perz (r.) verabschiedet.

Karl Heinz Fischer, Kölns ältester Köbes, wurde am Sonntag (21. Dezember 2025) von seinem Chef Pepe Perz (r.) verabschiedet.

Auch wenn der rüstige Rentner Anfang 2026 bereits 83 Jahre alt wird, wollte er am liebsten weiter kellnern. „Es hat mich stolz gemacht, ein kölscher Köbes zu sein, ich war es mit Leib und Seele. Es fällt mir schwer, aufzuhören. Aber mein Chef meint, es sei nun genug“, sagt er, bevor ihm wieder die Tränen in die Augen schießen. Seine Frau ist vor sechs Jahren verstorben, da war die Arbeit ein Anker.

Als Fischer vor mehr als fünf Jahrzehnten als Köbes anfing, kostete die Stange Kölsch 65 Pfennig. Das entspricht 0,33 Euro, tatsächlich kostet das Glas aktuell 2,20 Euro. Er selbst hat gar nicht so gerne Bier getrunken. „Ich bleibe immer lieber bei alkoholfreien Sachen. Höchstens wie jetzt in der Weihnachtszeit mal einen Glühwein.“

Georg Schäfer verabschiedet Karl Heinz Fischer.

Zum Abschied von Karl Heinz Fischer (l.) war auch Georg Schäfer, Geschäftsführer Haus Kölscher Brautradition, gekommen.

Bei der Arbeit im Brauhaus sei schließlich ein klarer Kopf gefragt. „Jeder Gast war irgendwie besonders. Im Grunde habe ich mich mit allen gut verstanden“, sagt er. Nur eine Unart mochte er nicht: „Wenn Gäste mit dem Essen nicht zufrieden waren, das aber erst gesagt haben, nachdem sie schon den halben Teller leergegessen hatten.“

Zum Abschied gab es ein Erinnerungsbuch: „Eine Legende verlässt das Gelände“

Ab Dienstag geht es für den Köbes in den zweiwöchigen Urlaub nach Lanzarote. Dort kann er das Erlebte verarbeiten. Zum Abschied gab es ein Erinnerungsbuch. „Eine Legende verlässt das Gelände“, steht drauf. Drinnen haben viele Gäste nette Zeilen hinterlassen. Das Duo Pascal sorgte für Musik.

Köbes Karl Heinz Fischer steht vor dem Brauhaus Stüsser.

Ein letzter Abschiedsgruß vor dem Brauhaus Stüsser. Karl Heinz Fischer verabschiedete sich am Sonntagabend als Kölns ältester Köbes.

Georg Schäfer, der Geschäftsführer vom Haus Kölscher Brautradition, hatte einen besonderen Kranz und eine Videobotschaft von Sitzungspräsident Volker Weininger mitgebracht. „Karl Heinz sieht doch noch gar nicht so alt aus. Er ist ein Unikat und Original. Für diesen Job muss man berufen sein“, sagte der Brauerei-Chef zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich wünsche ihm noch möglichst viele gesunde Jahre.“

Vom Brauhaus-Chef Perz gab es zum Abschied eine Garantie: „Er ist eins der letzten kölschen Originale. Wenn es ihn nicht geben würde, müsste man ihn erfinden. Selbstverständlich wird er auch künftig zu jedem unserer Feste eingeladen.“