Die Umfrage offenbart eine Unzufriedenheit bei der Bevölkerung mit den führenden Kölner Parteien CDU und Grüne.
Umfrage vor KommunalwahlSo reagieren die Kölner Parteien auf den Köln-Check

Blick auf das Historische Rathaus: Die Kölner Parteien ziehen Konsequenzen aus dem Köln-Check (Symbolbild).
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Die Kölner Parteien ziehen unterschiedliche Konsequenzen aus dem Köln-Check, der vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage. Das Ergebnis: Grüne, SPD, FDP und Volt würde schlechter abschneiden als bei der vorigen Wahl 2020, die Linke und AfD deutlich besser, die CDU ähnlich.
Die CDU käme laut Umfrage bei der Kommunalwahl auf 20 Prozent (eineinhalb Prozentpunkte weniger als 2020) – Kölner würden sie bei einer Landtagswahl allerdings zu 27 Prozent wählen. Die Kölner Parteivorsitzende Serap Güler sagt auf Anfrage: „Auch als Teil des Ratsbündnisses haben wir erlebt, wie schwierig es oft war, dringend nötige Veränderungen umzusetzen.“ Und weiter: „Die Menschen in Köln wünschen sich einen spürbaren Aufbruch. Die Kritik an Verwaltung und Stadtspitze ist deutlich und sie muss Konsequenzen haben.“
Unzufriedenheit mit führenden Kölner Parteien – Grüne: „viel zu tun“
Auch die Grünen würden bei einer Landtagswahl laut der Umfrage besser abschneiden als bei der Kölner Kommunalwahl, wo sie seit zehn Jahren ein Bündnis im Rat bilden. Das zeigt Unzufriedenheit mit der Arbeit der beiden führenden Kölner Parteien.

Für Serap Güler von der CDU Köln ist der Köln-Check ein eindeutiger Beleg, dass die Unzufriedenheit bei den Kölnerinnen und Kölnern groß derzeit groß ist.
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Die Ergebnisse des Köln-Checks, bei dem zum Beispiel 81 Prozent der Befragten sagten, Köln habe sich zum Nachteil entwickelt, nehme die CDU „sehr ernst“. „Sie zeigen, wie groß die Unzufriedenheit ist und dass viele Menschen auf der Suche nach Orientierung sind“, sagt Güler.
Die Parteivorsitzenden der Grünen, Kirsten Jahn und Cyrill Ibn Salem, blicken vor allem auf die positiven Erkenntnisse aus dem Köln-Check. Es sei ein gutes Signal, dass die Kölnerinnen und Kölner trotz all der Krisen in der Welt gerne in ihrer Stadt leben, teilten sie mit, auch wenn es jetzt „viel zu tun gibt“: Die KVB müsse öfter fahren, es brauche mehr bezahlbaren Wohnraum und sie halten an dem Ziel fest, dass Köln bis 2035 klimaneutral werden müsse.
SPD ist nicht überrascht – auch FDP schneidet schlecht ab
Bei den Kölnern besser als bei einer jetzigen Landtagswahl würde hingegen die SPD abschneiden. Die Co-Vorsitzende der Köln SPD, Claudia Walther erklärt das so: „Das Interesse liegt derzeit auf der Kommunalwahl. Da ist es normal, dass sich die Wählerinnen und Wähler derzeit mehr mit den Problemen in Köln als mit den Fehlern von Ministerpräsident Wüst und seiner Schwarz-Grünen Stillstands-Koalition beschäftigen.“

Claudia Walther, Co-Vorsitzende der Köln SPD, hat sich zum Köln-Check geäußert. (Archivbild)
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Der Co-Vorsitzende Andre Schirmer sagt, das schlechte Ergebnis für die OB und die Entwicklung Kölns auch durch das Ratsbündnis überrasche ihn angesichts von „Mietmisere, Verwahrlosung, Verkehrschaos und soziale Spaltung“ nicht. Anders als 2020 ist die SPD der Umfrage nach allerdings nur noch drittstärkste Partei in Köln hinter den Grünen und der CDU.
Die FDP schneidet wie bei der Bundestagswahl im Februar, seit der sie nicht mehr im Parlament vertreten ist, auch im Köln-Check schlecht ab. Drei Prozent würden sie demnach im September wählen. Bei der vorigen Kommunalwahl holte sie in Köln noch 5,26 Prozent, fünf Sitze im Rat. Der stellvertretende Kölner Parteivorsitzender Filip Günther sagt: „Ohne Frage entspricht der Umfragewert von drei Prozent nicht unseren Ansprüchen an uns und unsere Arbeit.“ Dafür sei auch die „geringere bundespolitische Sichtbarkeit“ mitverantwortlich. Entgegen dem Trend will die FDP bei der Ratswahl sieben Sitze holen. Die Parteivorsitzende Maria Westphal sagt: „Wer wirklich für eine Veränderung sorgen möchte, muss sich trauen, die Veränderung zu wählen.“
Linke und AfD schneiden in Umfrage besser ab als 2020
Das erst voriges Jahr gegründete BSW erreichte noch zwei Prozent bei den Befragten, alles darunter wird nicht mehr namentlich erwähnt, sondern in der Kategorie „Sonstiges“ zusammengefasst – dort hin ist auch Volt abgerutscht. 2020 holte die damals noch neue Partei in Köln 4,98 Prozent und ist seit dem mit vier Ratsmandaten als dritte Fraktion Teil des Mehrheitsbündnisses. In der Partei reißt der Optimismus allerdings nicht ab, zehn Prozent will sie holen. Eine Sprecherin teilt mit, man setze auf die 41 Prozent noch Unentschlossenen, auch eine Zahl, die die Umfrage hervorbrachte.
Deutlich besser als vor fünf Jahren schneiden AfD und Die Linke ab. Die Linke holte damals 6,48 Prozent, in der Umfrage jetzt elf. Die Bitte um Stellungnahme ließ die Partei unbeantwortet. Die AfD würde laut „Köln-Check“ jetzt fünftstärkste Kraft werden. Ihr OB-Kandidat steht mit sieben Prozent der Stimmen (ausschließlich von den Anhängern seiner Partei) nach den OB-Kandidaten der CDU, Grünen und SPD auf Platz vier in der Umfrage. Der Parteivorsitzende Christer Cremer sagte: „Wir sind darüber positiv überrascht und glauben, darauf im Wahlkampf mit unserem OB-Kandidaten Matthias Büschges aufbauen zu können.“