Im Vorfeld der im September anstehenden Kommunalwahl hat Forsa in der Stadt Köln 1002 zur Kommunalwahl wahlberechtigte Kölner befragt.
Köln-CheckSo würden die Kölner aktuell wählen

Die Zustimmungswerte von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sind laut einer Umfrage abgestürzt.
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Die Ergebnisse des Köln-Check zeichnen das Bild einer Bevölkerung, die weder mit der Arbeit ihrer Stadtverwaltung noch mit der ihrer Oberbürgermeisterin zufrieden ist. Es zeigt sich außerdem, dass der Ausgang des politischen Wettstreits um die Nachfolge von Henriette Reker noch völlig offen ist. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.
Zufriedenheit mit der Stadtverwaltung und der Oberbürgermeisterin
Nach zehn Jahren an der Spitze der Stadtverwaltung wird in diesem Jahr die Amtszeit der parteilosen Oberbürgermeisterin Henriette Reker enden, die von den Grünen und der CDU unterstützt wurde. Die 68-Jährige hatte sich dafür entschieden, am 14. September nicht noch ein drittes Mal zur Wahl anzutreten. Ob sie es allerdings überhaupt geschafft hätte, ein weiteres Mal gewählt zu werden, erscheint vor dem Hintergrund der Umfrageergebnisse zumindest fraglich. Denn Henriette Rekers Zustimmungswerte sind deutlich abgestürzt. Waren im Jahr 2017 noch 47 Prozent der Befragten mit der Arbeit der Oberbürgermeisterin zufrieden, sind es derzeit nur noch 28 Prozent.
Den größten Rückhalt genießt Reker demnach bei den Anhängern der Grünen. 47 Prozent von ihnen sind mit ihrer Arbeit zufrieden, gleichwohl sind weitere 47 Prozent weniger oder gar nicht zufrieden. Sechs Prozent verzichteten auf eine Bewertung. Unter den Anhängern der CDU sind nur 29 Prozent zufrieden und damit gerade einmal ein Prozent mehr als es bei den Anhängern der SPD der Fall ist, die bei den zwei zurückliegenden OB-Wahlen 2015 und 2020 jeweils Gegenkandidaten zu Reker ins Rennen schickte.
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Dazu passt, dass nur 17 Prozent der Befragten mit der Arbeit der von Henriette Reker geführten Stadtverwaltung zufrieden sind. 2017 waren das noch 46 Prozent. Insbesondere bei Arbeitern und Angestellten (18 Prozent) sowie Selbstständigen (elf Prozent) gibt es nur wenig Zustimmung für die Leistung der Stadt Köln. Unter den Beamten sind es immerhin noch 30 Prozent, die für die Stadt Zuspruch finden.
Relativ bekannte Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt
Elf Kandidatinnen und Kandidaten wollen die Nachfolge Rekers antreten, und viele von ihnen verfügen über eine größere Bekanntheit, als es zu erwarten war. Den höchsten Bekanntheitsgrad erreicht demnach der Kriminalbiologe Mark Benecke, der wie bereits im Jahr 2015 für die Satire-Partei „Die Partei“ als Oberbürgermeisterkandidat antritt. Das dürfte allerdings mehr seinen zahlreichen Medienauftritten zuzurechnen sein und weniger seinem politischen Engagement.

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Immerhin 31 Prozent der Befragten und somit ein gutes Drittel kennt auch den SPD-OB-Kandidaten Torsten Burmester, der Ende 2024 aufgrund seiner Kandidatur als Vorstandsvorsitzender beim Deutschen Olympischen Sportbund abberufen wurde. 26 Prozent wissen etwas mit dem Namen des CDU-Kandidaten Markus Greitemann anzufangen, der als Baudezernent Teil des Kölner Stadtvorstands ist. 24 Prozent kennen Berivan Aymaz, Kandidatin der Grünen und Vize-Landtagspräsidentin.
Weiter abgeschlagen folgen der Unternehmer Roberto Campione (17 Prozent), der Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter (15 Prozent) und der Unternehmer Lars Wolfram, der für Volt antritt (zehn Prozent). Die weiteren vier Kandidatinnen und Kandidaten, darunter auch FDP-Fraktionschef Volker Görzel, erreichen lediglich einstellige Prozentzahlen.
Die für kommunale Verhältnisse in einer Millionenstadt relativ hohen Bekanntheitsgrade bedeuten allerdings nicht, dass das Rennen um das Oberbürgermeisteramt bereits gelaufen ist. Ganz im Gegenteil ist der Ausgang wohl völlig offen. Elf Prozent würden demnach Markus Greitemann ihre Stimme geben, jeweils zehn Prozent Torsten Burmester und Berivan Aymaz. Dahinter folgt mit sieben Prozent Matthias Büschges für die AfD, der allerdings ausschließlich von den eigenen Anhängern Zustimmung erhält.
Partei-Anhänger wählen nicht unbedingt eigenen OB-Kandidaten
Für eine Überraschung sorgt das Ergebnis, dass die Befragten nicht automatisch den Kandidaten oder die Kandidatin der Partei ins Oberbürgermeisteramt wählen wollen, für die sie bei der Wahl in den Stadtrat stimmen wollen. Nur etwa die Hälfte will dem Automatismus folgen, die Partei samt dazugehörigem OB-Kandidaten zu wählen. 16 Prozent wollen unterschiedlich wählen und 32 Prozent sind noch unentschieden.

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Das könnte sich vor allem für Berivan Aymaz zum Problem entwickeln. Nur 52 Prozent der Grünen-Anhänger wählen demnach meistens den Kandidaten der Partei, die sie auch bei der Wahl des Stadtrats wählen. Bei der SPD sind das hingegen 69 Prozent und bei der CDU 65 Prozent. Hinzu kommt, dass unter den Befragten nur 41 Prozent der Grünen-Anhänger Aymaz ihre Stimme geben wollen, während 64 Prozent der CDU-Anhänger Markus Greitemann und 57 Prozent der SPD-Anhänger Torsten Burmester wählen wollen. Sie genießen innerhalb der eigenen Wählerschaft also einen größeren Rückhalt als Aymaz in ihrer.
Allerdings: 41 Prozent der Befragten wollten innerhalb der Befragung gar keinem der elf Oberbürgermeisterkandidaten ihre Stimme geben. Es steht aber zu erwarten, dass die meisten von ihnen sich bis zur Wahl am 14. September noch für jemanden entscheiden werden. Ein Schlüssel zum Wahlerfolg dürfte es für die OB-Kandidaten daher sein, die bislang Unentschlossenen noch für sich zu gewinnen.
Die Aussichten für die Kölner Parteien bei der Kommunalwahl
Was die Kommunalwahl anbelangt, sieht die Befragung die Grünen mit 24 Prozent vor allen anderen Parteien. Das wäre allerdings deutlich schlechter als ihr Ergebnis bei der Kommunalwahl 2020. Damals gewannen die Grünen mit 28,52 Prozent sehr deutlich. Die CDU käme laut der Umfrage mit 20 Prozent auf den zweiten Platz, 2020 war es mit 21,49 Prozent der dritte Platz. Die SPD erhält von 18 Prozent der Befragten eine Stimme, was für Platz drei reicht. 2020 waren es 21,58 Prozent, was damals Platz zwei bedeutete. Die Linke kommt in der Befragung auf elf Prozent (2020: 6,48) und die AfD auf zehn Prozent (2020: 4,38 Prozent). Die FDP erreichte bei der Umfrage drei Prozent, 2020 waren es 5,26 Prozent.

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Grüne und CDU, die in Köln seit zehn Jahren das Ratsbündnis bilden, würden bei einer Landtagswahl besser abschneiden als bei der Kommunalwahl und zudem die Plätze miteinander tauschen. 27 Prozent der befragten Kölner würden im Land die CDU wählen, 25 Prozent die Grünen. Die SPD käme hingegen nur auf 14 Prozent und würde bei einer Landtagswahl somit schlechter abschneiden als auf kommunaler Ebene.
Wie gut die Wählerinnen und Wähler die Kölner Ratsmitglieder kennen
Die künftigen Mitglieder des Kölner Stadtrats werden viel dafür unternehmen müssen, um bei den Wählerinnen und Wählern bekannter zu werden. Lediglich 23 Prozent der Befragten, also nicht ganz ein Viertel, kennen das für ihren Bezirk zuständige Mitglied des Stadtrats. Zum Vergleich: NRW-weit sind es 31 Prozent, also knapp ein Drittel. Und die Befragten wirken relativ ernüchtert, denn sie erwarten vom künftigen Stadtrat und der künftigen Oberbürgermeisterin oder dem künftigen Oberbürgermeister offenbar nur wenig. Lediglich 32 Prozent glauben, dass die neuen Kräfte die Probleme in Köln besser lösen werden als ihre Vorgänger. 38 Prozent glauben, dass sie es nicht besser hinbekommen werden und 30 Prozent haben keine klare Meinung dazu.
Die weitverbreitete Annahme, dass die Wähler auch bei Kommunalwahlen die Bundes- und Landespolitik im Hinterkopf haben und auf dieser Grundlage ihr Kreuzchen machen, widerlegt die Befragung. 72 Prozent sagen, für ihre Entscheidung zähle ausschließlich die Politik vor Ort.