KommentarKardinal Woelki wirft im Missbrauchsfall Pilz erneut Nebelkerzen

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Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Präsident der Sternsinger, Winfried Pilz, im Januar 2008 im Kanzleramt.

Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Präsident der Sternsinger, Winfried Pilz, im Januar 2008 im Kanzleramt.

Kardinal Rainer Woelki war erst kurz im Amt des Kölner Erzbischofs, als er sich eine brisante Liste kommen ließ – mit allen Priestern seines Bistums unter Missbrauchsverdacht. Bestimmte Namen müssen ihm aufgefallen sein, nicht nur des seines Ausbilders, des Düsseldorfer Pfarrers O., sondern auch der von Winfried Pilz, der ausgerechnet als Jugendseelsorger und Chef der Sternsinger eine Kultfigur war.

2014 wurde Pilz wegen Missbrauchs bestraft. Das behielten die Kölner Verantwortlichen aber jahrelang für sich. Die Erklärung dafür folgt dem Muster, mit dem Woelki sich permanent aus der Affäre zu ziehen versucht.

Der Mann, der nach Kirchenrecht und ureigenem Amtsverständnis die Allmacht und Allzuständigkeit in Person ist, fällt auf die Frage nach der Verantwortung für die systematische Vertuschung von Missbrauch ins Passiv – die Sprachform der persönlichen und strukturellen Verantwortungslosigkeit.

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Fall Pilz: Woelki schiebt Verantwortung auf seinen Vorgänger Meisner

Die Akte Pilz sei bereits unter seinem Vorgänger Joachim Meisner „geschlossen worden“, heißt es jetzt zum Fall des bislang wohl prominentesten Kölner Missbrauchstäters.

Mag sein. Aber wer hat dafür gesorgt, dass sie – um im Bild zu bleiben – bis jetzt geschlossen blieb? Wer hat entschieden, das Bistum Dresden in Unkenntnis zu lassen, wo Pilz bis zu seinem Tod 2019 lebte? Wer befand, dass der Fall zu heiß sei, um ihn ans Licht zu bringen? Und wer ließ dann auch den hymnischen Nachruf des Kölner Personalchefs auf Pilz durchgehen?

Neue Nebelkerzen, Passiv-Sätze und der „heilige Man“, der Schutzpatron der Drückeberger, werden Woelki hier nicht weiterhelfen.

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