Veedels-CheckDie Kölner und die Parkplatznot – diese Dinge könnten helfen

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Das unerlaubte Parken auf dem Bürgersteig ist ein häufiges Phänomen.

Das unerlaubte Parken auf dem Bürgersteig ist ein häufiges Phänomen.

  • Autofahrer haben es in vielen Kölner Veedeln schwer, Parkplätze zu finden - Die Suche dürfte in Zukunft noch schwerer werden

Köln – Wer kennt es nicht, das Kölner Lied von der Parkplatznot? Besonders, aber längst nicht nur die, die in der Südstadt, in Sülz, Deutz oder Ehrenfeld wohnen, summen es jeden Abend, wenn sie mit dem Auto von der Arbeit kommen und keine Garage haben. Änderungen nicht in Sicht.

Denn zusätzliche Parkplätze im stetig wachsenden Köln sind gerade in den innenstadtnahen Vierteln nicht zu erwarten. In einer zunehmend verdichteten Stadt haben Politik und Verwaltung keine andere Wahl, wenn sie gleichzeitig ausreichend Raum für Fußgänger und Radfahrer sowie Freiraum für eine lebenswerte Stadt schaffen wollen.

Ist das Auto in der Stadt ein Auslaufmodell? Nicht zwangsläufig. Aufgabe von Stadt und Politik ist auch, die knappen Parkplätze anders zu verteilen. Im Folgenden haben wir wichtige Maßnahmen und Streitpunkte aufgelistet.

Stellplatzschlüssel

Wer neu baut, muss eine gewisse Anzahl von Parkplätzen nachweisen. Das gilt seit den 1960er Jahren. Damals entstanden Garagenhöfe. Heute bauen Investoren Tiefgaragen. Nicht überall muss für jede neue Wohnung ein Parkplatz her.

"Wir wollen nicht, dass Parkplätze gebaut werden, die dann nicht gebraucht werden", sagt Jürgen Möllers vom Kölner Amt für Straßen und Verkehrstechnik zu dem Thema. Deshalb können die Vorgaben je nach Verkehrsanbindung um bis zu 50 Prozent reduziert werden.

Bewohnerparken

Die Stadtverwaltung räumt vielen Anwohnern bereits ein Vorrecht ein: Wo Bewohnerparken eingeführt wurde, können sie ihr Auto ohne Parkschein abstellen. Der Ausweis gilt für ein räumlich abgegrenztes Gebiet und kostet 30 Euro im Jahr. Ein Anspruch auf einen Parkplatz ist damit nicht verbunden. Parkautomaten sollen dafür sorgen, dass Anwohner eher fündig werden.

Wer mit dem Auto zu seinem Arbeitsplatz in ein solches Viertel fährt, muss am Automaten zahlen und darf oft nur maximal vier Stunden stehen bleiben. Anwohner vor Pendlern - dieses Prinzip wird ausgeweitet. In der Innenstadt gilt das flächendeckend. Fortlaufend werden neue Zonen eingerichtet, unter anderem in Ehrenfeld, Bayenthal und Sülz.

Kampf um die Bürgersteige

Wer sich die Bürgersteige in den engen Straßen von Deutz, Ehrenfeld, Sülz, Nippes, im Severinsviertel oder im Agnesviertel anschaut, sieht sofort, zu wessen Lasten in der Vergangenheit Parkplätze ausgewiesen wurden. Die Norm für den Straßenbau sieht vor, dass Eltern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrern, Senioren mit Rollatoren und allen anderen Nutzern der Gehwege zwei Meter plus Sicherheitsabstand zur Fahrbahn zur Verfügung stehen sollen. Soweit die Theorie.

Vielerorts allerdings ist das Parken auf Bürgersteigen erlaubt oder wird geduldet. Und immer noch werden Parkplätze selbst in engen Straßen schräg zur Fahrbahn eingezeichnet. So lassen sich 30 bis 50 Prozent mehr Autos unterbringen.

Das hat zur Folge, dass für breite Bürgersteige oder gar neue Fahrradspuren oft kein Platz übrig ist. Ein Umdenken habe aber längst eingesetzt, sagt Jürgen Möllers: "Wir müssen den Raum anders aufteilen und können nicht jede Ecke zuquetschen."

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Für andere ist das längst überfällig. "Die kleinen Straßen in Ehrenfeld sind zum Glück wenig befahren. Da nehme ich von vornherein die Fahrbahn", sagt Hort Ladenberger. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen und setzt sich als Geschäftsführer des "Zentrums für selbstbestimmtes Leben" für weniger Barrieren im öffentlichen Raum ein. Er fordert eine "neue Abwägung" der Interessen im Straßenraum, von der nicht nur Rollstuhlfahrer profitieren würden.

Und inzwischen erfahren Forderungen wie seine auch breite politische Unterstützung. Eine Mehrheit der Bezirksvertreter in Ehrenfeld etwa hatte die Nase voll von den zugeparkten Straßen in ihrem Stadtteil. Als sie über neue Bewohnerparkzonen entscheiden sollten, trugen sie der Verwaltung auf, bei dieser Gelegenheit für ausreichend Platz auf den Gehwegen zu sorgen.

Die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik - eigentlich ein Gremium ohne jegliche Entscheidungskompetenz - empfahl, diesen Beschluss stadtweit umzusetzen. Und siehe da: Das Verkehrsamt übernahm das Ziel für das vor kurzem vorgelegte Parkraumkonzept in Bayenthal, auf Kosten einiger Dutzend Parkplätze. Die Bezirksvertreter in Rodenkirchen signalisierten Zustimmung.

Parken, Essen und Shoppen

Entspanntes Flanieren auf der Einkaufsstraße, ruhige Ecken, die zum Verweilen einladen, vor dem Lieblingslokal noch einen Tisch finden - all das sind Wünsche die immer häufiger mit den Interessen der Parkplatzsucher kollidieren. Seit kurzem können Gastronomen beantragen, Parkplätze vor ihren Lokalen für die Außengastronomie zu nutzen. Einkaufsstraßen werden komplett vom ruhenden Verkehr befreit.

Dass weniger Parkplätze schlecht fürs Geschäft sind, muss nicht zwangsläufig gelten. Die Severinstraße etwa ist wesentlich einladender, seit Poller statt Autos ihre Ränder säumen. Zum Ausgleich wurde ein Parkplatz mit einem Parkdeck aufgestockt und ist gut ausgelastet.

Quartiersgaragen

Parkhäuser, so die Hoffnung vieler, könnten verstärkt Abhilfe schaffen. Die Forderung nach neuen Garagen auf oder unter zentralen Plätzen im Viertel sowie die bessere Nutzung der gewerblichen Parkhäuser gehören zu den konkreteren Vorschlägen. Viele bestehende Parkhäuser sind schlecht ausgelastet. Dort könnte die Verwaltung mit den Betreibern stärkere Anreize schaffen, etwa für Pendler. Parkplätze von Supermärkten stehen nachts leer. Sie könnten von Anwohnern genutzt werden. Möllers bremst zwar die Erwartungen: "Wir können den Betreibern nicht garantieren, dass morgens alle Anwohner den Parkplatz verlassen haben." Apps sollen dafür sorgen, dass freie Parkplätze in Echtzeit angezeigt werden.

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