Kommentar zur SchulplatzvergabeKölner Kinder sind Spielbälle einer Lotterie

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Schulkinder Symbol

Kinder auf dem Weg zur Schule.

Köln – Die Kölner Viertklässler können einem leidtun. Sie müssen ausbaden, was ihnen die Stadt mit zu wenig Schulplätzen eingebrockt hat. Gleichzeitig sind sie Teil eines Experiments: Als erster Jahrgang, dessen Anmeldeverfahren durch beliebig viele Mehrfachanmeldungen noch länger dauert, noch viel komplizierter wird und noch mehr Lotterie ist als in den Jahren zuvor.

Anmeldungen, die in beliebiger Zahl ohne eine Rangwertung nebeneinanderstehen, machen jede Überlegung, welche Schule mit welchem Profil zum eigenen Kind passt, obsolet. Das ist das eigentlich Schlimme an dem neuen Verfahren. Wenn Eltern einen Spieltheoretiker befragen müssten, um herauszufinden, mit welcher Anmeldestrategie ihre Chancen am höchsten sind, dann ist etwas schiefgelaufen.

Wartelistenplatz transparent machen

Um eine zumindest etwas abgewogene Entscheidung zu ermöglichen, müsste transparent gemacht werden, auf welchem Wartelistenplatz sich das eigene Kind bei den Schulen, an denen es keinen Platz bekommen hat, befindet. Nur so kann man einschätzen, ob man das Risiko eingeht, einen Platz an einer Schule, die nicht die Herzensschule ist, zurückzugeben.

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Dass das Verfahren nun so läuft, hat sich aber nicht die Stadt ausgedacht. Die juristische Prüfung hatte ergeben, dass das NRW-Schulgesetz Mehranmeldungen zulässt, nachdem Eltern das vergangenes Jahr eigenmächtig so praktiziert hatten. Wenn sich das rumspricht, torpediert das auch die Anmeldeverfahren in Städten wie Bonn oder Düsseldorf. Dort gilt das, was in Köln im letzten Jahr galt: Man darf sich nur an der Wunschschule anmelden. Mehranmeldungen sind dort unzulässig. Dort wird im nächsten Jahr ebenfalls Chaos ausbrechen.

Das Land muss das Schulgesetz also dringend so anpassen, dass ein faires und für die Schulen praktikables Vergabeverfahren möglich wird. Und die Stadt muss den Schulbauturbo noch mehr beschleunigen: Jedes Jahr müssen neue Schulen an den Start gehen – vor allem Gesamtschulen. Das ist alternativlos. Nur so wird sich das Problem lösen. Mit Modulbauten und Totalunternehmern ist die Stadt jetzt aufs Gas gegangen. Den aktuellen Viertklässlern nützt das leider nichts. 

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