Kommentar zu Kirchen-AustrittenKatastrophenzahlen für den Kölner Bischof

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Wolken über den Domspitzen

Die Menschen kehren dem Kölner Erzbistum den Rücken.

Nach der jüngsten Statistik kommen auf einen (Wieder-)Eintritt 100 Austritte. Ein Übergang zur Tagesordnung ist da nicht angebracht.

Im Sommer 2022 machte der Kölner Kardinal Rainer Woelki zu den – schon damals desaströsen – Austrittszahlen in seinem Erzbistum eine Rechnung auf: Gewiss, es gebe Menschen, die seinetwegen gingen. Aber es gebe auch welche, die seinetwegen kämen. Damit unterschlug er die Relationen: Nach der jüngsten Statistik kommen auf einen (Wieder-)Eintritt 100 Austritte.

Das ist eine der Katastrophenzahlen, die sich kein Bischof mehr schönreden sollte. Bei einem anhaltenden Mitgliederschwund von zwei bis drei Prozent jährlich lässt sich leicht ausrechnen, wann in der Kirche das Licht ausgeht. Man wird gesellschaftliche Säkularisierungsschübe nicht aufhalten oder umkehren können. Aber wenn als Reaktion auf eklatante Missstände und unerledigte Reformaufgaben Hunderttausende ihrer Kirche den Rücken kehren, dann kann man darüber nicht mit einem achselzuckenden „Is’ halt so“ zur Tagesordnung übergehen.

Das aber ist inzwischen der katholische Reflex – zusammen mit einem Gebläse, das die Verantwortung fein verwirbelt und sie niemals bei denen landen lässt, die sonst für alles in der Kirche die „Letztverantwortung“ beanspruchen. Notorische Kirchengegner mögen das Sterben auf Raten dieser großen Institution begrüßen. Für viele Menschen – nicht nur für Gläubige – bedeutet es einen unwiederbringlichen Verlust. Und die Gesellschaft als Ganzes wird sich der bitteren Erkenntnis stellen müssen: Mit dieser Kirche ist kein Staat mehr zu machen.

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