Über Wohnraum wird in Köln regelmäßig diskutiert: fehlenden, teuren, neu zu bauenden. Wie stehen die Parteien zu dem Thema? Ein Überblick.
Kommunalwahl 2025Wie die Parteien in Köln sich um das Wohnen kümmern wollen

Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum hat sich in den vergangenen Jahren zugespitzt.
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Zwölf Parteien treten bei den Kommunalwahlen am 14. September in Köln an und wollen in den neuen Stadtrat einziehen. Wir haben sie gebeten, ihre Pläne für die wichtigsten Themen mit eigenen Worten in kurzen Statements zusammenzufassen.
Grüne: Intelligente Nachverdichtung
Köln braucht mehr bezahlbaren Wohnraum – und eine Wohnungspolitik, die das Recht auf Wohnen ins Zentrum stellt. Wir setzen auf intelligente Nachverdichtung statt Flächenverbrauch und den gezielten Ausbau des sozialen Wohnungsbaus, mit dem Ziel: bis zu 50 Prozent geförderter Wohnraum bei größeren Neubauten. Wir wollen das Vorkaufsrecht der Stadt stärken, der GAG und Genossenschaften Vorrang bei der Flächenvergabe geben und die Wohnungsbauprozesse beschleunigen. So schaffen wir lebenswerte Quartiere, die soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und gutes Zusammenleben vereinen.
CDU: Verfahren beschleunigen
Köln braucht bezahlbaren und vielfältigen Wohnraum für alle Generationen. Wir setzen darauf, Quartiere wie Parkstadt Süd, Mülheimer Süden, Deutzer Hafen, Rondorf Nord-West, Porz-Süd und Kreuzfeld konsequent umzusetzen. Um Bauen günstiger zu machen, wollen wir kommunale Standards auf ihre Kostenwirkung prüfen und reduzieren (Hamburger Modell). Strategische Grundstückskäufe und ein Vorkaufsrecht ab 1.000 Quadratmeter sichern Spielräume. Wir beschleunigen Verfahren, digitalisieren Baugenehmigungen, bekämpfen Zweckentfremdung und fördern flexible Wohnformen, Umnutzung leerstehender Büros, Tiny Houses, Nachverdichtung sowie genossenschaftliches Wohnen. So schaffen wir einen gerechten, lebendigen und nachhaltigen Wohnungsmarkt für Köln.
SPD: Mietwucher beenden
Konsequent bezahlbare Wohnungen zu bauen, ist die wichtigste Aufgabe! Mit Mietschutzsatzungen und einer wirksamen Mietpreiskontrolle schützen wir Menschen vor Verdrängung. Gegen besonders dreiste Miet-Spekulanten werden wir Bußgelder verhängen, damit dieser Mietwucher ein Ende hat. Denn Wohnraum ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht. Wir wollen den Wohnungsbau endlich wieder ankurbeln, auch in neuen Stadtvierteln. Mit einem Eine-Milliarde-Euro-Programm, auf die nächsten zehn Jahre hin berechnet, schaffen wir unter anderem 100 Prozent Sozialwohnungen auf städtischen Flächen durch 0 Prozent Erbpachtzins. Wir schaffen mehr Wohnraum für Azubis und Studierende, fördern den Bau von Wohnheimen und setzen uns für ein Studierendendorf ein. Durch schnellere digitale Baugenehmigungen, weniger Bürokratie und klare soziale Vergabekriterien beschleunigen wir die Verfahren.
Die Linke: Kooperatives Baulandmodell ändern
Wir streben an, dass sich die Hälfte aller Kölner Mietwohnungen in öffentlicher oder genossenschaftlicher Hand befindet. Um dies zu erreichen, fordern wir ein kommunales Wohnungsunternehmen, das ausschließlich preiswerte Mietwohnungen baut und diese im Bestand dauerhaft und preiswert hält. Das kooperative Baulandmodell muss geändert werden: Der Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen muss auf 75 Prozent erhöht werden. Wohnfläche ist für gemeinschaftliches Wohnen für Menschen mit psychischer und/oder geistiger Behinderung anzubieten. Gegen Mietwucher muss entschieden vorgegangen werden. Dafür wollen wir unter anderem das Wohnungsamt stärken. Wir wollen Verdrängung verhindern. Die soziale Erhaltungssatzung soll für weitere Wohnquartiere ausgesprochen werden.
FDP: Mehr Flächen für den Bau
Bezahlbaren Wohnraum in Köln zu finden, wird immer schwerer und belastet insbesondere junge Menschen und Familien. Das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage ist kein Zufallsereignis, sondern eine Folge der gescheiterten Baupolitik unserer Stadt. Wir benötigen mehr Wohnraum, damit dieser auch wieder günstiger wird. Deshalb fordern wir, dass mehr Flächen für den Bau ausgewiesen werden. Darüber hinaus dürfen die Bauherren nicht durch weitere kommunale Zusatzanforderungen abgeschreckt werden. In Köln zu bauen, muss wieder attraktiv sein. Dazu gehört auch, dass man nicht ewig auf Genehmigungen für Vorhaben warten muss. Wir wollen ein Recht auf zeitnahe Rückmeldung durchsetzen und eine Zweifelsregelung einführen, bei deren Eintritt von der Genehmigung des Projekts ausgegangen werden kann.
Volt: Kooperatives Baulandmodell erweitern
Volt Köln setzt sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung ein, die den wachsenden Bedarf an Wohnraum deckt und gleichzeitig ökologische sowie soziale Aspekte berücksichtigt. Wir unterstützen den Bau CO2-neutraler Wohnquartiere, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist die Erweiterung des kooperativen Baulandmodells. Zudem fördern wir gezielt Maßnahmen zur Gebäudesanierung und den Ausbau von Photovoltaik, um klimafreundliches Wohnen in Köln zu ermöglichen. Unser übergeordnetes Ziel ist ein lebenswertes Köln für alle Bürgerinnen und Bürger.
AfD: GAG soll Wohnungen verkaufen
Köln braucht mehr Wohnraum – nicht mehr Bürokratie. Neubau muss Vorrang haben und Milieuschutz oder Zweckentfremdungssatzungen dürfen die Schaffung oder den Erhalt von Wohnraum nicht ausbremsen. Das Baurecht vereinfachen, Bauzeiten verkürzen, Höhenbegrenzungen überprüfen, Verdichtung in Betracht ziehen, neue Bauflächen schneller ausweisen und kreative Bauformen fördern durch Überbauungen bestehender Strukturen oder Projekte mit gemischter Nutzung sind die richtigen Schritte, um Wohnraum zu schaffen. Die GAG soll verstärkt Wohnungen an Mieter verkaufen, um Eigentumsbildung zu fördern. Der Wohnungsmarkt entspannt sich nur durch mehr Angebot, nicht durch Verbote.
Gut und Klima-Freunde: Keine Grundstücke an Investoren
Wohnen ist ein Grundrecht: Wir setzen uns für bezahlbaren Wohnraum für alle ein – unabhängig von Alter, Einkommen oder Herkunft – ohne dabei Grünflächen zu vernichten. Deshalb setzen wir unter anderem auf Aufstockungen, Schließen von Baulücken oder Überbauen von Supermarkt-Parkplätzen und fördern Wohnungstausch, Wohnen für Hilfe und ähnliche Programme. Die Mietpreisbindung der rund 15.700 auslaufenden Sozialwohnungen muss erhalten bleiben, da das günstiger als Neubau ist. Die Stadt soll keine Grundstücke mehr an Investoren verkaufen, sondern mit einer städtischen Wohnungsgenossenschaft selbst bauen und ungenutzte Flächen (unter anderem Mülheimer Süden) zurückkaufen. Bei Neubauten über acht Wohneinheiten fordern wir mindestens 50 Prozent geförderten Wohnraum. Mietpreisbremse und Erhaltungssatzungen sind wichtige Instrumente unserer Wohnungspolitik.
Die Partei: Wohnturm für den Dom
a) Wohnturm für den Dom: Wir setzen uns für den Ausbau einer dritten Domspitze mit Wohnapartments ein. Das schaut nicht nur dämlich aus, sondern wird auch ganz schön teuer für die Mieter, generiert also hohe Steuereinnahmen für den städtischen Haushalt. Für das Proletariat verweisen wir darauf, dass unsere Wahlplakate nach der Wahl abnehmbar sind. Zwei geschickt positionierte Plakate ergeben ein Studio-Apartment in bester Stadtlage Ihrer Wahl. b) AZ im 7. Himmel: Durch eine Umsiedlung des Autonomen Zentrums in den Colonius wird allen geholfen. Der Colonius wird endlich wieder genutzt, das AZ hat einen Zufluchtsort abseits der Polizei (gut 250 Meter) und es gibt auch keine Nachbarn, die sich daran stören könnten.
Die Basis: Bürgerbeteiligung stärken
Rat und Verwaltung haben ihre Neubauziele deutlich verfehlt. Private Investoren errichten vor allem teure Wohnungen für einkommensstarke Haushalte, während kaum bezahlbarer Wohnraum für Familien und Normalverdiener entsteht. Unser Ansatz: Bürgerbeteiligung stärken (Stadtplanung nach den Bedürfnissen der Menschen), Bauland vorrangig an gemeinnützige oder genossenschaftliche Träger vergeben und Spekulation unterbinden. Lückenbebauung und Aufstockungen bieten Potenzial, ohne neue Flächen zu beanspruchen. Umwidmung bisheriger Gewerbegebiete in Wohngebiete prüfen. Konzentration auf den Bau bezahlbarer Wohnungen für die große Mehrheit der Bevölkerung. Keine Verschärfung von Bauvorschriften durch zusätzliche städtische Auflagen und Bestimmungen, die Baukosten und damit später Mieten erhöhen.
Bündnis Sahra Wagenknecht: Wohnungsnotstand erklären
In Köln leben 75 Prozent der Bevölkerung zur Miete, und es mangelt an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere bei geringem bis mittlerem Einkommen. Der Bestand der Sozialwohnungen sank von 105.000 in Jahr 1990 auf 37.000 in 2023. Die Stadt sollte Grundstücke strategisch erwerben und das Vorkaufsrecht nutzen. Das BSW fordert die Erklärung des Wohnungsnotstands, den Aufbau einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, die Vergabe von Grundstücken an gemeinnützige Träger und eine Leerstandsabgabe. Auch Lösungen für Auszubildende und Senioren sind notwendig, wie Werkswohnungen und Wohnheime. Die Kommune muss auch endlich personelle Maßnahmen ergreifen, da Bauanträge und -genehmigungen hier oftmals Jahre dauern.
Kölner Stadt-Gesellschaft: Jährlich 1500 neue Wohnungen
Wir gründen die „WoiK“ als städtische Wohnungsbaugesellschaft, um jährlich 1500 neue Wohnungen zu schaffen – mindestens die Hälfte davon gefördert. Brachflächen und Baulücken werden gezielt entwickelt, Industriebrachen wie Deutzer Hafen oder das Otto-Langen-Quartier intelligent umgebaut. Nachverdichtung durch Aufstockungen und modulare, ökologische Bauweisen sorgen für bezahlbaren, nachhaltigen Wohnraum.